Die aktuelle Kollektion von Ferragamo

Hauptrolle satt Accessoire: Wie Strumpfhosen jetzt getragen werden

Lange Zeit am modischen Abstellgleis, sind Strumpfhosen auf den Laufstegen von Ferragamo bis Dolce & Gabbana jetzt wieder (farb)-tonangebend

Die modische Revolution begann auf der Weltausstellung 1938 als die Chemiefirma DuPont ihre Erfindung präsentiert – Nylonstrümpfe. Anstatt relativ unpraktischer Strümpfe aus teurer und anfälliger Seide oder Kunstseide, die an Haltern befestigt waren, gab es nun feine halterlose Strümpfe als Alternative.

Als die ersten Exemplare 1940 in New York verkauft wurden, stritten sich Kundinnen um die Ware.

Erfolg durch Miniröcke

Es war aber erst 1959, als aus der „Wunderfaser“ erstmals eine Strumpfhose produziert wurde und eine bislang noch nicht da gewesene (Bein-)Freiheit in der Frauenmode einläutete. Das Griss um das neue Kleidungsstück erreichte in den Sechzigerjahren ihren globalen Zenit, als Miniröcke und Hotpants modern wurden und Feinstrumpfhosen als ideale Kombination dienten.

77 Prozent der gesamten Nylonproduktion wurden 1966 für Strumpfhosen verwendet. Im Westen beliebte Massenware, in der DDR und im Osten noch lange knappe und exklusive Güter. Stiller wurde es erst wieder um die Strumpfhose, als sich Hosen im Alltag der Frauen etablierten.

Schwarz und blickdicht in den Neunzigern

Die schwarze und blickdichte Variante der Strümpfe eroberte die Laufstege und Bühnen nur kurz Anfang der Neunziger. Im Großen und Ganzen dominierten seither aber immer öfter nackte Beine zu Pants und Röcken – bis jetzt. Denn wie sich an vielen Modehäusern zeigt, setzen Dolce & Gabbana oder Gucci wieder voll auf die Feinstrumpfhose. Und das in vielen unterschiedlichen Formen.

Strümpfe wohin man sieht

Bei Gabbana passt sich der transparente Strumpf an die Farbe des Outfits an. Der ganze Look sieht damit noch einheitlicher aus. Auch bei Giambattista Valli sind pinke Kleider mit der gleichen Hosenfarbe gepaart.

Gucci dagegen zeigt lila und rote Pantyhose, wie sie im Englischen genannt werden, zu Glitzerkleidern oder unter transparenten Röcken. Der Bund darf neuerdings über der Hose oder dem Rock hervorblitzen – was früher noch ausschließlich als Fashion-Fauxpas gewertet wurde.

Dolce & Gabbana

©REUTERS/ALESSANDRO GAROFALO

Dolce & Gabbana

©REUTERS/ALESSANDRO GAROFALO

Gucci

©EPA/Gucci Press Office HANDOUT

Marken wie Ferragamo oder Miu Miu präsentieren in ihren aktuellen Kollektionen für den Herbst/Winter 2023 zudem extrem hochgeschnittene Hotpants, die an Unterhosen erinnern, gepaart mit blickdichten Strumpfhosen am Laufsteg.

Ferragamo

©APA/AFP/MARCO BERTORELLO

Ferragamo

©REUTERS/ALESSANDRO GAROFALO

Miu Miu

©APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT

Miu Miu

©APA/AFP/GEOFFROY VAN DER HASSELT

Diesen neuen Look führte auch schon Trendsetterin und Model Kendall Jenner auf Partys aus.

Farbig und gemustert

Außerdem angesagt: Logos und Muster auf schwarzen Strümpfen wie bei Victoria Beckham oder Netzstrumpfhosen bei Moschino.

Sie werden aber nicht mit sexy Kleidern getragen, sondern von Modebloggern gerne zu übergroßen Blazern oder kurzen Hemdkleidern kombiniert. Auch Glitzer-Applikationen oder in den Stoff geschriebene Sprüche sind aktuell vermehrt auf Strümpfen zu sehen.

 

Victoria Beckham

©APA/AFP/JULIEN DE ROSA

Victoria Beckham

©APA/AFP/JULIEN DE ROSA

Valentino

©APA/AFP/EMMANUEL DUNAND

Ebenfalls ein Hingucker: Rock und Strumpf in einer gleichen auffälligen Farbe wie Lila und Dunkelrot zu wählen. Wer dazu noch Schuhe in einer passenden Farbe kombiniert, streckt optisch seine Silhouette.

Egal, für welche Variante man sich entscheidet: Strumpfhosen dürfen endlich die Hauptrolle spielen statt nur Accessoire zu sein.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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