Stilkritik: Diese Kollektionen waren die Highlights in Mailand

Die Mailänder Modewoche ist zu Ende: Es gab lächelnde Models, starke Farben und ein Wohnzimmer aus den Siebzigerjahren.

Es geht offenbar auch ohne Designer als Zugpferd: So trauernd der Abgang von Alessandro Michele als Chefdesigner von Gucci von vielen Fans im Vorjahr zelebriert wurde, so gefeiert wurde die aktuelle Kollektion, die vom bisherigen Team stammt - nur eben ohne Mastermind.

Die erste Männerkollektion ohne Michele im Jänner wurde noch verrissen, doch für die zweite Kollektion - die gerade präsentierte Damen Wintergarderobe 2023 - gabs viel Applaus.

Topmodels wie die Österreicherin Stella Lucia (Titelbild) kamen in Aufzügen in das Setting aus einem grün-gelben Teppich und zwei Conversation Pits - ganz so wie in den Wohnzimmern der Siebzigerjahre.

 

Gezeigt wurde dann auch viel Seventies Flair gepaart mit futuristischen Elementen - rosa und gelbe Flauschmäntel und -Kleider, transparente Tops, große kantige Sonnenbrillen, weite Jeans und kastige Blazer.

Was der kürzlich verkündete neue Chefdesigner Sabato de Sarno mit Gucci machen wird, sehen wir im September. Ganz ohne Kreativchef scheint es aber auch zu laufen.

Ferragamo

Der Einstand von Maximilian Davis als Kreativchef ist gelungen. In seiner zweiten Kollektion fühlte er sich erneut Old Hollywood ergeben. Uma Thurman saß in der Front Row, schon Marilyn Monroe bevorzugte Kleider des Luxuslabels. Davis bringt die alte Filmära in moderne Gefilde, zeigt glänzende Minikleider und edelste Anzüge in schimmernder Wildseide.

Neben Grau und Schwarz, waren immer wieder starke Farben von Mittelblau bis Sonnengelb und Kaminrot zu sehen.

Davis gelingt es, Ferragamos Erbe mit sinnlichen Glamour-Kleidern in die Zukunft zu führen.

 

Cavalli

Warme Brauntöne, Tierprints, lange Silhouetten, Fransen, Spitzen, wallende Blusen, übergroße Blousons als Jacken.

Unter dem Neuen, Fausto Puglisi, wird Robertos Cavallis Handschrift fortgesetzt, ohne jedoch altbacken zu wirken.

Jil Sander

Die Jil-Sander-Designer Luke und Lucie Meier verpassen den aktuellen Kollektionen etwas mehr Farbe, bleiben dabei aber superschlicht wie immer.

Mit ihrer ruhigen aber beständigen Art hat das Schweizer Ehepaar die Marke langsam aber sicher wieder höchst relevant im Modezirkus gemacht.

Bottega Veneta

Matthieu Blazy beweist als Creative Director von Bottega Veneta erneut, dass man Daniel Lee nicht nachtrauern muss und auch er den Finger am Puls der Zeit hat.

Lee werkt jetzt bei Burberry, seiner ersten Kollektion fehlte der Wow-Effekt.

Armanis lachende Models

Ungewöhnlich auf der Mailänder Modewoche: Bei Emporio Armani waren lächelnde Models auf dem Laufsteg zu sehen. Erst nach den Bildern merkte man, wie selten das auf Catwalks gewünscht ist.

Emporio Armani

©APA/AFP/MARCO BERTORELLO

Diesels Sex-Show

Die coolste und jugendlichste Show in Mailand war Glenn Martens Sex-Kollektion für Diesel. Vor einem Berg an Kondomen gab es skelettierte Jeansstoffe in allen Varianten.

Die Generation Z mit Nullerjahre-Faible ist darin wohl bald zu sehen.

Diesel

©Victor VIRGILE/GettyImages
Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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