Luxus-Marken straucheln: Welche Designer jetzt für Umsatz sorgen sollen
Das Designer-Roulette in der Modewelt dreht sich wieder. Endlich übernimmt auch eine Frau den Chefposten eines Luxus-Labels.
Endlich eine Frau – das war der Tenor der Modewelt, als bekannt wurde, dass die Britin Sarah Burton neue Chef-Designerin der französischen Luxus-Marke Givenchy wird.
Schon zuvor war es in der Modewelt zu vielen Umbesetzungen gekommen – allerdings durften in den letzten Jahren beinahe ausschließlich Männer in den Fashion-Olymp aufsteigen und den bekanntesten Modehäusern ihren Stempel aufdrücken.
Sabato De Sarno bei Gucci, Daniel Lee arbeitet für Burberry, Matthieu Blazy für Bottega Veneta, Pieter Mulier wird bei Alaïa gefeiert, Alessandro Michele versucht sich bei Valentino. Nur Chloe wählte mit Chemena Kamali eine Frau als neuen kreativen Mastermind.
Wie viele andere Beobachter fragte sich auch die New York Times vor einiger Zeit: "Warum wird eine Branche, die sich vor allem an Frauen richtet und von ihnen finanziert wird, immer noch hauptsächlich von Männern geführt?"
Burton geht nach Paris
Eleganter als der Vorgänger
Durch die Kritik stand man auch bei Givenchy unter Druck und hat nach einjähriger Suche nun zu Burton gefunden. Die 50-Jährige wird nach den sehr jugendlichen und düsteren Kollektionen von Vorgänger Matthew Williams wohl für mehr Eleganz und Sanftheit sorgen.
Immerhin zeichnet sich die Engländerin für das legendäre Brautkleid von Prinzessin Kate verantwortlich. Auch bei anderen Anlässen setzt Catherine gerne auf die britische Marke.
Fast 30 Jahre war Burton bei Alexander McQueen im Einsatz, 13 davon als Design-Chefin, bevor sie die Marke 2023 verließ. Burtons letzte Kollektionen galten als nicht mehr besonders relevant und zeitgemäß, dem Street Style wollte sie sich nie verschreiben.
Eine Tatsache, die ihr in Zukunft zugutekommen könnte. Denn die allzu saloppen Styles werden nun vermehrt von grazilen Kleidern abgelöst.
Burtons Kollektionen bei McQueen:
Ackermann und seine Star-Freunde
Mehr Zuspruch in der Modewelt findet derzeit Haider Ackermann. Der in Kolumbien geborene Designer wird ebenfalls neuer Kreativkopf einer Luxus-Marke. Er soll das Unternehmen Tom Ford mit seiner Mode wieder auf die Liste der begehrtesten Labels bringen.
Ford selbst ist ein Ackermann-Fan: "Er ist ein unglaublicher Fachmann, wenn es um Farben gehen. Seine Schnitte sind so präzise, und er ist äußerst modern. Ich glaube, dass ich der Erste sein werde, der nach seiner Show im März aufsteht und applaudiert."
Ackermanns letzte offizielle Kollektion 2020:
Das werden wohl auch Ackermanns unzählige Promi-Freunde wie Kate Moss, Zendaya, Instagram-Königin Kylie Jenner oder Leinwand-Liebling Timothée Chalamet tun. Damit ist ihm der (finanzielle) Erfolg fast gesichert.
Erfolg durch Medienflut
Denn neben gefeierten Entwürfen, ist das Netzwerk eines Chef-Designers heute ein wesentlicher Bestandteil einer steilen Karriere geworden. Bezahlte Botschafterinnen, bekannte Musen und VIP-Kumpels der Modemacher verbreiten die neuen Kleider in der Medienwelt besser als jede Modeschau – und wecken bei Kunden Begehren.
Das wissen auch die börsennotierten Konzerne, die hinter fast jedem Modehaus stehen und denen es vor allem um eines geht: Geld.
Aktienkurse von Luxus-Marken gesunken
Zumindest bei Kering (Gucci, Balenciaga, Saint Laurent) sieht es gerade nicht besonders rosig aus. Das Konglomerat hat in Asien 20 Prozent weniger Umsatz erzielt, ihr Aktienkurs rasselte vor Kurzem ordentlich nach unten. Aber auch Mode-Konkurrenten wie LVMH (Louis Vuitton, Givenchy, Dior) haben durch Inflation und China-Krise schon bessere Zeiten gesehen.
Jetzt soll es Ackermann also bei Tom Ford richten und Eigentümer Estée Lauder wieder einen besseren Kurs bescheren. Ob Burton das strauchelnde Haus Givenchy wieder in lichte Höhen katapultieren kann, wird noch spannender.
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