Das Logo wird wieder festgeschnallt: Die Rückkehr der Markengürtel
Ikonische Buchstaben, Markenlogo, Schriftzüge. An den Stars und auf den Laufstegen stehen markante Gürtel wieder im Mittelpunkt. Warum das in vielerlei Hinsicht zu unseren Zeiten passt.
Die Erinnerung ist trotz der 20 Jahre, die seitdem verstrichen sind, präsent: Das Herzklopfen beim Betreten des Nobelgeschäfts. Die leicht zittrigen Hände beim Aussuchen des richtigen Modells. Der surreale Moment beim Überreichen des lange zusammengesparten Gelds. Und dann, zu Hause, das vorsichtige Einfädeln durch die Gürtelschlaufe, das behutsame Positionieren des wichtigsten Details, der LV-Monogramm-Schnalle.
Nun könnte der Markengürtel nach Jahren im hinteren Eck des Kleiderschranks wieder hervorgeholt werden.
Eigentlich wurde unter dem Schlagwort "Quiet Luxury" zuletzt hochwertige Kleidung ohne Markenhinweis bevorzugt. Das stilvolle Label The Row der Olsen-Zwilling konnte so Erfolge feiern, während die britische Marke Burberry im letzten Jahr Verlust einstecken musste. Doch nun bekommt der stille Luxus wieder laute Konkurrenz.
Monogramm in der Mitte
Als Supermodel Bella Hadid unlängst auf den Straßen von New York gesichtet wurde, vervollständigte sie ihren grauen Mini-Hüftrock mit einem schwarzen Gürtel. Auf dessen Schnalle prangte das berühmte Doppel G von Gucci. Dieselben Buchstaben kontrastierten an einem roten Ledergürtel das weiße Kleid, das Lily Gladstone bei der Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes trug. Und Kirsten Dunst erschien zur Herbst/Winter-Vorschau von Gucci ebenfalls im passendem Accessoire um ihrer Mitte.
Wie viele Trends der 2000er – das Bauchleiberl, die Plateauschuhe oder die so umstrittenen Hüfthosen – feiert derzeit also auch der Logo-Gürtel sein Comeback.
Ein Accessoire, das man sich leisten kann
Aber warum ist das eigentlich so?
"Zum einen", meint Image-Beraterin und Style-Expertin Eva Köck-Eripek, "ist der Gürtel eines Luxuslabels eine kostengünstigere Alternative. Natürlich kostet er vielleicht immer noch 200 bis 400 Euro, aber das ist deutlich weniger als die vielleicht 5.000 für eine Handtasche."
Und so setzen Marken in Zeiten der Teuerungskrise vielleicht bewusst auf das Vermarkten erschwinglicher Accessoires.
Weniger Kleidung, mehr Variation
Doch dann beobachtet Eva Köck-Eripek noch eine andere Entwicklung. "Viele Menschen, die genug Geld für ein neues Outfit hätten, reduzieren bewusst ihr Kaufverhalten."
Wenn sie früher einer Klientin einen Pullover präsentierte, den diese in ähnlicher Form bereits hatte, erhielt Eva Köck-Eripek häufig die Antwort: "Oh, so einen ähnlichen habe ich bereits. Ich nehm ihn lieber in einer anderen Farbe."
Heute hört sie hingegen: "So einen habe ich bereits, den brauche ich nicht."
Doch nur weil sich er der Kleiderschrank weniger verändert, möchte man natürlich nicht wiederholt das gleiche Outfit präsentieren. Hier kommen Accessoires in Spiel.
Schlichter Schlüssel
Doch während mit dem Logo-Gürtel zwar ein Trend aus dem Millenium zurückkehrt, wird er nicht genauso getragen. "Der Schlüssel zum Erfolg im Jahr 2024 besteht darin, den Logo-Gürtel so zu tragen, dass er einen subtilen Schwerpunkt bildet", erläuterte Modejournalist Christian Allaire unlängst in der Vogue. "Halten Sie den Rest des Ensembles schlicht und mischen Sie ihn nie mit einem anderen Logo."
Doch die Verpflichtung zur Schlichtheit teilen nicht alle. Als Schauspielerin Zoe Saldaña bei der Met Gala den roten Teppich betrag, trug sie ein sandfarbenes, fließendes Kleid, das mit einem riesigen goldenen Gürtel komplementiert wurde. Darauf war in üppigen geschwungenen Buchstaben der Name der Marke zu lesen: Chloé.
Das war, urteilte Christian Allaire, ungefähr so subtil wie ein neonfarbener Verkehrsmast.
Doch das Pariser Modelabel Chloé scheint zuversichtlich, dass laute Logos im Trend liegen. Bei der Präsentation der kommenden Herbst-/Wintermode wurde nahezu jedes Outfit mit dem Schriftzug-Gürtel abgerundet.
Strasssteinchen oder scharfe Nieten
Aber dann standen laute Statement-Gürtel bei Fashionshows allgemein im Fokus. Als filigrane Ketten oder klobig mit Nieten, in breitem Format auf der Taille sitzend oder tief um die Hüften schlenkernd, sauber in die Gürtelschlaufe gefädelt oder resolut über den Trenchcoats gebunden. Eine davon besuchte US-Socialte Chloe King sogar in einem Schlauchtop, das einzig aus einer Reihe Gürteln bestand.
Die Botschaft der Modewelt deutlich: Von wegen Accessoire, Gürtel sind derzeit Hauptdarsteller.
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