"Shein"-Store in Barcelona: Stundenlanges Warten nur fürs Anprobieren

In dem Pop-up-Store in der teuersten Straße Spaniens ist nur schauen und probieren erlaubt. Fans der Billigmarke sind empört.

Der Hype um den Ultra-Fast-Fashion-Konzern Shein scheint ungebrochen. Am 11. Mai 2022 wurde die chinesische Online-Plattform, die sich auf preisgünstige Mode spezialisiert hat, zur meist heruntergeladenen Shopping-App in den USA erklärt und übertraf damit alle - einschließlich Amazon.

Wer das Unternehmen noch nicht kennt: 2008 von Chris Xu gegründet, hat Shein längst die Generation Z und darüber hinaus erobert. Die Marke lockt mit einem riesigen Angebot an Kleidungsstücken und Accessoires, jeden Tag kommen bis zu 10.000 neue hinzu - alle zu unschlagbaren Preisen. Modetrends, insbesondere solche, die von Influencerinnen in sozialen Netzwerken lanciert werden, greift Shein schnell auf. Nicht umsonst wird es als das Tiktok des E-Commerce bezeichnet. Nach Angaben des Wall Street Journal ist das börsennotierte Unternehmen derzeit 100 Milliarden Dollar wert. 

Bisher basierte der Erfolg von Shein ausschließlich auf der App. Über Hashtags und Influencerinnen wurde in den sozialen Netzwerken fleißig geworben. Nun setzt es seine globale Expansionsstrategie fort und eröffnet Pop-up-Stores in den wichtigsten Hauptstädten der Welt. Die Produkte sollen damit näher an die Kundinnen und Kunden gebracht werden. Die treue "Community" bekommt die Möglichkeit, eine traditionelle Einkaufserfahrung zu machen.

Enttäuschung

Nach dem ersten Pop-up-Store in Madrid am ersten Juniwochenende, hat Shein die Veranstaltung in Barcelona wiederholt. Vergangenen Donnerstag eröffnete in der Fußgängerzone Portal de l'Àngel- der teuersten Straße der iberischen Halbinsel - das nächste temporäre Geschäft bis 10. Juli. Die mehrere hundert Meter lange Schlange aus Tausenden Fans der Billigmode hatte sich bereits lange vor der Öffnung gebildet. Erste Besucherinnen und Besucher warteten bereits um fünf Uhr früh vor den noch geschlossenen Türen. 

Als sich diese endlich öffneten, trat rasch große Enttäuschung ein: Anders als in Madrid konnte das Publikum die Kleidungsstücke nämlich nur anprobieren und sie dann online kaufen, wie es bei Shein üblich ist. Kaufen an Ort und Stelle ist nicht möglich, was zu Frustration und Ärger bei denjenigen geführt hat, die stundenlang auf den Einlass gewartet hatten.

"Es ist ein Geschäft, in dem man sich die Shein-Produkte anschauen kann und nicht in Masse kauft", erklärt einer der Organisatoren des Pop-up-Shops gegenüber der spanischen Tageszeitung El Pais. Sie müssen den QR-Code auf dem Etikett des Kleidungsstücks scannen und es online bestellen. Ausnahmsweise soll die Ware dann in nur wenigen Tagen eintreffen, also in kürzerer Zeit als üblich.

Bei den Wartenden kam die Nachricht nicht gut an, viele verließen sie Schlange. 

Mailand und Paris

Barcelona und Madrid sind nicht die einzigen europäischen Städte, in denen der Textilriese temporär Halt macht. Ende Juni eröffnete er einen Shop auf der Piazza Gae Aulenti in Mailand. Auch in Toulouse, Montpellier und Paris gab es Pop-up-Stores, die von Umweltaktivistinnen und Aktivisten boykottiert wurden. 

In San Francisco mussten Besucherinnen und Besucher für den dreitägigen Pop-up-Store Ende Juni eigene Timeslots buchen. Sie waren in kürzester Zeit ausgebucht.

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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