Unauffällig, aber sündteuer: Das Understatement des "stillen Luxus"

Der dezente Stil ist durch Serien wie Succession auch bei der Jugend populär. Diese High-End-Marken zeigen diskret , dass man im Geld schwimmt.

Geschwister streiten mit ihrem Vater um das Erbe des familiären Medienunternehmens – das ist die grobe Handlung von Succession. Die mit Preisen überhäufte HBO-Serie geht demnächst in die vierte Staffel. Modisch interessant dabei: Die Produktion präsentiert wie keine andere den Stil von Milliardären, die nicht auf Anhieb zeigen wollen, wie viel Geld sie haben. Understatement wird großgeschrieben. Dass die Stylisten ganze Arbeit geleistet haben, zeigt die Tatsache, dass Luxuslabel Loro Piana und Uhrenhersteller Richard Mille in den neuen Folgen von sich aus für die richtige Ausstaffierung von Logan, Kendall Roy und Co. sorgen werden.

Luxus aus Italien

Wem diese Marken kein Begriff sind: Wladimir Putin trug eine Winterjacke des Italo-Labels bei einem seiner seltenen Auftritte 2022. Als bekannt wurde, dass das schlichte Modell 13.500 Euro kostet und aus feinster Kaschmirwolle gefertigt ist, sorgte das für ordentlich Wirbel.

Wladimir Putin in Loro-Piana-Jacke

©APA/AFP/POOL/ALEXANDER VILF

Die Uhren von Richard Mille tragen Sänger Drake, Tennisstar Rafael Nadal oder Rapper Jay-Z, der sich eine Mille in einem Blauton um 2,5 Millionen Euro “maßschneidern“ ließ. Wenn ihm die zu langweilig wird, kann er auf ein grünes Modell um drei Millionen Euro wechseln.

Die Roys (so die TV-Familie mit Nachnamen) „sind die „Anti-Kardashians. Sie wollen keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen“, erklärt Michelle Matland, Stylistin der Serie. Hier gibt es keine Louis Vuitton- oder Gucci-Tascherln mit Emblem. Sündteuer sind die Teile oft ebenso, aber nur in bestimmten Kreisen als solche erkennbar. Die Baseballkappen von Kendall und Logan kommen ohne Logo aus, kosten aber 600 Euro. Die Wollpullover sind von The Row, Kleider von Gabriela Hearst und Hosenanzüge von Max Mara oder Armani. Man setzt auf viel Kaschmir und andere gute Stoffe – und teure Uhren. Als „stiller Luxus“ wurde der Stil vom Fashion Magazine bezeichnet, der gerade auch bei weniger honorigen Fashionistas hip zu sein scheint.

Im Netz gibt es bereits unzählige Videos, die erklären, wie man sich kleidet, um richtig reich und nach „old money“ auszusehen anstatt zu protzen wie Neureiche. In den Tiktok-Videos nimmt man sich gerne die reichsten Männer der Welt als Vorbilder, wie Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg. Letzterer trägt bekanntlich gerne graue T-Shirts. Aber nicht irgendwelche. Sie stammen angeblich von der italienischen Luxusmarke Brunello Cucinelli, kosten 300 Euro und sind Spezialanfertigungen.

Auch Jeff Bezos sieht man seine Amazon-Millionen nicht an. Er steht für sportlich-modernen Minimalismus. Seine Daunen-Gilets auf Medienkonferenzen hat Matland auch für die Serie übernommen. Die „Multimillionen-Dollar-Bubis“ tragen dort alle Daunen-Westen von Moncler oder Cucinelli. „Ich glaube, sie wollen dadurch härter aussehen, als sie tatsächlich sind. Das sind Buben, die nie Football gespielt haben. Die Westen sind etwas, das ihnen das Gefühl gibt, größer zu sein, als sie physisch sind“, erklärt die Modeexpertin.

Zwei der konkurrierenden Roy-Geschwister in unauffälligen Luxuslabels

©HBO

Farben der Superreichen

Auch für Tiffanie Woods geht es auf ihrem Instagram-Account successionfits um die Kleidung der Serie. Ohne einschlägiges Modewissen ist es schwer, den Marken nachzuspüren, bei denen unauffällige Anzüge schon einmal 20.000 Euro kosten können.

Wer Tipps will, mit welchen Modestücken man reich aussieht, ohne dabei jedoch viel Geld auszugeben: Kleidung in neutralen Tönen wie Grau oder Braun wählen und auf Strickwaren, Hemden und Blusen, Seidenkleider, Trenchcoats, Ledergürtel, dezente Schultertaschen, Lederstiefel, Loafers, schlichte Ringe und Gold- und Perlenketten setzen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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