Parfüm-Trends: Wie junge Männer riechen und die begehrtesten Duftnoten
Maßgeschneiderte Parfüms um 120.000 Euro und warum Düfte jetzt intensiver und individueller sind.
Jahrelang wurde die französische Kaiserin Eugenie von starken Migräneattacken geplagt, doch keine Behandlung konnte Linderung verschaffen. Bis die Ehefrau von Napoleon III. ein speziell für sie hergestelltes Duftwasser erhielt – eine belebende Mischung aus spritzigen Zitrusnoten, Neroli und ätherischen Ölen der Bitterorange.
Im Jahr 1853 dankte sie Pierre-François Pascal Guerlain mit dem Titel des "Parfümeur Ihrer Majestät". Lange glaubte man an die heilende und geradezu magische Wirkung von Düften, wie die Vorstellung, Rosmarin könne die Pest abwehren.
Von diesem Ansatz ist allenfalls die Aromatherapie übrig. Tatsächlich aktivieren Düfte aber Emotionen und wirken in jenem Hirnareal, in dem Erinnerungen gespeichert werden.
Parfüm auf jeder Haut anders
Duftexperte Martin Ansperger von Guerlain gibt seit Jahren die Leidenschaft und das Wissen um begehrte olfaktorische Kompositionen weiter.
Er erklärt gerne, wie individuell Parfüms sind: "Durch viele Faktoren wie Alter und Hormone ist keine Haut wie die andere. Jeder Duft entfaltet sich an einer Person anders und er sollte auf einen abgestimmt sein."
Daher gibt es in Wien nun auch den ersten privaten "Salon de Parfum" zu mieten, in dem eine Expertin, geschult von Ansperger, mit Gästen herausfindet, welcher der vielen Düfte der L'Art & La Matière die Persönlichkeit am besten unterstreicht. Eine interessante Duftreise von etwa 30 Minuten.
Individuelle Düfte im Trend
Individualität ist also auch in der Welt der Düfte groß in Mode. Marken wie Bulgari oder Bottega Veneta reagieren darauf, indem sie ganze Serien herausbringen, in denen jeder seinen persönlichen Favoriten entdecken kann. Noch exklusiver wird es bei den maßgefertigten Parfüms, die einige Firmen anbieten.
Wer es wirklich einzigartig will und 120.000 Euro übrig hat, dem schaffen die Parfümeure Delphine Jelk und Thierry Wasser ein maßgeschneidertes Dufterlebnis – mit persönlichen Treffen in Paris und einer eigenen Chargennummer.
Thierry Wasser reist um die ganze Welt, um Blüten und Essenzen zu entdecken. Wie die Iris, die in der Türkei geerntet wird. Eine der teuersten floralen Noten und meist einfach künstlich hergestellt. Für die Gewinnung von einem Kilogramm Essenz sind 2000 Kilogramm Wurzel nötig und eine mehrjährige Trocknungsphase geht voraus.
"Dabei sind synthetische Aromen per se nicht schlechter als natürliche", erklärt Ansperger. Aber natürliche Rohmaterialien seien "tiefer und lebendiger und wandeln sich vielschichtiger auf der Haut".
Intensiv und laut - Holztöne
Momentan sind es die intensiven und kraftvollen Düfte, die Trends setzen. Besonders begehrt ist Adlerholz (Oud), auch Holz der Götter genannt, mit seinen starken holzigen Noten und einem Hauch von Moschus.
Tom Fords Oud Wood, lanciert im Jahr 2002, hat den legendären Duft aufgegriffen. Seit Kurzem ist es wieder populär und Adlerholz in Produkten von Seifen bis Raumsprays zu finden. Auch Vanille, Sandelholz und Patschuli erleben ein Revival.
Wer sich bei dieser Vielfalt nicht entscheiden kann, trägt mehrere Düfte übereinander – ein Layering, dass durch Social Media bekannt wurde und für das Bulgari (Allegra Düfte) sogar eine eigene Linie entwickelt hat.
Junge Burschen setzen auf teure Parfüms
Die neueste Generation von Duftliebhabern sind junge Männer im Teenageralter, die – beeinflusst von Influencern wie Jeremy Fragrance – teure Kreationen für sich und ihr Taschengeld entdecken. Statt in billige Deos wird in Fords bereits erwähntes Oud Wood investiert, in Egoiste von Chanel, Green Irish Tweed von Creed oder Düfte von Xerjoff, Fico di Amalfi oder Acqua di Parma.
Stars und ihre Duftwässer
Der Markt wird also exklusiver. Fast vorbei scheinen die Zeiten der Nullerjahre, in denen Hollywoodstars und angehende Bühnensternchen Düfte mit eigenem Namen zu günstigen Preisen offerierten – von Jessica Simpson bis Jennifer Lopez.
Ganz aus der Mode sind sie aber noch nicht, wie Sängerin Ariana Grandes neue Linie beweist und junges Publikum mit Mischungen aus Kokos, Rose, Vanille und mit sanften Hölzern lockt. Grande präsentiert neben dem Angels Kiss ebenfalls gleich eine ganze Kollektion an Duftwässerchen unter dem Titel Lovenotes.
Und was tragen Promis selbst - ohne dafür bezahlt zu werden? Superstar Beyonce wurde im Londonder Shoppingparadies Harrods gesichtet, als Angels Share von Kilian Paris orderte. Mit Zimtnote, Vanille und Sandelholz.
Auf ihrer letzten Tour hat Taylor Swift Tom Ford's Santal Blush zu ihrem Favoriten erkoren und auch Vanessa Hudgens setzt mit Tobacco Vanille auf Fords Unisex-Kreationen.
Frischer, in Form von Zitrus, Tonkabohnen und Bergamotte, mag es Supermodel Elle Macpherson mit Guerlains Vetiver. "Ich trage es seit 30 Jahren. Es ist ein Herrenduft, aber an mir entfaltet er genau die klare Wirkung, die ich liebe. Ohne blumige Noten."
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