Latzhosen sind genderless und feiern von Luxus bis Casual ein Comeback
Erfunden für Arbeiter, berühmt geworden mit dem Feminismus - die schönsten Modelle, woher sie kommen und wie man sie trägt.
Alle an die Arbeit ! Egal ob Overalls, Onsies oder zweiteilige Anzüge mit Cargo-Hosen und Hemd, der Trend Arbeitskleidung im Alltagsleben zu tragen, zeichnet sich modisch schon länger ab. Längst haben nicht nur Labels wie Levis oder Carhartt der ikonischen Arbeitsbekleidung für Männer einen zeitgenössischen Look verpasst.
Im neuen Modeherbst tauchen die coolen Latzhosen aber vermehrt auch in edlen Designerkollektionen auf, für beide Geschlechter. Und zwar nicht nur als simple Denims bei H&M & Co, sondern als echte Luxusteile. So schickte die Pariser Designerin Isabel Marant Model Bella Hadid mit einer Latzhose aus edlem schwarzen Leder über den Laufsteg. Und Hermès zeigte seine Lederkunst am Catwalk mit einem dunkelbraunen Modell.
Auch die Worker-Outfits der Männerkollektionen rüsteten auf. So lässt Prada Männer in Jacken und Hosen, die mit verbreiterten Hosenträgern gehalten werden und an die Schutzkleidung von Männern die auf Bohrinseln leben, erinnern, über den Catwalk spazieren.
Auch Gucci nimmt an diesen Anleihe für ein Luxusmodell in Gelb, das in einer Kooperation mit dem Sportartikelhersteller Northface entstand.
Auf diesen setzte wiederum auch Supreme und designte das gute Stück für coole Jungs gleich in goldfarbenem Metallic, das in Kürze ausverkauft war.
Ein Latz für die Freiheit
Dabei hat sich im Schnitt des Einteilers seit seiner Erfindung nur wenig verändert. Erfunden 1911 von Henry David Lee, der 1889 schon die Jeansmarke Lee gründete, wollte Lee mit der Latzhose, einer Erweiterung zur Denim, eine Uniform für schwere Industriearbeit schaffen und brachte den „bib-Overall“, bib heißt auf Deutsch Lätzchen, als strapazierfähige Arbeitsbekleidung auf den Markt. Die robuste Latzhose war damals aus dem blauen typischen Jeans-Stoff gefertigt und verschaffte vor allem amerikanischen Farmern und Lokführern Schutz und mehr Bewegungsfreiheit.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden dann attraktive Uniformen eingesetzt, um amerikanische und britische Frauen in die Armee und Marine zu rekrutieren. Die Latzhosen wurden eng und feminin, und die Soldatinnen durften modische Blusen darunter tragen. Ein Stil der sich bis in die 1950er-Jahre mit den beliebten Rockabilly-Modellen fortsetzte, einem Mix aus Latz- und Marlenehosen. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde sie zum Symbol von Feminismus und Ökoszene und zeigte sich plötzlich in Lila. Als Symbol der aufkommenden Frauenbewegung ist der Einteiler im Bonner Haus der Geschichte heute ein Museumsstück. Die Farbe Lila sollte dabei das männliche Blau mit dem weiblichen Rosa zu einem feministischen Violett verschmelzen und die Gleichstellung der Frau symbolisieren. Denn bis dahin galten Latzhosen immer noch als männliche Domäne der Arbeitswelt.
1986 zeigte sich sogar Lady Diana Zuhause in Highgrove mit weißen Latzhosen und kombinierte eine Hemdbluse und Ballerinas dazu. Mitte der 1990er-Jahre wurde der bib-Overall dann von Frauen am liebsten mit kurzen Hosen, als sogenannter Shortall, im Alltag getragen und vorübergehend sogar zum It-Piece von Supermodel Kate Moss oder Jennifer Aniston.
Meryl Streep hob als Donna in dem Film „Mamma Mia 2“ die Latzhose 2008 zurück in den Modehimmel.
So gesehen kamen Latzhosen eigentlich nie aus der Mode. Mit Materialien aus Lack und Leder, mit coolen Farben und schicken Details sind vor allem die Einteiler der Luxuslabels überall einsatzbereit. Und wer nachhaltig denkt, shoppt ein genderless-Modell secondhand.
Wem sie passen und wie man sie stylt
Egal, wie die lange Latzhose getragen wird, sie streckt die Figur. Mit 20 Jahren passen Crop-Tops, mit 30 Streifenpullis, mit 40 elegante Blusen darunter. Mit 50 alles, was einem steht, es kommt nur auf den Schnitt an: skinny, straight, mit weitem Bein oder Baggy-fit. Enge Modelle sind sexy, blaue Denims casual, schwarze Allrounder.
Casual lässig: Denim-Latzhosen kombiniert mit Micro-Crop-Top und Cowboyboots (Rita Ora trägt nur Haut darunter). Im Winter wird ein weiter Hoodie darüber gezogen oder ein grob gestrickter Pulli darunter.
Chic elegant: Mit Heels und edlen Seidenblusen oder engen Kaschmirs kombinieren. Darüber kommt ein Woll-Blazer, eine weit geschnittene Bomberjacke oder ein langer Oversized-Mantel und XL-Modeschmuck.
Style für Männer: Basic-Tees, oder -Hoodies drunter ziehen, Beanie oder Bucket aufsetzen, fertig. Avantgardistisch wird’s mit groben Tweedsakkos, derben Winterstiefeln und XL-Sweatern aus der Sportmode.
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