Rückkehr des Heroin Chic? Das toxische Echo vergangener Schönheitsideale

Warum ein 90er-Jahre-Begriff wieder im Gespräch ist und nun für Aufregung sorgt.

Blaß, Augenringe, hager und androgyn: Das war das fragwürdige Schönheitsideal der 90er-Jahre-Modewelt. "Heroin Chic" hieß der Trend, der Assoziationen an das Aussehen Drogensüchtiger wecken solle. Für die Allgemeinheit blieb davon hauptsächlich ein Aspekt als Muss über: So schlank wie möglich zu sein war das in Film, Fernsehen und Magazinen propagierte Idealbild, wie eine Frau auszusehen hatte. Bis sich die sogenannte Body Positivity und Akzeptanz auch nicht-stromlinienförmiger Modelkörper durchgesetzt (oder zumindest verbreitet) hatte, sollten noch viele Jahre vergehen.

Nun scheint das Pendel wieder in die andere Richtung auszuschlagen. Influencer, wie der eigentlich für seine Kurvigkeit bekannte Kardashian-Clan, zeigen sich deutlich erschlankt, und die Rückkehr der Low-Rise-Jeans lässt Schlimmes vermuten. Nun titelte auch die New York Post: "Bye-bye booty: Heroin chic is back" (Baba, Popsch: Der Heroin-Chic ist zurück).

Ein Statement, das, trotz des an sich einigermaßen kritischen Artikels, für Aufregung sorgt. Schauspielerin und Aktivistin Jameela Jamil findet auf Instagram deutliche Worte: "Ich gehöre zur Generation der ersten Heroin-Chic-Welle. Wir haben uns davon nie vollständig erholt, ich habe zwei Dekaden meines Lebens verloren. Ich FLEHE euch an, diesen Trend und Menschen, Magazine und sonstige Medienoutlets, die an seiner Verbreitung beteiligt sein, deutlich abzulehnen. [...] Männern wird auch nicht alle zehn Jahre ein Dossier ausgehändigt, in dem drinnensteht, welche neue Körperform man von ihnen erwartet." 

Auch auf Twitter äußern sich viele zum Thema: "Die 'Heroin-Chic'-Schlagzeilen machen mir Angst", oder: "Nebenwirkungen einer Drogenabhängigkeit sollten niemals ein Trend sein". Auch besorgte Stimmen äußern sich zum Thema: "Nicht nur wird die Konversation über diesen Trend eine neue Welle an Essstörungen und Rückfällen auslösen, sie ist auch beleidigend für jene, die jemanden an die Sucht verloren haben. Sucht und die Schwelle zum Tod sind kein erstrebenswertes Schönheitsideal."

Wachsamkeit, dass sich toxische Körperbilder der Vergangenheit nicht wiederholen und schleichend wieder zur Normalität werden, ist also geboten. 

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