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Die neuen Anti-It-Bags: Anonyme Zeitlosigkeit statt Protz-Logos

Die Tasche wird als Statussymbol differenzierter. Neue (Anti-)It-Bags sind dezent und namenlos.

Die bekanntesten Mode-Influencerinnen der Welt zeigen sich noch immer gerne alle paar Wochen mit einer neuen Tasche eines Luxushauses – sie werden ja meist auch dafür bezahlt oder immerhin beschenkt. Je mehr Modevorbilder sich mit dem gleichen Tascherl präsentieren, desto größer die Chance, dass sie zur neuen It-Bag erkoren wird und sich wie eine warme Semmel verkauft.

Abseits dieser schnelllebigen Influencer-Welt ist aber ein ganz anderer Trend auszumachen. Klassische und hochwertige Taschen ohne großes Protzlogo haben wieder ihre Zeit. Die namenlose Coolness von Helmut Lang und Jil Sander aus den Neunzigern hält auch im Taschen-Universum Einzug. Und so reißt sich die Jugend gerade um ein Exemplar namens Vida der US-Kette Banana Republic um 400 Euro. Vida in braunem Rau- oder Krokoleder könnte nicht traditioneller sein, auch was ihre Größe angeht.

Begehrt: Modell Vida von  Banana Republic um 400 €

©BANANArepublic

Taschen von By Far tragen Promis wie Kendall Jenner gerne

©ByFar

Es wird wieder größer

Die eher unpraktischen aber auffälligen Mini-Börserl, in denen nicht einmal ein Handy Platz hat, scheinen ihren Zenit überschritten zu haben. Mireia Lopez Montoya, geschäftliche Leiterin von Bulgari Accessoires meint dazu. „Wir haben immer noch viele Mini-Taschen, aber es stimmt, dass wir unsere Kollektion in den vergangenen Saisonen erweitert haben, um sicherzustellen, dass unsere Kunden Taschen finden, die sie durch den ganzen Tag begleiten, mit besonderem Fokus auf Komfort und Leichtigkeit.“

Auch sie selbst setzt meist auf die Schultertasche der legendären Serpenti von Bulgari.

Bulgari "Serpenti Forever" Maxi Chain

©Bulgari

Interview mit Mireia Lopez Montoya, Leiterin Bulgari Accessoires

Bulgaris neue Taschen scheinen etwas größer zu sein als letzte Saison und es gibt weniger Minitaschen von Modelabels. Gibt es eine Trendwende?

Wir haben immer noch viele Minitaschen, die weiterhin sehr im Trend liegen, aber es ist tatsächlich so, dass wir in den vergangenen Saisons unsere Kollektion erweitert haben, um sicherzustellen, dass unsere Kunden Taschen finden, die sie den ganzen Tag begleiten, mit besonderem Fokus auf den Komfort und die Leichtigkeit des Tragens der Tasche.  

Was ist Ihre Lieblingstasche, die Sie gerne im Alltag verwenden?

Ich bevorzuge die Serpenti Maxi Chain. Weil ich immer viel unterwegs bin, auch mit einem Trolley, finde ich es wichtig, dass ich die Hände frei haben kann und das Wichtigste verstaut ist - ohne den Glamour und Charakter von Serpenti zu verlieren. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin,  trage ich gerne den neueSerpentine Pouch.

Wie kam es dazu, dass Juweliere wie Bulgari auch Taschen herstellen?

Bulgari produziert Taschen seit den 40er Jahren, am Beginn nur rare Abendstücke. Schon ab den 90er Jahren gibt es aber eine breitere Kollektion für alle Anlässe. Wir versuchen immer, einzigartige Taschen herzustellen, die unverkennbar unsere Marken-DNA tragen, von der Verwendung von Farben über die Symbole der Marke, die in den Metalldetails zum Ausdruck kommen, bis hin zur höchsten Handwerkskunst, die von unserem Juwelierhandwerk inspiriert ist.

Was sind die Herausforderungen der Zukunft in Bezug auf Taschenproduktion und Vertrieb?

Die Herstellung von Accessoires ist eine Kunstform, die tief in der Vergangenheit verwurzelt ist und wirklich detailliert an heutige und zukünftige Generationen weitergegeben werden muss. Deshalb haben wir heute Programme, um sicherzustellen, dass wir die "intelligenten Hände" der Zukunft fördern, damit wir die Qualität und Handwerkskunst sicherstellen können, auf die wir stolz sind.

Elegant: Serpenti Ellipse um ca 2.500 Euro

©BULgari

The Row macht es vor

Ähnlich luxuriös aber noch dezenter sind die Stücke von The Row, die trotz stolzer Preise von etwa 5.000 Euro bei Promi-Kunden wie Jennifer Garner oder Zoe Kravitz begehrt sind und ganz ohne Logo auskommen. „Die Macht der anonymen Anti-It-Bags“ titelte die Vogue erst unlängst über die neuen Taschen, die auf äußerste Zurückhaltung setzen.

Anonymer Luxus: Tasche von The Row um ca 5.000 €

©TheRow/Hersteller

Wie Lady Di und Jackie

In diese Kategorie passt auch Lady Dianas Lieblingstasche der Marke Tod’s. 1997 hat das Label die erste D-Bag lanciert – und auch wenn das D nicht für Diana steht, hat sie die sandfarbene Tote-Bag ganz ohne bezahlte Werbedeals zum Trendstück gemacht. Derzeit erlebt der Klassiker wieder einen steilen Aufschwung.

Lady Dianas Liebling: D Bag von Tod's

©Tods

Ebenso wie die Jackie 1961 von Gucci. Die Kulttasche aus den Sechzigern wurde 2020 neu aufgelegt und galt als Favorit von Stilikone Jackie Kennedy.

Wahre Liebhaber setzen auf die alten Originale und ergattern sie aus Secondhand-Beständen im Internet. Diese Raritäten sind die  neuen ultimativen (Anti-)It-Bags. Denn Insiderkenntnis und Verknappung sind vor allem im Luxussegment von immer größerer Bedeutung. In einem High End Bereich, in dem Geld keine Rolle spielt, sind vor allem Chinas neue Superreiche wählerisch geworden, wie  das Buch „Bling Dynasty“ erklärt.

Für diese Geldelite sei  etwa  die Marke Louis Vuitton  weniger reizvoll geworden, sie gelte nur noch als „Marke für Sekretärinnen“, weil sich die Kult-Tasche mit der auffälligen Unternehmenssignatur zu viele Landsleute mittlerweile leisten können.

Für all jene, die zwar keine  Multimillionäre mit Modeschwäche sind, aber  auf Funktionalität und Haltbarkeit setzen, kommt der Trend zu namenlosen mittelgroßen Klassikern  auch ganz gelegen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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