Welche Botschaft sendet Melania Trump mit ihrer Kleidung?
Zum zweiten Mal wird die 54-Jährige First Lady wider Willen. Eine Einstellung, die sich auch in ihren Outfits spiegelt.
Ein bisschen wirkte es so, als könne sie es selbst nicht fassen: Melania Trump zieht zum zweiten Mal an der Seite ihres Mannes Donald Trump ins Weiße Haus ein. Zumindest teilweise, denn angeblich wird die Mutter eines 18-Jährigen den Großteil ihrer Zeit weiterhin in New York verbringen, um ihrem studierenden Sohn nahe zu sein.
Mit der Wiederwahl Trumps steht nun also auch seine dritte Ehefrau erneut im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Nachdem es in den vergangenen Jahren still um die 54-Jährige geworden war, zeigte sie sich in der Wahlnacht mit frisch gebleachtem Strahlelächeln auf der Bühne - in einem Outfit, das gleich für ordentlich Gesprächsstoff sorgte.
Gar nicht patriotisch
Es gehört zum guten Ton, dass First Ladys und hochrangige Politikerinnen bei öffentlichen Auftritten US-amerikanische Designer tragen, die bestenfalls auch noch gesellschaftspolitische Botschaften vermitteln. So setzte Kamala Harris bei ihrer Angelobung als Vizepräsidentin bewusst auf einen Modemacher mit afroamerikanischen Wurzeln, auch Jill Biden und Michelle Obama trugen fast nur amerikanische Kleidung. Harris ist zudem bekannt für ihren Perlenschmuck, eine Hommage an ihre Zeit in der ersten schwarzen Studentinnenverbindung des Landes - mehr Symbolik geht fast nicht.
Ausgerechnet Melania Trump, deren Mann Amerika wieder "groß" machen will, bricht mit dieser patriotischen Usance. Beim ersten Auftritt nach dem Wahl-Sieg in Florida trug sie ein graues Kostüm vom französischen Modehaus Dior und kaum Schmuck - ein fast schon biederer Look, verglichen mit den oft extravaganten Outfits ihrer ersten Amtszeit oder den dekadenten Tagen als New Yorker Partygirl. Auch bei der Stimmabgabe wenige Stunden zuvor sah man die gebürtige Slowenin in einem Dior-Kleid, dieses Mal etwas legerer und mit Polka Dots versehen.
"Kein Bedürfnis, vom Volk geliebt zu werden"
"Melania Trump interessiert sich sehr für Mode und hat durch ihre Modelkarriere gelernt, welche Schnitte und Stoffe ihr am besten stehen", sagt die Wiener Stylistin Karima Benamara zum Stil der Bald-Wieder-First-Lady. "Ihre Entscheidung, am Wahlabend Dior statt eines amerikanischen Designers zu tragen, drückt einerseits Status aus - französische Modehäuser gelten immer noch als Inbegriff von Luxus und Raffinesse - und andererseits Unabhängigkeit: Melania Trump hat nicht das Bedürfnis, sich den Erwartungen zu unterwerfen und vom Volk geliebt zu werden."
Viele amerikanische Designer waren wegen der umstrittenen Politik ihres Mannes zudem nicht an einer Zusammenarbeit interessiert. Das bestätigte Trumps persönlicher Stylist Herve Pierre dem Branchenportal WWD: "Es ist kein Geheimnis, dass die Modeindustrie nicht sehr aufgeschlossen gegenüber Trump ist." Und sie war - obwohl Ex-Model - die einzige First Lady der jüngeren Zeit, die nicht auf dem Cover der US-Vogue abgebildet war.
Zurückhaltende Designer
Pierre war es auch, der Trumps weiße Robe für den ersten Inaugurationsball im Jahr 2017 entworfen hat. Davor trug sie einen hellblauen Look von Ralph Lauren, der frappant an den Stil Jackie Kennedys erinnerte. Zu den wenigen US-Labels im Trumpschen Kostümfundus zählen zudem Michael Kors und Proenza Schouler sowie eine weiße Carolina-Herrera-Bluse, die sie häufig mit Anzügen von Dolce & Gabbana kombiniert. Beim Auszug aus dem Weißen Haus im Jahr 2021 trug sie ein gemustertes 3.000-Dollar-Seidenkleid von Gucci. Endlich kann ich wieder tragen, was ich will, schien die Botschaft zu sein.
Trumps Stil verrät einiges über ihre Persönlichkeit, weiß Benamara. "Die hochgeschlossenen und oft monochromen Outfits sind konservativ und ihrer Position angemessen. Oft kommt noch ein langer Mantel aus steiferem Material dazu. Fließende oder weiche Stoffe sieht man selten an ihr. Dieser unveränderliche Stil trägt dazu bei, dass sie wie ein Turm wirkt: hoch, isoliert, distanziert, hart und undurchdringbar - was sie wahrscheinlich auch will: nicht mit dem assoziiert werden, was ihr Mann tut, und in Ruhe gelassen werden."
Modische Fehltritte und große Fußstapfen
Dennoch passierten ihr modische Fehltritte, die heftige Shitstorms zur Folge hatten. Unvergessen bleibt die Zara-Jacke mit provokantem Spruch auf dem Rücken, als sie Flüchtlingskindern einen Besuch abstattete. Auch die Mega-Stilettos im Hurrikangebiet kamen dereinst nicht gut an. Als Präsidentengattin war Melania Trump 2017 in große Fußstapfen getreten: Ihre Vorgängerin Michelle Obama war im Amt zur Stilikone avanciert und von Designern weltweit hofiert worden.
Ob Melania Trump aus ihren Fehlern gelernt hat? Das Dior-Kostüm in der Wahlnacht hat jedenfalls nahegelegt, dass sie die Erwartungen von Medien und Öffentlichkeit herzlich wenig kümmern. Eine Einstellung, die schließlich schon ihren Ehemann weit gebracht hat.
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