Wanderer mit Hund zu Sonnenaufgang im Almenland
Oststeiermark

Schneeschuhwandern in der Oststeiermark: Auf leisen Sohlen durch den Winter

Schneewandern bei Sonnenaufgang, Langlaufen und Klosterstille – die Joglland-Waldheimat und das Almenland bergen viele Wintergeheimnisse.

Das Almenland, vierzig Kilometer von Graz und hundertvierzig von Wien entfernt, hat sich als familienfreundliches, schneesicheres Skigebiet mit prämierten Loipen einen feinen Ruf geschaffen. Und ist immer noch ein verborgener Schatz für Schneeschuhfans und Winterwanderer.

„Wenn ihr wirklich etwas Stimmungsvolles erleben wollt, heißt es morgen früh aus dem Bett. Wir könnten die Tour zur Roten Wand wählen, den Sonnenaufgang oben am Kamm erleben und dann gemütlich weiter auf den Gipfel stapfen.“ So hatte uns Silvia Scarletti abends bei der Ankunft beim Almgasthof Teichwirt begrüßt. Sie muss es wissen, hat sie doch ein eigenes Schneeschuhbuch über die Steiermark publiziert. „Die vierzehn Kilometer und vierhundertfünfzig Höhenmeter schaffen wir in gut fünf Stunden – und können nach der Tour frühstücken“, orakelt sie. Gesagt, getan. Der Teichwirt hat uns abends fürsorglich ein „very early bird“ Frühstück hergerichtet, dann geht es raus.

©Grafik

Frühmorgens geht es mit Stirnlampen los

Es ist fünf Uhr morgens und noch dunkel, die Stirnlampen weisen den Weg. Sternenklar ist es – und es hat geschneit. Ideal für eine Schneeschuhtour. Mit dabei sind unsere beiden Hunde Kira und Maya, sie tollen durch den Schnee. Bordercollies sind immer bewegungshungrig. Es geht voran – anfangs flach durch den Wald, dann steiler auf Wegen und schließlich „offroad“ durch das Gelände. Ideal für Schneeschuhe, wo man auch ohne Spitzkehren steilere Passagen „diretissima“ bewältigt. Ausdauer und Grundkondition gehören dazu, um im breitspurigen Gang bergan zu stapfen. Wir sind jedenfalls rechtzeitig auf dem Kamm, blinzeln in einen wunderbaren Sonnenaufgang – und hinter uns beginnt die Rote Wand förmlich zu glühen. Nomen est omen! Durchatmen, den Moment genießen, Tee trinken, herzhaft ins Jausenbrot beißen. Weiter geht es gemütlich durch den Wald, bevor beim Gipfelkreuz der Berg jäh abbricht und für diese spektakuläre Rote Wand (1.505 Meter) sorgt.

Infos

Anreise: Bis Vorau mit Bus und Bahn in rd. 2 Std. (ab Wien). Vor Ort hilft Sammeltaxi Osssteiermark (Mo.–So., 6–20 Uhr). Info: oststeiermark.at/sam, + 43 50 363739

Schneeschuhtouren mit Silvia Sarcletti: [email protected], +43 650 2611119

13 Skigebiete gibt es im Naturpark Almenland und im Joglland.  Schnell erreichbar von Graz und Wien, familienfreundlich, günstig

Reiseinfos: oststeiermark.com, joglland-waldheimat.at, almenland.at

Unterkunft: – Teichwirt, teichwirt.at, – Seegasthof Breineder, breineder.at

Buchtipp: Scarletti/Zienitzer: „58 Schneeschuhtouren. Vom Dachstein bis zum Steirischen Weinland“, Rother Verlag

Kaiserschmarrn

Für das frühe Aufstehen werden wir zumindest dreimal entlohnt – mit Sonnenaufgang und Gipfelglück, mit einer Wintermärchenlandschaft beim Abstieg und mit dem Gefühl, um elf Uhr morgens bereits eine erlebnisreiche Bergtour hinter sich zu haben. Die Belohnung erfolgt in Kalorien. Bei einem „very late breakfast“ oder doch gleich bei einer kräftigen Suppe? „Probiert unseren Teichwirt Suppentopf und dann gibt’s Kaiserschmarrn für drei“, lacht uns der Hausherr entgegen und setzt fort: „Wir leben Regionalität, beziehen unsere Produkte von Bauern und Produzenten der Umgebung.“

Das Gasthaus der Familie Vorauer ist auch eine Reise durch die Geschichte der Teichalm. Seit 1798 versorgt man hier auf der Alm Gäste und Reisende. Die mehr als zweihundert Jahre alte Bauernstube, in welcher sich nachweislich auch Erzherzog Johann verwöhnen ließ, ist noch original erhalten und lädt als „living museum“ zum Besuch. 

Schon Rossegger kehrte beim Teichwirt ein

Der steirische Heimatdichter Peter Rossegger kehrte genauso gerne beim Teichwirt ein und genoss die Forellen aus dem See. Seine Erlebnisse schrieb er im Buch „Spaziergänge in der Heimat“ nieder. Heute gehört auch eine hauseigene Konditorei zum Betrieb, wo sich Skifahrer, Loipenfans und Leckermäulchen gerne zum Kalorienstopp treffen. Unterwegs zur nächsten Tour legen wir einen kulturellen Zwischenstopp im 1163 gegründeten Augustinerkloster Vorau ein. Dort wirken gemäß den Ordensregeln die Chorherren für den Dienst am Volke Gottes. Die Stille im Klosterinnenhof und in der barocken Kirche passt perfekt zu den heutigen Eindrücken. Weiter geht die kurvige Fahrt nach Mönichwald in der Joglland – Waldheimat Region.

Das Kloster Vorau in der Oststeiermark

Das Kloster Vorau wurde im 12. Jahrhundert gegründet

©Sepp Puchinger

Der eigenwillige Name könnte von Maria Theresia herrühren, die die Region bereiste und bei leutseligen Unterhaltungen mit Bauern nach deren Namen fragte. Sehr oft kam dabei der „Joggl“ – der volkstümliche Ausdruck für Jakob – vor. Also meinte sie im „Jogglland“ zu sein. Oder rührt der Name doch vom versteckt gelegenen St. Jakob im Walde her – heute ein winterliches Langlaufzentrum? Jedenfalls ist die Region noch immer ein Geheimtipp für alle Wintersportler.

Panoramablick auf dem Hochwechsel

„Das Joglland ist wie eine Energietankstelle für Körper und Seele. Morgen habt ihr Traumwetter für den Hochwechsel“, sagt Herbert Breineder, der hier in Mönichwald mit viel Liebe und guter Küche seinen Seegasthof mit dem Eislaufplatz betreibt, und lacht uns dabei entgegen. „Ihr könnt gerne noch auf unserem zugefrorenen See bis einundzwanzig Uhr herumkurven.“ Im Sommer lockt das Baden, im Winter Eisstockschießen, Eishockey und Eislaufen.

Nach so viel Aktivität lockt noch der Wellnessbereich und ein wenig Chillen, schließlich wartet morgen die Wintertour auf den Hochwechsel. Ausgangspunkt ist die (noch mit dem Fahrzeug erreichbare) Rabl-Kreuz-Hütte. Dann geht es in gut zwei Stunden vierhundertsechzig Höhenmeter hinauf auf den Hochwechsel (1.743 Meter), eine echte Top-Tour für Schneeschuh-Beginner und für alle Skitourenanfänger. Ungefährlich, mit vielen netten Routen und Rundwegen, nicht zu steil, nicht zu lang, dafür mit tollen Wintereindrücken und einem 360-Grad-Panoramablick auf dem Gipfelplateau.

„Der Blick von hier oben ist fantastisch – Schneeberg, Rax, Stuhleck, Pretul und ein endloser Blick ins winterliche Joglland“, schwärmt Sabine.

Wer dann nach zwei weiteren Stunden Abstieg noch bewegungshungrig ist, kann sich Rodeln ausborgen, die Langlauflatten auf der Rabl-Kreuz-Wechselpanoramaloipe anschnallen ...

... oder doch den Wintertag einfach in der gemütlichen Rabl-Kreuz Hütte ausklingen lassen.

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