Von der Straße auf den Laufsteg: das Skateboard als Luxusaccessoire

Manche Sportler werden durch Skaten Millionäre, andere gewinnen damit Gold bei den Olympischen Spielen.

Ein Brett mit vier Rollen – wer hätte in den 1950er-Jahren gedacht, dass Asphaltsurfen einmal zur Olympischen Disziplin werden würde und das Brett museumsreif?  Denn berühmt wie die ersten legendären Skater sind auch ihre innovativen Boards. Die Ausstellung „Skateboard“ im Londoner Design Museum zeigt wie diese nach und nach Gehsteige, Schwimmbäder und Parks erobert haben. Vom einfachen Schichtholzbrett, auf dem einst die Jugend in den Vororten der Großstädte dahinglitt, hat sich das Brett längst zum schicken Fortbewegungsmittel gemausert, das unter Bankern genauso beliebt ist wie einst bei den ersten Surfern auf  Hawaii.

Skateboard-Rampe von Converse in der Londoner Ausstellung im Design-Museum (auch auf dem Foto oben)

©james griffiths/CRAIG

Skaten ist zur anerkannten Sportdisziplin geworden und die Modeindustrie macht mit dazu passenden Styles Milliarden Umsätze. Wie etwa Converse, Vans und DC mit Streetstyle-Sneakern der Skaterszene, die längst businesstauglich sind – wer skatet, gilt nach wie vor als cool.  

Mit Boards zum Millionär  

Erst als 1959 die ersten kommerziellen Boards auf den Markt kamen, wurde das Freizeitvergnügen auf der Straße populärer. Die Erfindung des ersten professionellen Wheels aus Polyurethan in Florida ermöglichte ab 1972 das Surfen auf der Straße für alle und Streetstyle-Labels wie Converse entstanden parallel zum neuen Volkssport.

Skaten 1977: Laura Thronhill in Action, Bild aus der Designaustellung London

©Jim Goodrich

Der Kult begann mit selbst gemachten Holzbrettern: Seit den Anfängen des Skateboardings, als Surfer an der Südwestküste Kaliforniens unter ihre Bretter Rollen, meist von Rollschuhen, montierten, um an Land den Wellengang nachzuahmen, wenn einmal kein Wind ging, hat sich einiges getan: Der Funsport hat sich weiterentwickelt und ist seit 2021 Olympiadisziplin. Den berühmtesten Skateboardern ist in Kalifornien eine Hall of Fame gewidmet, Skate-Museen wurden gegründet und aktuell zeigt die Londoner Designausstellung auch die Kult-Bretter des amerikanischen Pioniers Tony Hawk.

Die Bretter in den 1950er-Jahren waren handgemacht, zu sehen in der Londoner Design-Ausstellung

©caleb j. adams

Heute trainiert der legendäre US-Skater etwa die junge Nachwuchssportlerin Reese Nelson, die in Zukunft Olympia-Gold gewinnen könnte. Hawk war übrigens der erste, der eine sogenannte Halfpipe, eine zweieinhalbfache Drehung, gesamt 900 Grad, schaffte und  elffacher  Weltmeister ist. Wer also früh genug auf den Brettern übt, hat Chancen auf Goldmedaillen oder sogar Millionär zu werden. Wie etwa New Yorks König des Streetskates, Tyshawn Jones, der als Jugendlicher zufällig vom New Yorker Filmemacher William Strobeck entdeckt worden war, 2022 seine eigene Firma King Skateboards gründete und heute Millionär ist. 

Vintage-Motive statt Totenköpfe

Der ursprüngliche Skaterlook mit weitgeschnittenen Arbeiterhosen, langen Haaren und ikonischen 1990er-Baseballcaps, ist nach wie vor ein Hype und wurde zum Milliardengeschäft.

1986 waren die Motive noch oben drauf gedruckt. Zu sehen in der Londoner Design-Ausstellung

©caleb j. adams

Nicht nur Sport-Labels wie adidas und Nike, auch Luxus-Marken, wie Hermès, Gucci, Dior oder Louis Vuitton, produzieren die passende Mode für Kunden, die wahrscheinlich noch nie selbst auf dem Brett standen und die teuren Bretter nur noch als Statussymbol eines Luxusaccessoires erwerben.

Louis Vuittons Art de Vivre Kollektion brachte silberne Luxus-Skateboards auf den Laufsteg

©matthieu salvaing

Louis Vuittons Art de Vivre Kollektion brachte die Luxus-Skateboards auf den Laufsteg, passend mit schicken Skater-Hosen und Sneakers - die heute von den Besitzern im Alltag getragen werden, nicht auf der Rampe.

 

 

Sporttaugliches Board der Louis Vuitton Cruise 2024 Kollektion in Grün

©Louis Vuitton

Glanzvoll in Metallic-Silber in der Winterkollektion, zeigt sich die Skate-Cruise-Kollektion im Frühjahr naturnäher in Grün.  

Dieser Luxusweekender von Hermès hat ein echtes Skateboard als Taschenboden

©Hersteller

Und ein Luxusweekender von Hermès hat ein Skateboard als Taschenboden, dazu gibt es extra Boards mit vielen Designs in der Kollektion. So entwarf Gucci für seine neue Cruise-Kollektion ein Board als Handtasche, als Hommage an Skaterware und passend zur silbernen Skater-Jacke.

Gucci entwarf für seine neue Cruise-Kollektion ein Board als Handtasche

©Cosimo Sereni

Auch das Board muss chic sein. Wurden bis in die 1980er-Jahre Bilder von Totenköpfen und Monstern auf die Bretter gedruckt, sind seit Anfang der 1990er-Jahre Motive aus Kunst und Design auf die Unterseite der Boards geprintet, wie etwa bei

Edles Skateboard von Globe mit Vintage-Motiv auf der Unterseite, ausgestellt im MoMa New York    

©Hersteller

Globe X Eames. Die Skateboard-Marke Globe brachte einen Designklassiker von Charles und Ray Eames ins Heute und hat gemeinsam mit Eames Office, zum ikonischen Lounge Chair ein Skateboard entworfen.

Globe brachte als Hommage an den Designklassiker von Charles und Ray Eames ein Skateboard heraus

©Hersteller

Interessant ist auch der Wandel von Bauart und Design, der in der Londoner Ausstellung  gezeigt wird: vom ersten Ur-Board der Firma Roller Derby zu selbst gemachten Skateboards aus den 1950er-Jahren, bis zu den ersten  Profi-Modellen von Tony Hawks und Sky Brown. Die Britin Sky Brown surft übrigens bei den Olympischen Spielen in Paris in der „Skateboarding-Disziplin Park“ um Gold.

Die Skateboards Rodeo Cruise von Lander sind leicht und  aus recyceltem Meeresplastik 

©Hersteller

Heute beschäftigen sich junge Surf-Afficoinados rund um die Welt mit dem Design der Bretter und forschen auch nach neuen Materialien. So stellt das junge Los Angeles Label Lander die leichten, perforierten Skateboards Rodeo Cruise aus recyceltem Meeresplastik her.

Florentina Welley

Über Florentina Welley

Mag. Florentina Welley schreibt seit 2006 als Lifestyle-Autorin über ihre Lieblingsthemen: Mode, Reise, Design und Kunst. Darüber hinaus konzipiert sie Shootings, kuratiert auch Kunst- und Designevents. Auch Film-Erfahrung hat sie, etwa als Co-Produzentin für den Spielfilm „Die toten Fische“, darüber hinaus ist sie in Werbung und Medien bekannt für Konzepte, Textierungen jeden Genres und Modeproduktionen samt Styling, Regieassistenz, Ausstattung und Kostümbild.

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