Hoch hinaus und steil bergab: Skifahren in Serfaus–Fiss–Ladis
Ein Skigebiet mit Kontrasten im besten Sinn: Ärmelloses Joggen im Tal, tiefwinterliche Bedingungen am Berg, zwischen Familienunterkünften und Luxushotels sowie Kulinarik und Adrenalin.
Wenn Skilehrer Christian Rietzler nach dem Abschwingen keucht: „Jetzt ist es Zeit für eine Stärkung“, weiß die Gruppe – oder besser gesagt, die wenigen Schüler, die ihm hinterhergekommen sind –, dass brennende Oberschenkel kein Grund für falsche Scham sind.
Im Gegenteil, wer dem Fünfzigjährigen, der seit den Neunzigern "skilehrert“, auf der schwarzen Piste "12er Sportiv“ nicht verloren gegangen ist, kann stolz sein. Selbst, wenn die 586 Höhenmeter vorwiegend in Schussposition absolviert werden mussten, um das Tempo des Tirolers zu halten.
Die Belohnung für die ambitionierten Skischüler: Auf pickelharten, autobahnbreiten Hängen zeigt der Vollprofi mit kraftvollen Schwüngen, wozu der Carvingski kreiert wurde.
Dass sich die Pisten im Tiroler Skigebiet Serfaus–Fiss– Ladis um die Mittagszeit trotz milder Temperaturen in einem guten Zustand präsentieren, überrascht zumindest die Nicht-Einheimischen. Während auf zweitausend Metern Seehöhe tiefwinterliche Verhältnisse herrschen, sind bei der Talstation die Jogger ärmellos unterwegs.
Viergenerationen-Urlaub
"Schneesicherheit kombiniert mit zweitausend Sonnenstunden ist ein Alleinstellungsmerkmal“, erzählt Rietzler, während er Richtung Gipfel blinzelt. Seine Skilehrerbräune spricht für sich.
Die Witterungsbedingungen sind nicht die einzige Besonderheit des Skigebiets, das im oberen Tiroler Inntal seit fünfundzwanzig Jahren die Dörfer Serfaus, Fiss und Ladis verbindet. Anders als angrenzende Nobelskiorte wie Ischgl und Kitzbühel positioniert sich "SFL“ als Familienskigebiet.
Ein eigenes Kinderland mit Förderbändern, Tellerliften, einer Wärmestube und Kurse auf allen Niveaus tragen dem nebst einem bunten Unterhaltungsprogramm in den Ortschaften Rechnung.
Die durch achtundsechzig Liftanlagen verbundenen drei Bergdörfer bilden das Rückgrat des zweihundertvierzehn Pistenkilometer umfassenden Skigebiets. "Serfaus ist der hotelgeprägte Ort. Gäste finden hier Luxus. Fiss spricht mit vielen Ferienwohnungen Familien an und Ladis sorgt mit der Burg Laudeck und dem Schlossteich Weiher für Romantik“, erzählt Philipp Kaschutnig, der die urige Zirbenhütte am Fuße der zuvor bezwungenen schwarzen Piste betreibt.
Dem Hüttenwirt zufolge ist es keine Ausnahme, dass Familien über mehrere Generationen hier urlauben. "Von Urgroßmutter bis Kleinkind war schon alles dabei.“ Die regionale Küche spiele für die Gäste eine große Rolle, so der Gastronom, ehe er die zuvor von Skilehrer Rietzler angekündigte Stärkung serviert.
Urkorn als Alleskönner
Höhepunkt ist die Fisser Gerstlsuppe, ein Eintopf, der nach kräfteraubenden Abfahrten Energie spendet. Die jahrtausendealte Getreidesorte wurde in den Zwischenkriegsjahren von einem Fisser Landwirt besonders widerstandsfähig gezüchtet und ist seither aus der örtlichen Küche nicht mehr wegzudenken.
Info
Anreise
Per Nightjet von Wien nach Landeck-Zams. Mit dem Linienbus nach Ladis und mit der Gondel auf den Berg, oebb.at
Übernachten
Das Alpine Resort Goies (4*) ist achtzig Meter von der Seilbahn "Sonnenbahn Ladis“ entfernt, goies.at
214 Pistenkilometer
So groß ist das Skigebiet Serfaus– Fiss–Ladis
Auskunft
serfaus-fiss-ladis.at
"Die Gerste ist unser Schweizer Messer“, sagt Kaschutnig, während er ein Glas "Fissky“, einen preisgekrönten Whisky aus dem Urkorn, einschenkt.
Nach der rauchig-erdigen Verdauungsspirituose heißt es Ski anschnallen. Als wären zweihundertvierzehn, teils durchaus anspruchsvolle Pistenkilometer nicht genug, kündigt Rietzler für den Nachmittag "Extra-Adrenalin“ an.
Diesmal geht es über die Fisser Südseite zur Möseralm. Auf der sonnigeren Berghälfte sind mittlerweile nicht nur die Beine, sondern auch der Schnee schwer. Das Gute: Die Latten braucht es nicht viel länger, es wartet der "Fisser Flieger“: Eine Art Seilrutsche für bis zu vier Personen, die gut gesichert in siebenundvierzig Meter Höhe und mit bis zu achtzig Stundenkilometer über das Skigebiet schweben.
Was zunächst angsteinflößend klingt, ist schlussendlich recht entspannt. Dazu kommt das Panorama, das schlichtweg spektakulär ist.
Eine Beschreibung, die auf das gesamte Skigebiet zutrifft: Spektakulär, aber entspannt.
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