Balenciaga Show

"Absurdität": Fashion Weeks passen nicht mehr in unsere Zeit

Luxusmarken zögerten mit ihrer Haltung zum Ukraine-Konflikt. Balenciaga-Designer bezeichnet Fashion Week als „Absurdität“.

In Mailand war die Fashion Week in vollem Gange, als Putin am 24. Februar seine russischen Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ. Sanktionen wurden von der EU und den USA im Eilverfahren gegen Russland beschlossen, die westliche Welt verurteilte die Invasion auf Schärfste.

Und was taten die bekanntesten Modemarken der Welt? Sie ließen ihre Fashion Shows ohne Kommentar weiterlaufen, niemand reagierte. Eine Ausnahme machte Giorgio Armani, der sich im Anbetracht der Lage dazu entschied, seine Show ohne Musik zu zeigen.

Zögerlich reagiert

Andere Luxushäuser haben nur sehr zögerlich auf den Krieg in der Ukraine reagiert. Wohl auch, weil russische Fashionistas als wichtige und sehr honorige Kunden gelten.

Als die Kritik gegenüber Louis Vuitton und Co. in den vergangenen Tagen immer größer wurde, entschieden sich die Modekonglomerate LVMH und Kering nun doch für Hilfen in Millionenhöhe für die Ukraine und geschlossene Geschäfte in Russland. Chanel und Hermes zogen mit.

Show ohne Musik bei Armani am 27. Februar

©APA/AFP/MIGUEL MEDINA

Mode nicht mehr relevant

Bislang hat nur ein Designer eines Luxuslabels ganz offen ausgesprochen, was viele schon vage angedeutet haben: Dass elitäre Fashion Weeks nicht mehr in die Zeit passen.

Balenciaga Mastermind Demna Gvasalia versah seine Show in Paris mit einem Begleitschreiben: „In einer Zeit wie dieser verliert die Mode ihre Relevanz und ihre eigentliche Daseinsberechtigung.“

Die Modewochen seien eine „Absurdität“ geworden, so der aus Georgien stammende Demna, der als Jugendlicher vor dem Krieg in seiner Heimat geflohen ist. Doch die Absage der Präsentation kam auch für Balenciaga nicht in Frage.

Video

Balenciaga Show, die als Statement gegen den Ukraine kriegt präsentiert wurde. Ursprünglich sollte sie den Klimawandel zum Thema haben.

Neue Kleider und Kriegsbilder

An dieser Diskrepanz haben auch bekannte Modevorbilder im Netz zu kiefeln. Schicke Outfits auf Modewochen zu zeigen, wenn ein paar hundert Kilometer weiter ein Krieg begonnen hat, passt nicht besonders gut zusammen. Aber es sei eben ihr Job, neue Kleider zu bewerben, so der Tenor vieler Instagram-Promis.

Kritik an Influencern

Dass oberflächliche Solidaritätsbekundungen in Form von Kleidung auch nach hinten losgehen können, bekam Influencerin Leonie Hanne zu spüren. Sie wollte ein Zeichen setzen, indem sie sich in Mailand in einen blauen Hosenanzug und mit einer gelben Tasche in den Farben der ukrainischen Flagge zeigte.

„Krieg ist nicht modisch“, „Du nutzt das alles nur für dein eigenes Image“ oder „Du reduzierst den Konflikt auf teure bunte Kleidung“, waren einige der unzähligen Negativ-Kommentare. Es gab aber auch wohlwollende Reaktionen.

Für mehr positive Resonanz sorgten jedenfalls die Topmodels Mica Arganaraz und Gigi Hadid: Sie erklärten, dass sie ihre aktuellen Laufsteg-Gagen zu 100 Prozent an Hilfsorganisationen für die Ukraine spenden.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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