
Männermode: Dieses Jahr haben wir Woll-Lust auf Sommer
Wolle gehört in den Winter? Von wegen! Dieser Stoff hält uns nicht nur im Winter warm, sondern hilft auch im Sommer einen kühlen Kopf zu bewahren. Bleibt eigentlich nur noch die Frage: erdiges Braun, stylishes Grün oder doch eleganter Sandton?
Zweiunddreißig Grad im Schatten, gefühlte sechzig auf den Sonnenplätzen im Centre Court. Bei den alljährlich im Juli abgehaltenen Wimbledon Championships kamen heuer nicht nur die Tennisspieler auf dem perfekt getrimmten Rasen ins Schwitzen, sondern mitunter auch die Gäste der Royal Box. Doch Hitzewellen sind in elitären Kreisen kein Grund, den Dresscode fallen zu lassen.
Ex-Profi-Fußballer und Immer-Noch-Trendsetter David Beckham greift deshalb gern zu einem Material, das überraschend gut in den Sommer passt – und das auch in seiner Anzugskollaboration mit Hugo Boss mehrfach zum Einsatz kam – Wolle.
Doch warum ist ausgerechnet ein Stoff, der uns im tristen Novembernebel vor Gänsehaut bewahrt, auch ideal gegen den Hitzekollaps?

David Beckham kommt danke feiner Materialien in Wimbledon trotz Hitze nicht ins Schwitzen.
©EPA/TOLGA AKMENGanz einfach: Wolle, dieses wunderbare Naturtalent, ist temperaturregulierend. Das bedeutet: Wenn es draußen kalt ist, speichert sie Wärme, und wenn es heiß wird, leitet sie überschüssige Hitze nach außen ab. Dazu ist sie atmungsaktiv und kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen.
Feines vom Hoflieferanten
Den entscheidenden Vorteil gegenüber dem sommerleichten Leinen (siehe S. 24), erläutert Stilexpertin Franka Mainusch: „Leinen knittert und das kann schnell unordentlich wirken.“ Es habe zwar seinen festen Platz auf Sommerhochzeiten oder als City- Look, doch für den feinen Business-Auftritt – oder den Tribünenplatz im Centre Court neben Prinzessin Beatrice – sollte es feiner ausfallen.

Feinste Modelle - für Winter wie Sommer - findet man bei Knize.
©KnizeWenn man also am Wiener Graben bei Nummer 13 durch die Glastür tritt und in das gediegene, holzvertäfelte Ambiente des Traditionsherrenausstatters Knize tritt, kann man sich dort nicht nur klassische Fracks aus dichter Schurwolle und Kaschmir anfertigen lassen, sondern, erläutert Inhaberin Claudia Niedersüß, auch leichte Sommeranzüge aus Frescowolle.
Geheimnis der Spione
Frescowolle wurde 1907 vom britischen Weber Martin Sons & Co 1907 erfunden – ursprünglich speziell für Geschäftsreisende. Der Stoff, gewebt aus einem hochgezwirnten Kammgarn und einer porösen Leinwandbindung, ist formstabil, nahezu knitterfrei und dabei doch luftig. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts wichtig, um nach beschwerlichen Fahrten nicht zu zerzaust am Ziel anzukommen.

James Bond, vor allem in den frühen Film, war oft in leichte Sommeranzüge gekleidet.
©REUTERS/Carlos BarriaDoch in der Folge kam er auch Kostümdesignern gelegen. Sean Connery oder Roger Moore schlüpften beim Verkörpern des berühmten Doppelagenten 007 also regelmäßig in Anzüge aus tropischer Wolle (die ein wenig feiner, glatter und eleganter als Fresco ausfällt). Als Spion verkehrt James Bond immerhin in Kreisen mit strikten Kleidervorschriften, doch dabei verschlägt es ihn in Länder, in denen er mit dicker Schurwolle schnell ins Schwitzen kommen würde. Als Roger Moore im Film Octopussy in Indien ankommt, trägt er eine beige Anzughose, die so dünn gewebt ist, dass das Hosenbein im hellen Sonnenlicht nahezu transparent wirkt. Jeder Lufthauch sollte damit zu spüren sein.
Allerdings ist der in Indien – ebenso wie während der Hitzewelle im Centre Court – meist Mangelware.
Leicht und luftig
Die freizeit hilft bei der Auswahl:
Elegant und dennoch wohlig kühl: Lockerer Blazer und Plissee-Hose in rötlichem Erdton aus einer Woll-Seiden-Leinenmischung von Sirplus, 650 €:

Fließender Anzug aus reiner Wolle in Grün von Canali, im Sale aktuell um 1.183 €:

Zweireihiger Blazer mit passender Anzughose aus feiner Schurwolle in Graubraun von Loro Piana, gemeinsam um 4.800 €:


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