Österreicher erobern die Paris Fashion Week

Nicht nur Lena Hoschek und Florentina Leitner waren in Paris, um ihre Mode zu zeigen.

Es ist immer interessant, eine Premiere zu erleben. Auch, ja, besonders in der Modewelt. In Paris gab es gleich zwei besonders spannende davon. Die erste Premiere fand auch noch in einer echten Oper, der Opera Garnier, statt. Dort zeigte Julian Klausner seine erste Kollektion für die Marke Dries Van Noten, dessen Gründer das Haus bekanntlich vor zwei Saisonen verlassen hat.

Aber natürlich ließ sich auch Dries die Premiere nicht entgehen, war eigens dafür aus Antwerpen angereist. Und konnte sehr zufrieden sein. Die Kollektion ist wunderschön, hat vieles von dem, was Dries Van Noten ausgemacht hat, aber auch Neues. 

Eine tolle Kombination, der man anmerkte, dass Klausner bereits sechs Jahre für Dries gearbeitet hat. 

Viel klassische Musik

Generell war schon lange war bei Modeschauen in Mailand und Paris nicht mehr so viel klassische Musik zu hören. Balenciaga zum Beispiel begann die Show mit Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 14, bekannt als "Mondscheinsonate". Bei Demna Gvasalias Kolleginnen und Kollegen glaubte man immer wieder auch Mozart, Schubert, Brahms oder Mendelssohn zu hören, aber dann hatte manchmal ein junges Talent daraus etwas "Zeitgemäßes" komponiert.

Österreich auf der Fashion Week Paris

Österreich war auch mit Models in Paris vertreten, wie etwa Stella Lucia und Britta Dion. Stella Lucia konnte man bei Acne Studios und bei Andreas Kronthaler for Westwood sehen, ebenso wie Dion. Helena Severin lief für Issey Miyake.

Florentina Leitner

Auch heimische Modeschöpferinnen und Modeschöpfer waren wieder in Paris zu Gast. Shows gab es allerdings nur von Florentina Leitner, dafür wieder gleich drei am Samstag. Sitzplatznummern bekam man keine zugesendet. Da durfte man sich vor den Shows direkt vor Ort eine Nummer aus einem Glas ziehen. 

Über das Thema der Kollektion sagte ihr Partner, Maximilian Rittler: "Back to school - damit haben wir gearbeitet, mit gender, proper, aber auch bad girl und auch mit den Kritzeleien, die man in seine Schulhefte macht. 

Wir haben auch ein paar Elemente von Lady Dianas Wardrobe mit einbezogen und haben alles zusammengemixt und dann von Aliens entführt, ins Spaceship geschickt." Dass auf jeden Fall Florentina Leitners Handschrift nicht zu übersehen ist, begeisterte wieder.

Entwurf von Florentina Leitner

©Florentina Leitner

Andreas Kronthaler

Erwähnen muss man auf jeden Fall Andreas Kronthaler. Obwohl der Tiroler seit vielen Jahren in London lebt, kam er ja mit seiner Frau Vivienne Westwood immer wieder auch "nach Hause". Und seine Show war großartig. Alle männlichen Models kamen - egal ob mit Anzug oder Jeans - mit Stöckelschuhen auf den Laufsteg. Das hätte sicher auch die 2022 viel zu früh verstorbene Vivienne begeistert!

Andreas Kronthaler

©APA/AFP/BERTRAND GUAY

Lena Hoschek

Auf der offiziellen Messe, der Premiere Classe in den Tuileries war Lena Hoschek mit einem Teil ihrer Jubiläumskollektion "Everything I love" zugegen. Dafür hatte sie ihre Lieblingsmodelle aus den 20 Jahren Lena Hoschek ausgesucht und neu gestaltet. 

Nur wenige Meter weiter fand man Gregor Pirouzi und seine Frau im Stand des Wiener Accessoire-Geschäftes Nina Peter. Großartig, die nach wie vor von Hand gefertigten Handschuhe, aber jetzt auch Taschen und Accessoires. Zum Lieblingsprodukt hat sich schon das Ensemble Dodo, bestehend aus einer Tasche mit angeklickten Handschuhen entwickelt. Und auch nicht sehr weit davon entfernt die schönen Kaschmirmützen von Hurray aus Wien.

Kaschmir aus Österreich

Am Ende der gewaltig langen Messehalle stellte das Traditionshaus Lobmeyr seine wunderbaren Gläser mit Gohar World aus New York aus. Und - wie Lobmeyr-Chef Leonid Rath verriet - man stellte die gleichen genialen Objekte, wie schon 1925 anlässlich der internationalen Ausstellung "Des Arts decoratifs", bei der Lobmeyr den Preis gewonnen hatte, 100 Jahre später wieder aus. 

Auch auf der Tranoi-Messe gab es Kaschmir aus Österreich zu sehen. Designerin Barbara Schoppe gründete ihr Label Philo-Sofie Cashmere 2007. Ihre Tochter, Franziska Isabelle Gianotti ist seit 2022 als neue Geschäftsführerin dabei.

Alexandra Lanzi von Wien Products hatte wieder mit Unterstützung von Angelika Berrod-Holzner von Advantage Austria den Showroom Wilde organisiert, wo man die Produkte von Eva Blut, rosa mosa, Sagan Vienna, Klaus Mühlbauer, Florian Ladstätter, Lena Quadrat und ihre Marke artpontPublished by, Beatica und GÜC von Freitag bis Montag bewundern konnte. Natürlich auch bestellen. Hoffentlich kamen viele Einkäufer aus der ganzen Welt! 

Groß angelegte Plakatinstallation

Bereits ab 3. März und bis zum 12. wurde von der Austrian Fashion Association unter Camille Boyer Arbeiten heimischer Labels in einer groß angelegten Plakatinstallation präsentiert. Insgesamt rund 1000 Plakate wurden immer wieder an wichtigen Mode-Orten - wie zum Beispiel vor dem trendigsten Pariser Concept-Store, dem Dover Street Market - präsentiert. 

Ein auf dem Plakat abgebildeter QR-Code führt zu einem Online-Magazin, worin sich die AFA auch selbst und die von ihr geförderten Labels aus Österreich vorstellte. Einige weitere präsentierten ihre Kollektion auch - wie Florentina Leitner - in Showrooms. 

Im SHOWROOM BE [...] MY FRIEND zum Beispiel Petra Schröckeneder mit ihrer Kosmetik. Es sind rein pflanzliche Hautpflegeprodukte mit natürlichen Wirkstoffen, die nachhaltig in Österreich produziert werden.

Erwin Wurm - One Minute Sculptures für Issey Miyake

Und was hat ein Weltkünstler aus Österreich mit der Modewoche zu tun? Das erlebte man auf großartige Weise bei der Issey Miyake Modeschau. Schon als man die Location im Carrousel du Louvre betrat, wurde man auf skulpturartige "Schmuckstücke", bestehend aus quasi menschlichen Körpern und Mode-Elementen -  auf dem Laufsteg aufmerksam. Dazu tanzten, wie schon beim letzten Mal, junge Menschen ganz lässig und wie nach ihrer eigenen Choreografie zwischen dem ankommendem Publikum. 

Während der Modeschau bildeten einige von ihnen mit Hilfe der Modeelemente von den bereitstehenden Skulpturen ihre "One Minute Sculptures", für die Wurm berühmt ist.

Show von Issey Miyake mit Kunst von Erwin Wurm

©APA/AFP/BERTRAND GUAY

Ja, es stand auch im Programmheft, wer die Ideen dazu geliefert hatte: Performative works & original concept Erwin Wurm. Und bei der Show anwesend war "unser" Künstler natürlich auch. Auch die Mode von Chefdesigner Satoshi Kondo war wieder großartig. Sicher eine der besten in Mailand und Paris gezeigten Kollektionen.

Brigitte R. Winkler

Über Brigitte R. Winkler

Seit 30 Jahren auf allen wichtigen Modeschauen dieser Welt zugegen. Interessiert sich für alles, was mit Kunst und Kultur zu tun hat, wie eben die Mode. Seite 1977 beim KURIER. Bis 2014 auch Lektorin an der Universität für angewandte Kunst und an der Linzer Kunstuniversität.

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