Bier und Wasser: die Karls entlang des Almtal-Wanderwegs

Bei der Verkostung eines belgischen Sauerbiers scheiden sich dann allerdings die Geschmäcker der Tester.

Zwei Bier-Zentren im Almtal

Im oberösterreichischen Almtal fließen nicht nur die Fluten des namensgebenden Flusses Alm, sondern auch Bier. Das jedoch nicht unbedingt in Strömen, sondern wohldosiert, genussorientiert und kommentiert für Feinspitze. Mit zwei Epizentren: dem Biergasthof Ranklleiten bei Pettenbach und der Privatbrauerei Schloss Eggenberg in Vorchdorf.

Das Tal entlang des Flusses ist ein bodenständiges Juwel: Die Natur ist weitgehend intakt, die Region ist (abgesehen vom kitschigen Almsee) touristisch wenig frequentiert und die Bewohner hegen eine liebenswürdige Leidenschaft für ihr Tun. So auch Karl Stöhr – der andere "Bier-Karl“.

140 Geschmacksnuancen beim Bier

In der Privatbrauerei Schloss Eggenberg (in achter Generation in Familienbesitz) ist der Biersommelier für den Export der Gerstensäfte zuständig und trägt Bierspezialitäten samt Wissenswertem zum Gerstengebräu weltweit in vierzig Länder hinaus. Er ist überzeugt: Das Kulturgut Bier übertrifft mit hundertvierzig verschiedenen Geschmacksnuancen sogar Wein; und das Almtal ist die wahre Heimat aller Bierliebhaber.

Nicht nur hier, auch im urigen Biergasthof Ranklleiten in Pettenbach, ist die Passion Bier erlebbar. In den dicken Gemäuern des Vierkanthofs aus dem 18. Jahrhundert teilen beide Karls ihre fachmännische Expertise bei Bierseminaren, Verkostungen oder Picknicks mit Interessierten. Im Keller schlummern rund hundertzehn nationale und internationale Spezialitäten und Raritäten, diese gibt es zum Großteil auch im Craft-Life Bierspezialitätenshop zu kaufen (nebst Bierschnäpsen). Und auch die Küche zelebriert ihre Liebe zum Gerstensaft, verkocht diesen in regional inspirierten Spezialitäten (leider zu happigen Preisen).

12.000 Flaschen

Eine echte Kuriosität ist das Flaschenmuseum im Dachboden in Ranklleiten: Die sage und schreibe gut zwölftausend verschiedenen Exponate aus über hundertfünfundzwanzig Ländern sind eine der weltweit größten Bierflaschensammlungen. Die präsentierte Schau begeistert auch Nicht-Biertrinker (und ist gegen eine Voranmeldung für alle Besucherinnen und Besucher zugänglich).

Im Rahmen von Bierpicknicks (für Gruppen ab acht Personen) wird die Alm ins Bier-Erlebnis mit eingebunden. Mitten im rauschenden Wasser auf einer Sandbank dienen Bierkisten als Sitzmöbel, Spezialitätenfläschchen kühlen im Fluss und die Kühlbox offeriert eine herzhafte Jause. Eben der "Genuss am Almfluss“.

Dem Alm-Fluss entlang

Dem Slogan wird auch der zweiundfünfzig Kilometer lange Weitwanderweg gerecht, der vom idyllischen Almsee zu Füßen des Toten Gebirges am südlichen Talschluss bis zum sogenannten Almspitz nahe des Kurorts Bad Wimsbach-Neydharting (wo die Alm in die Traun mündet) führt. Dazwischen gibt es (neben den genannten Bier-Epizentren) Wanderfreuden:

Vorwiegend flach führt der Weg durch Wälder und saftige Wiesen. Das Wasser mit seinem eindrucksvollen Farbenspiel in verschiedenen Türkistönen ist allgegenwärtig; in tiefen Flussabschnitten rauscht es sanft, dann tost es laut über Wehre oder Geländestufen.

Die Natur entlang des Weges wurde sanft inszeniert: Über fünfzig Infotafeln berichten über Besonderheiten der Region – aus der Küche, Natur, Kultur und Geschichte; thematisch bespielte Rastplätze, hölzerne „Almwellen-Liegen“, Hängesessel und Spielplätze warten. Entlang des Weges laden der Cumberland Wildpark, das Sensenmuseum Geyrhammer, die Ruine Scharnstein, das Schaukraftwerk Kronawettwehr und das Freilicht- und "Tempus“-Museum der Frühgeschichte in Bad Wimsbach-Neydharting ein.

Dank des öffentlichen Verkehrs kann der Weitwanderweg auch in eine Richtung begangen werden. Und zwischendurch geht der Genuss nie aus – dafür sorgen weitere gemütliche Gasthöfe wie der Forellenhof Wieselmühle, die Schatzlmühle, der Jagersimmel oder die Mostschenke Schaiten. Und das Bier plätschert auch hier.