Rømø: Kleine Insel, größter Strand

Die Insel Rømø nördlich von Sylt ist wie eine Miniaturausgabe des eh schon kleinen Landes Dänemark.

Autos parken in mehreren Reihen, Leute mit Rucksäcken und Taschen unter den Armen drehen ihre Runden, Flugzeuge starten und landen. Klingt verdächtig nach einem Flughafen-Szenario. Falsch! Das Treiben lässt sich auf Europas breitestem Strand beobachten. Die rekordverdächtig vielen Sandkörner haben sich an der Küste des Eilands Rømø vor der dänischen Nordseeküste angesammelt. Wenn Ebbe ist, verschmilzt der Horizont optisch mit dem kilometerbreiten Strand und lässt einen am Raum-Zeit-Gefühl zweifeln. Spätestens ein dumpfes und immer lauter werdendes Dröhnen holt einen zurück in die Realität.

Der Strand von Rømø wird auch für Militärübungen genutzt. Einmal im Jahr startet und landet in Lakolk eine C-130 Hercules, ein Transportflugzeug der dänischen Luftwaffe. Im nördlichen Teil der Insel finden häufiger militärische Schießübungen statt, hier sollte auf die schwarzen Ballons am Strand geachtet werden. Etwa eine Stunde vor Übungsbeginn werden sie hochgezogen, die Touristen damit gewarnt, bevor auf Panzer-Attrappen und andere Ziele geschossen wird.

Rømø ist wie eine Miniaturausgabe des eh schon kleinen Landes Dänemark. Endlos scheinende Dünenlandschaft, in der sich kleine und große Ferienhäuser verstecken, hyggelig eingerichtete Häuser der Einheimischen, die von Gardinen wenig halten. So lässt sich abends im Vorbeifahren immer mal wieder ein Blick auf die stilvoll eingerichteten Wohnungen erhaschen.

Insel Romo in Dänemark

©Lisa-Marie Leuteritz

Wie es sich für eine Insel gehört, gibt es auch eine maritime Vorgeschichte – sogar zum Anfassen. Entlang der Straße Juvrevej steht ein Zaun, der sonderbar aussieht. Kein Wunder, die Latten sind nicht aus Holz, sondern aus Walknochen. Walfang war hier einst ein großes Thema, ein ganzes Skelett hängt heute im Nationalmuseum Kommandørgård. Die Tiere wurden nicht nur zu Mahlzeiten verarbeitet, sondern dienten auch als Baumaterial, denn Walknochen waren damals leichter zu bekommen als Holz. Der Walfang lässt Dänemark bis heute nicht los, die brutale Treibjagd auf Grindwale vor der Küste der zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln ist eine Tradition, welche die Einheimischen nicht loslassen wollen.

Infos

Köstliche Hotdogs und dänisches Softeis am Hafen von Havneby genießen. Infos zur Anreise: frs-syltfaehre.de, romo-tonder.dk/de
Abenteuerliche Bunkeranlage in der Tvismark Plantage erkunden. tonnisgaard.dk/de/touren-und-aktivitaeten/bunkertour
Ansehnlich ist der neunzehn Meter hohe Spidsbjerg. Von oben kann man über Rømø bis nach Sylt blicken. visitdenmark.de

Auf Rømø spielt der Walfang nur noch im Museum eine Rolle, die Insel widmet sich heute vollkommen der Erholung. Und wenn es um den Titel des breitesten Sandstrandes Europas geht, mischt sich immer wieder die deutsche Nordseeinsel Amrum ein – je nach Wasserstand der Nordsee. Doch Rømø weiß seinen Strand zu verteidigen: Der wird nämlich durch das regelmäßige Anspülen von Sand jedes Jahr zwei bis drei Meter breiter. Lisa-Marie Leuteritz

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