Hype um Crocs: Wie ein Plastikschuh in den Mode-Olymp aufstieg
Der stilmäßig umstrittene Plastik-Schlapfen hat sich durch gezieltes Marketing in den Mode-Olymp katapultiert.
Mode-Ikone Victoria Beckham sagte einmal: „Ich habe noch nie Crocs getragen. Ich glaube, ich würde lieber sterben.“ Doch es kommt meist anders, als man denkt. Keine zwei Jahre später zeigte sich die noble Designerin in den gelben Gummi-Schuhen auf Instagram. Angeblich hat ihr Justin Bieber welche zugeschickt, er hat nämlich solche designt. Victoria Beckham ist nicht die Einzige, die den einst als untragbar verpönten Schuh plötzlich für sich entdeckt hat: Auch Modelmama Heidi Klum und Sängerin Ariana Grande schwören auf ihre Crocs. Der amerikanische Schlagzeuger Ahmir Khalib Thompson trat sogar bei der Oscar-Verleihung 2021 in goldenen Crocs auf dem roten Teppich auf.
Am 23. Oktober läutet das amerikanische Label seinen nächsten großen Coup ein: Auf Wunsch vieler Kunden bringt Crocs einen schwarzen Cowboy-Boot auf den Markt. Kostenpunkt: 120 Dollar. Die Fangemeinde kann es kaum erwarten, bis der Plastik-Stiefel erhältlich ist. Die No-Go-Fraktion schüttelt darüber einfach nur den Kopf. Dennoch feiert das amerikanische Label derzeit ungeahnte Höhenflüge. Doch das war nicht immer so.
Zu hässlich für die Straße
Die Plastik-Schuhe wurden von drei Amerikanern erfunden, die rutschfeste Segelschuhe suchten und keine fanden. Im Jahr 2002 kamen sie erstmals in den USA auf den Markt, drei Jahre später dann auch in Österreich und Deutschland. Crocs Inc. aus Colorado versprach die größte Schuh-Erfolgsgeschichte seit Nike zu werden. Doch der große Erfolg wollte sich nicht gleich einstellen. Denn die praktischen wasser- und rutschfesten Schlapfen galten zwar als komfortabel und bequem, wurden aber nur bei Freizeitaktivitäten im privaten Rahmen wie beim Gärtnern oder Segeln getragen. In der Öffentlichkeit wollte sich niemand damit sehen lassen. Nur Angestellte im Gesundheitswesen ließen sich dazu hinreißen, die Treter auch im Job zu tragen. Bis zum Jahr 2007 stiegen zwar die Verkaufszahlen kontinuierlich an, doch dann war der Markt gesättigt und die ersten billigeren Imitationen kamen auf den Markt. Die Absatzzahlen stagnierten und das Unternehmen schlitterte in finanzielle Schwierigkeiten. In den Jahren 2009 und 2010 wurde sogar ein Sanierungsprozess eingeleitet.
Ein neuer Wind musste her
Und so wurden die Modelle schlanker und modischer. Für jeden Lifestyle wurde ein eigenes Produkt kreiert: Es gibt jetzt Crocs als Surf- und Golfschuhe, Sneakers, Flip Flops, Stiefel und jetzt auch in Form des Cowboy-Boots. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre wurden weltweit mehr als 840 Millionen Schuhe verkauft.
Eroberung der Fashion-Welt
Doch das war der Crocs-Führungscrew scheinbar noch nicht genug: Sie wollten ganz nach oben in den Fashionolymp. Mit gezielten Marketingmaßnahmen sollte ein völlig neuer Hype erschaffen werden. So folgten Kooperationen mit High Fashion Labels wie Christopher Kane, Balenciaga oder MCM. Auch ganz überraschende Deals wie mit Justin Biebers Streetwear-Label Drew House, dem DJ und Produzenten Diplo oder der Fast-Food-Kette KFC wurden eingegangen.
Kultige Kooperationen
Die Designs erreichten Kultstatus und waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. 2022 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Unternehmens mit 3,4 Milliarden Euro Umsatz, um 54 Prozent mehr als im Jahr davor. Das Geheimnis des Erfolgs sind die neuen Pfade, die Crocs eingeschlagen hat: Verrückte Kreationen entwickeln, die weltweit Aufsehen erregen, ohne dabei die Stammkunden zu vergraulen. Denn die kaufen Crocs noch immer wegen des Komforts und nicht wegen Justin Bieber.
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