Kein Kas, dieser Berg: Wie ein kleines Skigebiet gerettet wurde
Beseelte Skifreunde retteten „ihren“ Kasberg im Almtal und machten ihn zu etwas Besonderem: Schneesicherer und leistbarer Winterspaß für Groß und Klein, Pistenfreaks, Tourengeher und Wanderer.
Wenn sich eine rüstige Neunzigjährige aus Solidarität eine Saisonkarte für „ihr“ Skigebiet kauft; eine Familienmutter am Sonntag ehrenamtlich in das Kostüm des Maskottchens Bruno Kasbär schlüpft und im Skikinderland Zuckerl verteilt; wenn lokale Bauern in Windeseile mit ihren Traktoren anrücken, um verschneite Wiesen für dringend benötigte Zusatz-Parkflächen zu planieren, und der Geschäftsführer höchstpersönlich Autofahrer einweist ... Wenn alle an einem Strang ziehen, um ihr Skigebiet vor der Haustüre zu retten: Dann spürt auch der nicht-einheimische Gast eine wohltuende Aufbruchsstimmung.
Retro-Charme inmitten intakter Natur
Es herrscht eine feine Atmosphäre oben am Kasberg bei Grünau im Almtal: Hier geht es viel freundschaftlicher, familiärer und gemütlicher als in den riesigen Skiwünsche-Erfüllfabriken Westösterreichs zu. Der Kasberg gefällt mit nostalgischem Retro-Charme inmitten intakter Natur mit ausgedehnten Wäldern. Das erinnert den, der es schon einmal erleben durfte, ein wenig an die Skigebiete in Colorado (USA) mit ihrer dezenten Wild-West-Stimmung mitten im Nirgendwo.
Schockmeldung im Sommer
Im Sommer 2023 schockierte die Meldung „der Kasberg muss schließen“ Wintersportfreunde nah und fern: Konkurs wegen massiver Misswirtschaft der vorigen Geschäftsführung. Dreißigtausend Fans unterschrieben eine Petition zur Erhaltung ihres Kasbergs, in Linz ging man dafür auf die Straße.
Ein Berg für alle
Einem kleinen Grüppchen engagierter Almtaler gelang schließlich, das drittgrößte Skigebiet Oberösterreichs aus der Konkursmasse heraus zu pachten. Der Zusammenhalt im Tal – Bevölkerung, Förderverein Lebenswertes Almtal, Tourismusverband Traunsee-Almtal sowie hier ansässige Firmen und kleine Betriebe – war enorm. „Gemeinsam lukrierten wir rund 650.000 Euro für die nötigsten Sofortmaßnahmen“ erzählt Fritz Drack jun. Der Unternehmer ist einer der drei Geschäftsführer der neuen Kasberg Betriebs GmbH sowie Sohn des legendären Skigebietsgründers. „Ich habe hier Skifahren gelernt und im Winter jede freie Minute verbracht. Die Einheimischen, die vielen Skiklubs, die großen Firmen im Alpenvorland brauchen den Kasberg. Er ist immens wichtig für die Standortqualität!“
Für Familien und Kinder geeignet
Genau genommen ist der Kasberg kein Ski-, sondern ein Multisport-Familienberg. Auf Skifahrer warten dreiundzwanzig bestens präparierte Kilometer Pisten von Blau bis Schwarz, vierzehn zwar etwas nostalgische, aber durchaus komfortable Lifte (zwei Gondelbahnen, ein Sessellift, ansonsten Schlepper) sowie ein gepflegter Funpark. Die allerersten Schneepflugbögen gelingen in Brunos Kinderskiarena in sonniger Lage neben der Bergstation kinderleicht. Abseits der schneesicheren Pisten geht der Winterspaß mit (Schneeschuh-)Wanderwegen sowie Skitouren-Trails weiter – begleitet vom herrlichen Panorama mit Totem Gebirge, Traunstein, Großer Priel und Dachstein.
Anreise
mit Westbahn oder ÖBB bis Wels, weiter mit Almtalbahn bzw. gratis Skibussen
Skifahren
Tagesskipass 49 € online (52 € an der Kassa); Skiverleih und Skischule. kasberg.at, traunsee-almtal.at
Events
Snowrun am 10. 2., „Der Kasberg kocht“ am 2. 3. und Kinder-Rennen „WSV KidsXBattle“ am 30. 3.
Schlafen
– Hochberghaus: mitten im Skigebiet, hochberghaus.at
– JUFA Hotel Almtal 3*: für Familien, gratis Skibus, jufahotels.com/hotel/almtal
– Romantikhotel Almtalhof 4*: entzückendes historisches Haus aus 1911
Tourengeher willkommen
Ein großes Herz haben die neuen Betreiber für Skitouren-Pistengeher. „Wir laden alle ein. Wenn sie keinen Lift benützen, müssen sie nichts zahlen. Das verbreitete sich rasch auf Social Media und trägt viel zu unserem guten Image bei“, freut sich Drack. Die Kasberg-Preispolitik zielt auf leistbaren Skispaß für die ganze Familie ab. Gegen den Trend wurden die Tickets am Kasberg nicht teurer. Mehr noch: Viele Kartentarife wurden sogar reduziert. „Der Kasberg soll Geschichte schreiben und nicht Geschichte sein,“ umreißt Drack sein Credo. Das Ziel seiner Vorwärtsstrategie ist klar: Der oberösterreichischen Landesregierung beweisen, dass „der Kasberg funktioniert, wenn man nur will!“
Zusätzlich ist die GmbH auf der Suche nach großen Investoren – auch für neue, qualitätsvolle Beherbergungsbetriebe. Es herrscht Aufbruchstimmung im Tal.
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