Farbzwang oder Modetrend? Die Pantone Farbe des Jahres ist Viva Magenta
Wenn das Pantone Color Institut jährlich die Farbe des Jahres kürt, wird die Welt etwas dunkler. Warum die Farbe trotzdem Zuversicht ausstrahlt und wie man sie kombiniert.
Schon ab November gehen Style-Experten auf die Jagd. Die Suchmaschinen glühen, wenn die Pantonefarbe des kommenden Jahres recherchiert wird. Doch das gut gehütete Geheimnis entschlüsselte Pantone erst Mitte Dezember: 2023 ist es der Farbton Viva Magenta. Seit 2000 kürt das Pantone Color Institute die Farbe des Jahres. War es 2022 noch blasslila, das sogenannte Very Peri, ist es heuer der kräftige Farbton 18-1750, der Nuancen von Purpurrot und Magenta in einem Mix von warmen und kühlen Tönen vereint.
„In unserer digitalen Welt wollten wir uns von der Natur inspirieren lassen. Der organische Ursprung von PANTONE 18-1750 Viva Magenta stammt vom Cochenillekäfer, der karminroten Farbstoff produziert und uns mit einem ursprünglichen Kraftsignal verbinden soll“, begründet Leatrice Eiseman, Geschäftsführerin von Pantone Color Institute die Wahl. „Welcome to Magentaverse“ steht auf der Website des Instituts, die mit Pflanzenelementen unterlegt ist, die an Rote Rüben erinnern.
Pantone, ein US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Carlstadt, New Jersey, wurde 1962 von Lawrence Herbert gekauft, der mit einer eigenen Farbtabelle und universellen Farbsprache die Druckindustrie damit revolutionierte. Alternativen zum amerikanischen Pantone Matching System sind etwa das HKS-Farbsystem des Künstler-Farbenherstellers Hostmann-Steinberg Druckfarben seit 1968 sowie das RAL-Farbsystem, das 1925 in Berlin gegründet wurde und das vor allem in Europa als Farbbasis dient. Während Pantone auf Farb-Typisierung spezialisiert ist, widmet sich das Pantone Color Institute der Trendvorschau. Dabei verwebt Pantone die Emotionen der Farbpsychologie mit eigenen Farbkonzepten.
Warum sich das Institut jetzt gerade für Viva Magenta entschieden hat? Die Farbtendenzen aus Mode, Design, Kunstsammlungen und Werken internationaler Künstler sollen als Inspiration gedient haben und Symbol für den globalen Zeitgeist sein.
So stylt man Statement-Magenta
Aber sind diese dunklen Rottöne wirklich der globale Trend, mit dem man gerne in den Frühling startet? Oder ist es eher nur die amerikanische Interpretation davon? Jedenfalls hat die Farbpsychologie von Pantone die Antwort darauf: Viva Magenta soll uns Sicherheit und Motivation geben, um Krisen in den heutigen unsicheren Zeiten zu überstehen. Rottöne sind ja bekanntlich Powerfarben. Auch wie man die Farbe stylen soll, weiß das Institut: In der Mode wird sie all over zum Statement, wenn ein festlicher Look gewünscht wird.
Wer es ruhiger liebt, soll helle Grau-, Blau- oder Pastelltöne dazu kombinieren. Und im Interior-Bereich kann Magenta vom Farbtupfer als Accessoire bis zur Samtcouch oder lackierten Wand eingesetzt werden, so das Farbinstitut.
Und weil sich sämtliche Konsumgüterproduzenten jährlich diesem Farbtrend unterwerfen, wird eben so ziemlich alles in der neuen Trendfarbe produziert. Gleichzeitig mit der Bekanntgabe der Color of the Year erscheinen in Hochglanzmagazinen von Vogue bis AD lobende Artikel darüber und sogar Galerien springen auf den Trend auf. So verschickte die Kunstgalerie Singulart blitzschnell einen kuratierten Katalog von Kunstwerken in der Trendfarbe 2023. Auch Beautylabels bringen Lippenstifte und Parfums in dem Farbton und in der Mode ist von der Jacke bis zum Schuh ebenfalls alles in Käferrot. Praktischerweise ist auf der Website von Pantone auch das neue Motorola Handy zu sehen – im Farbton 18-1750.
Und nachdem Valentino im Jahr 2022 den eigenen Farbton Pink PP kreierte, der in die Farbskala von Pantone aufgenommen wurde, fragt man sich: Farbzwang oder Modetrend? Wem Magenta nicht gefällt, kann dem Farbdiktat einfach entkommen. Mit Mut zu Individualität und einer beliebigen Farbe, die zur eigenen Stimmung passt, startet man sicher auch positiv in die Zukunft.
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