Overknees sind echte Hingucker - woher sie kommen und wie man sie trägt
Der Stiefel galt lange als anrüchig, wenn er von Frauen getragen wurde. Denn erfunden wurde er für Männer. Die besten Looks und wie man sie stylt.
Sie sind wieder da! Oder waren sie eigentlich nie wirklich weg? Fest steht, dass diesen Winter sämtliche Schuhdesigner Overknees in ihren Kollektionen zeigen. Angefangen von derben sportlichen Styles mit Blockabsätzen bis zu spitzen Luxusmodellen mit Bleistiftabsätzen, etwa bei Dolce & Gabbana, oder aus schillerndem Metallicleder bei Bottega Veneta.
Obwohl die Stiefel in den vergangenen Jahren immer wieder mal aufpoppten, kamen sie nicht richtig in Mode. Heuer melden sie sich mit aufregenden neuen Statement-Modellen zurück. Wer also noch irgendwo ein Paar der langen Schaftstiefel zu Hause im Kasten hat, kann sie jetzt frohen Mutes wieder tragen, ohne dass Vintage-Flair aufkommt. Aber wie stylt man sie heute? Im Unterschied zu früher, wo man sie über enge Röhrenjeans zog, werden Overknees heute im Loose-Fit-Style souverän zu jedem Anlass gestylt. Ganz casual trägt man sie jetzt zu kurzen Kleidern, Miniröcken und Shorts, nur nicht über lange Hosen. Zu femininen Modellen passen maskuline Blazer gut. Und bei hohen Absätzen, sollte wenig Abstand zwischen Stiefel und Rocksaum sein, wie es Isabel Marant zeigt.
Für den Partylook sollten bunte Modelle mit ebenso starken Farben und schwarze Stiefel mit Schwarz oder Beige kombiniert werden. Flache Overknees, deren Schaft nach unten rutscht, sehen wiederum zu oversized Blazern und Bomber-Jacken lässig aus.
Von anrüchig zu emanzipiert
Dabei ist uns der dramatisch wirkende Stiefel, der Cuissarde, der für Ritter im Mittelalter als Schutzkleidung erfunden und von Edelmännern bis ins 19. Jahrhundert getragen wurde, schon im Kinderbuch „Der gestiefelte Kater“ begegnet. Bekannt wurden die Overknees wieder durch einen Film der 1960er-Jahre. Diana Rigg trug in der Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“, zu ihrem Business-Kostüm Overknees und zückte als Spionin Emma Peel ihre Pistole aus dem Schaft.
Auch Karl Lagerfeld liebte langbeinige Silhouetten und holte Overknees 1977 erst für Chloé und in den 1990er-Jahren für Chanel zurück. In den 1980er-Jahren waren die Stiefel zwar modisch unbeliebt, wurden aber zum kunstvollen Fetischobjekt hochstilisiert und fanden sich in Modefotografien im Helmut-Newton-Style wieder.
Die Stiefel die über das Knie reichen sind auch heute wieder aus dem damals als anrüchig geltenden Lackleder. Doch er hat seinen Fetisch-Charakter abgelegt.
Denn seit Designerinnen, wie die emanzipierten Modeschöpferinnen Stella McCartney, Victoria Beckham oder Isabel Marant, Rebellin in Sachen Mode, Overknees entwerfen, änderte sich der verstaubte kulturelle Code. Heute sind sie salonfähig und die Botschaft lautet: wir ziehen an, was uns gefällt, auch wenn es provokant wirkt. Schließlich zählen zu Marants Vorbildern die feministische Schriftstellerin Simone de Beauvoir und die provokative Künstlerin Louise Bourgeois.
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