Warum selteneres Duschen und Baden immer beliebter wird

Promis wie Julia Roberts verzichten zunehmend auf Seife oder gar Wasser. Grund sind nicht nur die positiven Effekte auf die Haut.

In einer riesigen Badewanne mit viel Schaum liegend eroberte im Jahr 1990 Julia Robert als „Pretty Woman“ mit ihrem schiefen Gesang das Herz von Richard Gere. Heute dürfte sich die Oscar-Preisträgerin wohl kaum mehr ein heißes Vollbad gönnen: Die 53-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass sie sich nicht jeden Tag wäscht. „Sie duscht sich tagelang nicht“, verriet ihr Bodyguard vor einigen Jahren in einem Interview.

Mit dieser Vorliebe ist Roberts nicht alleine. Anfang des Jahres sorgte Kollege Jake Gyllenhaal ebenfalls für Schlagzeilen, nachdem er der Vanity Fair verraten hatte, dass er das Baden „zunehmend für immer weniger notwendig“ erachte. Der Non-Bathing-Trend ist mittlerweile so großes Thema, dass der US-Arzt James Hamblin nun unter dem Titel „Natürlich waschen! Was unsere Haut wirklich gesund hält“ sogar ein Buch zu diesem Thema verfasst hat.

Zu viel des Guten

Dass sich immer mehr Menschen mit dem Thema Cleansing Reduction, also Reinigungsreduktion, beschäftigen, begrüßt Dermatologin Barbara Franz. „Ich sehe seit Jahren zunehmend Patienten und Patientinnen, die vor allem zum Jahreszeitenwechsel unter Ekzemen leiden, die aufgrund einer starken Austrocknung der Haut entstehen“, sagt die Wiener Ärztin. Zusätzlich zu Belastungen wie trockener Heizungsluft und Kälte komme jetzt auch noch abendliches Baden ins Spiel. „Das entzieht der Haut die restliche Feuchtigkeit.“ Duschen belaste nicht minder: „Tägliches Einseifen mit Duschgel von Kopf bis Fuß ist zu viel des Guten“, erklärt Franz. Achseln, Schritt und Fußsohlen seien im Grunde die einzigen Körperpartien, bei denen eine dies wirklich notwendig sei. „Den Rest kann man auch mit Wasser abreinigen.“ Und wenn der Sprung unter die Dusche an einem Wochenende daheim mal komplett ausfällt, sei dies auch kein Problem für die Haut – ganz im Gegenteil.

Unmengen an Wasser

Neben den positiven Effekten auf den eigenen Körper, ist der Umweltschutz zunehmend Grund für regelmäßigen Bade- und Duschverzicht. „Jede Duscheinheit verbraucht ungefähr 50 Liter Wasser“, weiß Herwig Schuster von Greenpeace Österreich. Baden verbrauche das Doppelte. „Pro Kopf und Tag werden hierzulande 130 bis 150 Liter Wasser verbraucht.“ Zusätzlich zum regelmäßigen Verzicht lasse sich durch Reduzierung der Wassertemperatur, wassersparende Aufsätze und Abdrehen des Wassers während dem Einwirken der Haarspülung ebenfalls sparen.

Hautärztin Barbara Franz hofft, dass eine fast vergessene Form der Hautreinigung ein Revival erlebt: „Die Katzenwäsche reicht teils vollkommen aus. Hier und da auf die ausgiebige Dusche zu verzichten, ist eine Wohltat für die Haut“. Und die Umwelt.

Maria Zelenko

Über Maria Zelenko

Seit 2015 beim KURIER. Schreibt seit über einem Jahrzehnt über alles, was die Mode- und Kosmetikwelt bewegt.

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