Kitten Heals

Revolution der Zierlichkeit: Die Rückkehr der Kitten Heels

Meghan Markle trägt sie. Poppy Delevigny ebenso. Und auch Sarah Jessica Parker. Die Kitten Heels sind zurück. Mit Spitze, Slingback-Riemchen und eleganter Form. Wieso das ein Zeichen unserer Zeit ist.

Eigentlich war sie ja Teil des Publikums. Am ersten Tag ihrer Kolumbienreise war Meghan Markle an der Seite von Prinz Harry Zuseherin einer Tanzaufführung im Teatro de Cristóbal Colón in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá

Und doch zog die Herzogin von Sussex die Augen der anderen Gäste auf sich. Und dabei auf ein mauvefarbenes Midikleid mit goldfarbenen Stickereien von Johanna Ortiz. Und auf braune Sandalen, mit – für Designer Jimmy Choo – überraschend kleinem Absatz. 

Doch so verwunderlich ist das derzeit eigentlich nicht: die Kitten Heels sind zurück. Elegante, oft spitze Pumps mit einem Absatz von drei bis fünf Zentimeter. Einst Inbegriff der 1990er war es in dem aktuellen Retro-Hype wohl nur eine Frage der Zeit, bis Designer sich wieder auf sie besinnen würden. 

Große Marken, kleine Absätze

Für MiuMiu liefen bereits in der Wintermodenschau 2023 Models in schwarzen, spitzen Kitten Heels über den Laufsteg. Alexander McQueen zeigte kantige Nieten-Lederstiefeletten mit kontrastierendem Mini-Absatz. Und Gucci präsentierte einen spitzen, Lacklederschuhe mit Riemchen in Ancora Rosso, jenem Rotton, den der Aufzug des Hotels hatte, in dem Guccio Gucci vor seiner Zeit als Designer, die Koffer der Reichen in deren Zimmer trug. Eine Hommage an das Modeerbe.

Meghan Markle mit Kitten Heals - an ihrer Seite: Prinz Harry

©APA/AFP/RAUL ARBOLEDA

Seitdem konnten wir Model Poppy Delevigny in cremefarbenen Kittens Heels mit Perlen zu einem schillernden, weißen Pailetten-Minikleid sehen, "New Girl"-Star Zoey Deschanel in einer edlen, silbernen Variante von Roger Vivier und Hailey Bieber mit einer übergroßen Biker-Jacke, ausgestellten Leggings, Saint-Laurent-Tasche und Slingback-Kitten-Heels.

Eleganz trifft Komfort

Auch die Wiener Schuhsalon-Besitzerin Teresa Luger hat soeben ihre ersten herbstlichen Kitten-Heel-Paare aus Italien erhalten. "Der Kitten Heel strahlt Eleganz aus und ist trotzdem bequem", sagt Teresa Luger. Und er ist vielseitig: "Man kann ihn cool mit einer weiten Marlenehose und Blazer oder elegant zu Rock oder Hose tragen."

Wiener Schuhsalon-Besitzerin Teresa Luger

©Teresa Luger

Sie hat deshalb für ihr Geschäft "Teresa Shoes" in Hietzing auch gleich Varianten in Pelz und Tweed bestellt. 

Die Kitten Heels sind aber nicht die einzigen Highlights der 1990er, die sie derzeit in ihre Regale räumt. "Ballerinas sind auch zurück." Sarah Jessica Parker – als Carrie in "Sex & The City" doch vielmehr Queen of High Heel – hat unlängst die zwei großen Trends vereinigt. Sie wurde in schwarzen, runden Ballerinas mit niedrigem Absatz gesichtet. 

Aus Trainingsschuh wird Endmodell

Geboren wurde der eigentlich hinterfragenswürdige Begriff "Kitten Heel", (dt. "Kätzchenabsatz") in den 1950ern. Damals galten diese Schuhe als Einsteigervariante für heranwachsende Mädchen ("Kätzchen"), bevor sie einmal zu hohen Stöckelschuhen wechseln würden. Doch schon in den 1960ern waren die Kitten Heels keine bloßen Trainingsschuhe mehr, sondern das Endmodell. Zum rockig-wilden Stil der englischen Mods und den amerikanischen Beatniks passten sie besser als himmelhohe Stilettos, konnte man in den niedrigen Absätzen doch einwandfrei tanzen, feiern und herumwirbeln. 

Naomi Campbell

Naomi Campbell

©REUTERS/Gonzalo Fuentes

Richtig groß wurde dieser Schuhtrend in den 1990ern als Supermodels wie Cindy Crawford, Linda Evangelista oder Naomi Campbell darin abgelichtet wurden. Und dann kam natürlich Prinzessin Diana. Immer wieder rundete sie in den 1990ern ihre Outfits mit diesen Schuhen ab. Besonders markant war ihr Auftritt zu einer Aufführung des Schwanensee 1997: ein puderblaues, mit Glitzern besetztes Kleid mit einer passenden Clutch und Slingback-Kitten Heels.

Kurz verpönt, wieder verehrt

So wild die kleinen Absätze in den Jahren vor dem Millennium gefeiert wurden, so tief wurden sie in den ersten zwei Jahrzehnten danach im Kleiderschrank verräumt. Sie galten, als spröde und bieder und waren deshalb unerwünscht.

Doch nun, da Frauenmode immer praktischer sein darf (Stichwort: handyfreie Crossbody-Bags und tiefe Rock-Taschen), war es Zeit für die Rückkehr jenes Schuhs, der den Füßen eine Wohltat ist. Leicht adaptiert, mit Spitze, Riemchen und der klaren Botschaft: kleiner Absatz, großer Eindruck. 

Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Wienerin und Weltenbummlerin. Leseratte und leidenschaftliche Kinogeherin. Nach Zwischenstopps in London und als Lehrerin in der Wien-Chronik angekommen. Interessiert an Menschen, die bewegen, begeistern oder entsetzen; an ungewöhnlichen Ideen und interessanten Unmöglichkeiten. "Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit." Egon Erwin Kisch: Der rasende Reporter.

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