Tom Ford: Was die Übernahme für die Modewelt bedeutet
Der größte Deal in der Luxusbranche in diesem Jahr bringt erstmals Mode ins Markenportfolio des Kosmetikkonzerns Estée Lauder.
Tom Ford hat sich als Designer, Filmregisseur, Kunstsammler und Provokateur der Modewelt einen Namen gemacht. Nun kann der 61-Jährige einen weiteren Titel entgegennehmen: Milliardär. Wie am Dienstag bekannt gegeben wurde, kauft der US-Kosmetikkonzern Estée Lauder die Modemarke für insgesamt 2,3 Milliarden Dollar.
Es ist somit das größte Geschäft in der Luxusbranche in diesem Jahr und der erste Vorstoß des Beauty-Giganten, der Marken wie Clinique, La Mer und Bobbi Brown umfasst, in die Modewelt. Der Deal folgt auf monatelange Spekulationen darüber, wer die für Herrenmode bekannte Marke übernehmen würde. Doch welchen Wert hat das amerikanische Label wirklich und weshalb löst es ein solches Interesse aus?
Parfum-Branche
Die Übernahme kommt zudem zu einer Zeit, in der High-End-Marken nach neuen Wachstumswegen außerhalb von China suchen. Die Geschäfte mit dem Land, das einst zu den größten Absatzmärkten für Luxusprodukte wie Uhren, Schmuck und hochwertige Lederwaren zählte, sind aufgrund seiner strikten Null-Covid-Strategie schwieriger geworden.
Ausschlaggebend für die Übernahme von Estée Lauder soll vor allem die Marktstärke der Beauty-Linie von Tom Ford gewesen sein, die Düfte, Kosmetika und Hautpflegeprodukte umfasst und für das Estée Lauder ein langjähriges Lizenzabkommen abgeschlossen hat. Tom-Ford-Parfums wie "Black Orchid“ und "Tuscan Leather“ besetzen regelmäßig die Bestsellerlisten.
Gerade die Premium-Parfum-Industrie ist es außerdem, die während der Pandemie einen unerwarteten Aufschwung erlebt hat, da Kundinnen und Kunden vermehrt nach kleineren Luxusgütern suchen. "Eine der überraschenden Wachstumskategorien für uns während der Pandemie war das Parfüm", gab Tracey Thomas Travis, Chief Financial Officer von Estée Lauder, im Juni bekannt. "Es war eine Gelegenheit für die Menschen, sich selbst zu verwöhnen."
Geschichte mit Gucci
Der Kosmetikkonzern war nicht der einzige, der die gleichnamige Marke von Designer Tom Ford übernehmen wollte. Im Rennen war bis vor kurzem auch der französische Luxuskonzern Kering, zu dem Modemarken wie Yves Saint Lauren, Bottega Veneta und Gucci gehören.
Gerade mit letzterer Marke verbindet Tom Ford eine langjährige Geschichte. Nachdem er 1990 als Designer für die Damenlinien bei Gucci anheuerte, wurde er vier Jahre später zum Creative Director ernannt. Ein Jahrzehnt lang kontrollierte er schließlich Herren-, Damen- und Beautylinie. Der Stardesigner hauchte der verstaubten Modemarke Leben ein, vervielfachte ihren Umsatz und wurde mit der Zeit schließlich genauso berühmt wie die Berühmtheiten, die er einkleidete.
Bis Ende 2023 soll Ford Kreativdirektor seiner Marke bleiben. Unklar ist, ob das Geschäft ohne den Stardesigner selbst an der Spitze an Zauber verlieren wird. Abzuwarten bleibt auch, ob seine Entscheidung, an einen Schönheitsriesen und nicht an einen großen Modekonzern zu verkaufen, einen weiteren Trend setzt.
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