Coco Chanel
Legendär

Coco Chanel: Mademoiselle und die Mode

Heute vor 140 Jahren kam Coco Gabrielle Chanel in einem Armenhaus auf die Welt. Und schrieb mit einem Parfum, einem Kostüm und einem Kleid Modegeschichte. Von Brigitte R. Winkler

Geboren am 19. August 1883 revolutionierte Gabrielle "Coco" Chanel ab dem Jahr 1910 die Modewelt. Als 27-Jährige sagte sie voraus, dass ihr schwarzes Etuikleid "eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack" werden wird. Sie sollte recht behalten und wiederholte den Erfolg fast drei Jahrzehnte später mit einem Kostüm aus Tweed. Als sie 1971 starb, war sie Multimillionärin. Das Vermächtnis dieser genialen Mademoiselle – so nannte sie sich selbst, weil sie nie geheiratet hat – ist legendär. Eine Erinnerung an unvergessliche Ereignisse zu ihrem 140. Geburtstag.

Wie sie zum Namen kam: Geboren wurde sie im französischen Saumur als lediges Kind der Wäscherin Eugénie Jeanne Devolle und des Hausierers Henri Chasnel. In der Geburtsurkunde steht: Gabrielle Chasnel. Weil die Mutter behauptet hatte, mit dem Vater verheiratet zu sein. Dem aber nicht genug. Durch einen Schreibfehler im Taufbuch entstand daraus der Name Chanel. Das "s" im Namen war offenbar übersehen worden.

Zur Schneiderin ausgebildet: Nach dem Tod der Mutter steckte der Vater die 12-Jährige in ein Waisenhaus, wo sie bald den Beruf der Näherin erlernte. Bereits mit 20 Jahren konnte Gabrielle Chanel als Schneiderin ein bisschen Geld verdienen, um bald darauf die Wurzeln für ein weltweites, glanzvolles Mode-Imperium zu legen. Ihre Haltung „Ich bin gegen Mode, die vergänglich ist“ hat sie eingelöst.

Der Spitzname: Bereits 1910, als sie ihre erste Boutique „Chanel Modes“ in der Rue Cambon 21 eröffnet hatte, um ihre Hut-Kreationen zu verkaufen, lautete ihr Spitzname „Coco“. Der Hintergrund: Sie trat gerne – auch zum Geldverdienen – als Sängerin auf. Und ihre zwei Lieblingslieder waren "Qui qu'a vu Coco?" und "Ko-Ko-Ri-Ko". Also nannten ihre Fans sie Coco.

Wohnen wie Coco: Ab dem Jahr 1937 bis zu ihrem Tod wohnte Coco im Hotel Ritz an der Place Vendôme in der 2-Zimmer-Suite 302. Nach einer Renovierung gibt es die sehr luxuriöse "Suite Coco Chanel" wieder. Ab ca 18.000 Euro pro Nacht!

Hosen für die Frau: Zu den Hüten, die sie bereits bekannt gemacht hatten, fügte sie innovative Kleidung hinzu, die Komfort und Eleganz vereinte und vorwegnahm, was als Sportkleidung bekannt werden sollte. Darunter Blusen, Kleider und Jacken aus Jersey: Ein Stoff, der bis zu diesem Zeitpunkt Männern vorbehalten war. Frauen einer gewissen Elite galten ja als "Schmuckstück des Mannes".

Mussten sich also bis dahin in Korsetts zwängen, darüber Kleider aus kostbaren Stoffen, hochhackige Schuhe tragen und ihre langen Haare zu imposanten Frisuren türmen. Chanel kämpfte gegen all diese männlichen Erwartungen und Vorschriften an – und gewann. Durch sie durften es auch einfache, bequeme Stoffe und flache Schuhe sein. Nicht zu vergessen, dass Chanel Hosen immer schon selbst trug und dann schneiderte. Bis dahin auch ein absolutes, ja gesetzlich fixiertes No-Go. (In Frankreich wurde das Gesetz, das Frauen verbot, in der Öffentlichkeit Hosen zu tragen, erst 2013 abgeschafft.) Die Haare trug Gabrielle selbst schon lange kurz geschnitten. Sie war die Erste, die auf Modeschmuck setzte. Weltberühmt auch ihre Taschen.

Inspiration aus Salzburg: Baron Hubert von Pantz ist schuld. Er lud Modeschöpferin Gabrielle Chanel ab den 1930er-Jahren immer wieder nach Salzburg in sein Schloss Mittersill ein. Die Uniform der dortigen Liftboys – der alpenländische Trachtenjanker mit den vier Taschen und der geflochtenen Borte – inspirierten seine Geliebte zum inzwischen unsterblichen Chanel-Kostüm. Als Coco es 1954 erstmals zeigte, wurde sie von den Medien dafür verhöhnt und als "Fiasko" bezeichnet. Erst durch Hollywood wurde es zum Star-Kostüm und gehört bis zum heutigen Tag zu den Bestsellern. Keinem anderen Kleidungsstück ist es gelungen, untrennbar mit dem Namen seiner Schöpferin oder seines Schöpfers verbunden zu sein.

Freundin Romy Schneider:1958 drehte Romy Schneider mit Alain Delon in Paris. Bald wurde sie seine Geliebte und zog in seine Wohnung mit Aussicht auf die Seine. Romy wollte – wie sie selbst sagte – eine „echte Pariserin“ werden, „in der Art, wie ich lebe, liebe, schlafe und mich anziehe“. Durch Orson Welles lernte sie dann Coco Chanel kennen. Sie wurde zur Freundin und wichtigen Stilberaterin. Romy: „Visconti, Chanel und Delon haben mein Leben von Grund auf verändert.“

Marilyn Monroes Idee:Chanels erstes Parfüm, die Nr. 5, ist bis heute der erfolgreichste Damenduft der Welt und zählt immer wieder zu den Top 10 der meistverkauften Parfüms. Die Herznote wird von Jasmin, Rose und Maiglöckchen getragen. Der Erfolg war nicht mehr zu bremsen, als Marilyn Monroe 1952 – ohne Absprache – in einem Interview sagte: „Zum Schlafen trage ich nur ein paar Tropfen Chanel Nr. 5.“ Klar, dass Chanel sie danach als Werbe-Ikone engagierte.

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