Warum Bomberjacken jetzt zum Modeliebling werden
Erfunden für Flieger, getragen von Mods bis Punks, hat die Bomberjacke etliche Imagewechsel durchlebt. Neue Styles von romantisch bis sportlich.
Jeder sollte eine im Kasten haben. Kein Kleidungsstück ist unkomplizierter zu tragen, als die Bomberjacke. Sie passt einfach überall dazu. Der Allrounder ist nicht nur oft aus wetterfestem Material, auch ihr Schnitt ist unkompliziert, sodass man nicht lange überlegen muss, was zum jeweiligen Outfit passt. Denn die Jacke, die eigentlich für das Militär erfunden wurde, ist ein Statement.
Inspiriert von kurzen Pariser Motorradjacken aus Pferdeleder, die Anfang des 20. Jahrhunderts für den Motorsport gemacht wurden, änderte man die Jacken in den 1930er-Jahren für Piloten ab. Die ersten Modelle waren aus dickem Leder mit Lammfellkragen und hatten Knöpfe statt Zippverschluss. Da die damaligen Flugzeuge noch meist ein offenes Cockpit hatten, die Piloten mehr Bewegungsfreiheit sowie einen guten Wetterschutz brauchten, fertigte das amerikanische Militär die Jacken kurzerhand aus Nylon an.
Ein Material, das 1935 in den USA erstmals als das „chemische Wunder“ vorgestellt wurde. Später stellte es die deutsche Industrie aus dem Konkurrenzprodukt Perlon her. Das extrem haltbare und widerstandsfähige Material wurde auch zur Herstellung von Fallschirmen, Seilen und anderen Textilien der Rüstungsindustrie eingesetzt.
Vom Militär zum Catwalk
Die originale Pilotenjacke der 1950er-Jahre war außen Militärgrün und hatte ein Innenfutter aus leuchtendem Orange. Im Falle eines Absturzes konnte der Pilot die Jacke umdrehen und verkehrt anziehen, um schneller gefunden zu werden. Diese praktische Eigenschaft nützten vor allem Hooligans in den 1990er-Jahren in deutschen Fußballstadien aus, aber in umgekehrter Weise. Sie trugen die Jacken auf Orange. Wenn es Probleme mit der Polizei gab, drehten sie sie einfach um und waren quasi unsichtbar. In den 2000er-Jahren widmeten sich immer wieder Rapper in ihren Songs dem Thema Bomberjacken. Der New Yorker Rapper DMX gründete damals sogar eine eigene Hip-Hop-Modelinie namens „Boomer 129“, in der er unterschiedliche Modelle der Bomberjacke zeigte – für Hunde. Benannt nach seinem Pitbull Boomer.
Ursprünglich waren es aber die britischen Mods, die die Pilotenjacke erstmals in den 1960er-Jahren zweckentfremdeten und sie zivil als Casualwear trugen. In der Folge signalisierte sie bald eine eigene Lebenseinstellung, denn sie gehörte später auch zum It-Piece bei Punks, Skinheads und Hooligans. Wegen ihres schlechten, rechtsgerichteten Images, das die Bomberjacke dadurch hatte, verschwand sie modisch von der Bildfläche.
Bis sie Rapper Bushido in den 2010er-Jahren wieder hervorholte und ihr durch seine Songs einen Imagewechsel verpasste. Seitdem ist die Allzweckjacke abseits der Fußballstadien praktisch nicht mehr wegzudenken und wurde zur Fashion-Ikone. Denn 2015 hob Demna Gvasalia die Bomberjacke auf den Laufsteg von Vetements. Und diesen Herbst erlebt die Pilotenjacke einen neuen Höhenflug, denn sämtliche Luxuslabels widmen ihr einen Auftritt – gleichwertig für alle Geschlechter.
Je nach Designer variiert das Material der modischen Nachfolger heute zwischen nachhaltigem Nylon aus recyceltem PET, Leder oder kostbaren Couture-Stoffen. Der Schnitt geht vom hüftlangen Modell bei Dior und Prada, bis zu Isabel Marants fast originaler Bomberjacke in Oversize.
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