Haare wie der Opa: Warum "Oyster Grey Hair" der letzte Schrei ist
Als "Liebesbrief ans Älterwerden" bezeichnet Julia Fox den Look am roten Teppich. Auch Männer ziehen nach. Was steckt dahinter?
Als Julia Fox im November bei den CFDA Fashion Awards vor die Kamera trat, war es ausnahmsweise nicht ihr knappes Kleid, das für Schlagzeilen sorgte. Die Schauspielerin erschien mit grau gefärbten Haaren am roten Teppich. Im Interview bezeichnete die 32-Jährige das als "Liebesbrief an das Älterwerden".
Bereits in der Vergangenheit experimentierten junge Frauen - etwa Sängerin Ariana Grande oder Model Winnie Harlow - mit dem versilberten Look. Nun sind auch die Herren auf den Geschmack gekommen: Der US-Fußballspieler Sergiño Dest etwa bestreitet die WM in Katar ebenfalls mit grau gefärbten Haaren. Er ist 22 Jahre alt. Auf der jungen Social-Media-Plattform Tiktok findet der Farbton ebenfalls Anklang. Der Hashtag #silvergreyhair hat dort aktuell 1,9 Millionen Aufrufe.
Warum aber finden Millennials und die Generation Z nun Gefallen an einer Haarfarbe, die wie keine andere mit dem Alter assoziiert wird?
"Ich glaube, der Begriff 'graues Haar' steht immer noch für das Altern", sagt Jacqueline Kilikita, stellvertretende Beauty-Direktorin von Refinery29 gegenüber dem Guardian. Wörter wie 'Austerngrau', Silbergrau oder 'Perlmuttblond' würden dem Look jedoch ein flottes neues Image geben: "Vielleicht machen diese Namen graues Haar cooler oder akzeptierter."
Ästhetische Entscheidung
Für die Jungen ist graues Haar jedenfalls eine ästhetische Entscheidung - und keine Unvermeidlichkeit, die entweder akzeptiert oder verdeckt werden muss. Viele mögen den Kontrast zwischen jugendlichem Gesicht und silbernen Haaren; mit dem richtigen perlmuttartigen Schimmer gelten graue Haare als erfrischende Alternative zum Dauerbrenner Platinblond.
Ältere Frauen mussten sich hingegen lange mit dem Klischee herumschlagen, sie würden sich gehen lassen, wenn sie ergrauten. Heute werden ihre grauen Strähnen gerne als Statement interpretiert. Als die Schauspielerinnen Helen Mirren (77) und Andie McDowell (64) etwa erstmals mit grauen Haaren auf dem roten Teppich erschienen, ernteten sie bewundernde Reaktionen in den sozialen Medien: Die beiden Frauen würden zeigen, dass man nicht jung sein muss, um schön zu sein, so der Tenor. McDowell selbst bezeichnete den Look als "knallhart" und schloss sich damit der Stimmung unter Hashtag #greyhairdontcare im Netz an.
Sarah Jessica Parker wiederum bat in einem Interview im Sommer, in dem sie auf ihre "Herringbone Highlights" (dt. Fischgrät-Highlights) angesprochen wurde: "Bitte hört auf zu sagen, dass mich graues Haar mutig macht." Anstatt den Ansatz nachzufärben, "verwebt" die Schauspielerin die grauen Strähnchen mit unterschiedlichen Blondtönen - nach eigenen Angaben jedoch nur, um Zeit zu sparen.
Aufwendig
Parkers Färbetechnik hat es trotzdem gerade bei Menschen, die erst einzelne graue Haare am Ansatz haben, zum Trend geschafft. Beim Fischgrät-Look werden verschiedene Blondtöne in die grauen Strähnen eingearbeitet, so dass eine fein abgestimmte Mischung aus warmen und kühlen Tönen entsteht.
Wer alle Haare einheitlich grau färben will, muss sich jedoch auf einen zeit- und pflegeintensiveren Prozess einstellen. Vor allem Menschen mit von Natur aus dunklem Farbton müssen die Haare mehrmals aufhellen lassen, bevor die Farbe aufgetragen wird. Denn die richtige Grundierung für das schimmernde Grau ist im Idealfall hell- oder platinblond. Mit Glanzbehandlungen und der richtigen Haarpflege hat man länger Freude daran.
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