Kitsch zum Kleiden: Warum Weihnachtspullover so beliebt sind

Nicht nur in den USA sind "Ugly Christmas Sweater“ salonfähig. Auch hierzulande gilt: je schriller, desto besser.

Ob das wieder so ein Trend aus Amerika sei, wurde Miri Marijanovic am Weihnachtsmarkt am Spittelberg gefragt. Seitdem sind sieben Jahre vergangen und „Weihnachtspullover in der Winterzeit für uns das größte Thema überhaupt“, wie die Store-Managerin des Wiener Vintage-Geschäfts Uppers & Downers erklärt. Die Frage des skeptischen Weihnachtsmarktbesuchers war dabei durchaus berechtigt.

Schließlich machte der „Jingle Bell Sweater“ in den USA bereits in den 1950er-Jahren sein Debüt (siehe unten) – und gilt damit als Vorbote des kommerzialisierten Weihnachtsgeschäfts.

Zunächst in gedeckten Farben und dezenten Mustern (Stichwort Schneeflocken und Rentiere) erhältlich, stieß der Trend im anglofonen Raum auf großen Zuspruch – auch dank TV-Entertainer wie Val Doonican, die Omas Strickteile in ihren Weihnachtsepisoden ausführten. Filmklassiker wie „Der Grinch“ oder „Bridget Jones“ (Colin Firth im Rentier-Rolli) taten ihr Übriges.

In den Nullerjahren etablierten Mottopartys hässliche Weihnachtspullover endgültig als Kunstform für sich. Heute sind sie in jeder Modekette, im Discounter und im Luxussegment erhältlich – oft mit zeitgenössischer Interpretation.

Bei der „Clippy Edition“ handelt es sich bereits um die fünfte Ausgabe des jährlichen Weihnachts- Pullis von Technologie- Konzern Microsoft       

©Microsoft

Spaß und Miteinander

So ziert Microsofts ikonischer Office-Assistent Karl Klammer das diesjährige Modell des IT-Unternehmens. In Großbritannien wird diesen Winter Queen Elizabeth Tribut gezollt – mit einem Weihnachtsmütze tragenden Corgi auf der Brust. Der eigens geschaffene „Ugly Christmas Sweater Day“ fällt dieses Jahr auf den 16. Dezember. Nicht nur dann gilt: Mehr ist mehr und weniger ist langweilig. 3-D-Applikationen wie Glöckchen, Lametta oder Lampen – „das taugt den Leuten“, so Marijanovic. Auch durchaus provokativ dürfe es sein. „Je schriller und ausgefallener, desto besser kommt es an.“ Einer ihrer Bestseller: Ein LED-Lichter pinkelnder Weihnachtsmann.

Geschichte

Jingle Bell Sweater wurden die Pullover um 1950 genannt. Der Beiname „Ugly“ folgte erst später

Die Stadt Vancouver (Kanada) beansprucht für sich, der Geburtsort der ersten „Ugly Sweater“-Party im Jahr 2002 gewesen zu sein

Seit 2015 sind  „Ugly Christmas Sweater“ im großen Stil auch im heimischen Handel erhältlich    

„Hätte man mich in den ersten Jahren gefragt, hätte ich gesagt, das spricht eher die Jüngeren an. Inzwischen kaufen sie ältere Kunden gleichermaßen – auch für ihre Kinder oder Enkel.“ Warum man etwas haben möchte, das „ugly“ schon im Namen trägt? „Pandemie, Krieg, Teuerung – das ist alles nicht so rosig und dann noch die graue Jahreszeit. Bei den Pullovern geht es um den Spaß und das Miteinander“, erklärt Marijanovic den Hang zum Hässlichen. „Da ist es dann vollkommen egal, dass er in einem Grellgrün ist, das ich sonst niemals tragen würde. “

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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