Jeans mit Geschichte um 114.000 Dollar versteigert

Die wohl älteste Jeans der Welt wechselte kürzlich um umgerechnet 107.000 Euro den Besitzer. Die Hose war 1857 mit dem Goldschiff gesunken.

Eine Hose schreibt Geschichte: Gerade berichteten Medien über Prinz William in Jeans - der britische Thronfolger zeigte sich auf der diesjährigen royalen Weihnachtskarte betont leger -, schon sorgt eine neue Nachricht über das legendäre Beinkleid für Aufsehen. Die wohl älteste Jeans, mindestens 165 Jahre alt, verblichen, mit Rostspuren und kleinen Rissen, erzielte bei einer Auktion in den USA umgerechnet 107.000 Euro. Die Hose war zuvor in einem Koffer gefunden worden, der 1857 mit SS Central America untergegangen war; das Schiffswrack wurde 1988 entdeckt.

Fünf Knöpfe

Die Arbeitshose mit fünf Knöpfen und Schlitz zählt zu 270 Erinnerungsstücken aus der Goldrausch-Ära, die nun in Reno/USA versteigert wurden. Sie stammen von der SS Central America, auch bekannt als das Goldschiff, die im September 1857 während eines Hurrikans gesunken war. 425 von 578 Passagieren und Besatzungsmitgliedern kamen damals an die Ostküste vor dem US-Bundesstaat North Carolina ums Leben.

So sieht die mehr als 165 Jahre alte Jeans vom Goldschiff aus.

©Jason Bean/AP

Mit an Bord waren auch schätzungsweise 21 Tonnen Goldmünzen und Artefakte, nicht zuletzt die Arbeiterhose. Die Jeans wurden aus einem Koffer von John Dement geborgen. Der Mann aus Oregon habe sie möglicherweise in San Francisco erworben, berichtet das Auktionshaus.

Levis widerspricht

Laut dem Auktionshaus deutet der Fünf-Knopf-Schlitz stark darauf hin, dass es sich bei der Jeans um eine frühe Version der von Levi Strauss verkauften Arbeitshosen handeln könnte. Der Schlitz ist "nahezu identisch, wenn nicht sogar technisch identisch mit der heutigen Levis, einschließlich des Stils, der Form und der Größe der Knöpfe selbst", schließt die Auktionsleitung.

Nicht alle Experten teilen die Einschätzung des Auktionshauses. Denn Levi Strauss stellte das erste Paar Blue Jeans 1873 in San Francisco her, also 16 Jahre nach dem Untergang der SS Central America. So widerspricht auch Tracey Panek, Archivleiterin von Levis, dem Anbieter: "Die Hose ist nicht aus Denim und wurde Jahre zuvor hergestellt", sagte sie gegenüber der britischen BBC. Solche Hosen seien im 19. Jahrhundert weit verbreitet gewesen.

Roboter nähen Jeans

Ob original Levis oder ein Vorgänger-Modell: Seit mehr als einem Jahrhundert kleidet die Jeans Menschen. Während am Stil nicht gerüttelt wird, ändern sich Träger - und die Produktionsbedingungen. Mittlerweile arbeiten mehrere Unternehmen daran, Näherinnen durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen.

Künstliche Intelligenz arbeitet am steifen Stoff.

©REUTERS/TIMOTHY AEPPEL

Dieser Tage schilderte etwa Eugen Solowjow, Projektleiter eines Siemens-Labors in San Francisco, wie die Automatisierung der Bekleidungsherstellung voranschreitet: Anstatt Robotern beizubringen, wie man mit schlaffen Stoffen umgeht, wird das Material nun mit Chemikalien verstärkt, so dass er während der Produktion etwa wie eine Autostoßstange behandelt werden kann. Anschließend wird das fertige Kleidungsstück gewaschen, um das Versteifungsmittel wieder zu entfernen. Der Erfinder und Firmengründer Jonathan Zornow ist begeistert: „So gut wie jedes Stück Jeansstoff wird nach der Herstellung gewaschen, so dass dies in das bestehende Produktionssystem passt.“

Am Endprodukt Jeans wird sich wohl nichts ändern.

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