Back to Bügel: Der klassische BH ist wieder zurück

In der Pandemie legten Frauen den Bügel-BH ab – zu unbequem schien er. Kaum ist der Lockdown vorbei, wandern die Softmodelle wieder in den Kasten.

Große Modetrends korrelieren häufig mit bedeutenden historischen Ereignissen. In den Anfängen von pandemiebedingtem Homeoffice und Distance Learning hieß das, dass formelle Kleidung zum Ladenhüter wurde, während Jogginghosen oder Sneaker zu Trend-Teilen avancierten. Der klassische BH schien – wie alles, was unbequem war – einem raschen Modetod geweiht.

Immer mehr Frauen legten in den vergangenen zwei Jahren den Büstenhalter ab – oder ließen zumindest die sperrigen Bügel, Körbchen und Pölster fallen. "Gerade nach den Lockdowns standen bei uns viele Frauen im Geschäft, die meinten, einen normalen BH gar nicht mehr auszuhalten. Sie suchten etwas, das sie nicht spüren“, erzählt Elisabeth Leitner vom Wiener Unterwäsche-Label Körbchen.

Sexy fühlen

Auch Bra-Fitterin Monika Plewa vom Wiener Fachgeschäft Dessous Avenue sah "vor allem 2021 einen starken Trend zu bügellosen BHs und Bralettes“. Inzwischen, so erklärt sie, habe sich das wieder zurückentwickelt. So meldete das italienische Traditionslabel Cosabella unlängst, dass die Verkäufe von Bügel-BHs "dieses Jahr geradezu explodiert sind“. Laut Berechnungen des Marktforschungsunternehmen npd Group sind die BH-Verkäufe seit 2019 sogar um 17 Prozent gestiegen. "Ein bügelloser BH, der tagsüber bequem ist, überzeugt sie nicht mehr“, so eine Marktanalystin. Frauen wollen sich wieder hübsch und sexy fühlen, heißt es. Müssen sie dafür Bequemlichkeit einbüßen?

So sitzt der BH richtig

Am wichtigsten ist, dass der BH nicht zu locker ist, betont Bra-Fitterin  Monika Plewa. Beim Kauf sollte er am  lockersten Verschlusshaken geschlossen werden.  Außerdem muss die Schale tief genug sein, also die ganze Brust umschließen, damit "der Busen weder unten, noch oben oder auf den Seiten rausfällt“.

Der Steg liegt am Brustbein an und trennt die Brüste. Der Bügel sollte immer eher breit geformt sein, "also wie eine breite Obstschüssel, da die meisten Frauen eine eher breite Brustform haben“. Wenn man gerade in einen Spiegel schaut sollte das Ende des Bügels unter dem Arm verschwinden und nicht sichtbar sein: "Sieht man den Bügel ist er ziemlich sicher zu schmal.“   

"Wenn der Bügel die richtige Krümmung hat, an der richtigen Stelle liegt und der Busen gut eingerichtet wird, dann kann der Bügel-BH bequemer sein als ein bügelloser“, erklärt Plewa. Damit wirbt auch Skims, die 3,2 Milliarden Dollar schwere Unterwäschemarke von Reality-TV-Star Kim Kardashian. Ende September lancierte die Marke, bisher für nahtlose Shapewear bekannt, eine neue Bügel-BH-Kollektion. Und auch ein alter Bekannter ist zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder dabei: der Push-up-BH.

Auf der Social-Media-App Tiktok trenden derweil noch Videos, auf denen Nutzerinnen ihren alten gepolsterten Push-up zerschneiden und ihn in verspielte Spitzen-BHs verwandeln. Statt dicker Stoffschichten sind bei den Jungen heute verspielte Modelle, weiche Stoffe und Material gefragt. Auch die Grenze zwischen Unterwäsche und Bekleidung verschwimme für sie zunehmend: "Momentan beobachten wir den Trend zu BHs, die Teil der Oberbekleidung werden. Es wird zum Beispiel begrüßt, wenn die Unterwäsche rausblitzt“, erzählt Plewa. Man sehe, "dass die Lebenslust der Menschen wieder da ist und Mode wieder gefeiert wird“, schlussfolgert sie.

Die richtige Größe

Ob mit oder ohne Bügel, viel oder wenig Stoff ist laut der Bra-Fitterin übrigens gar nicht so wichtig – vorausgesetzt, das Modell sitzt richtig. Doch leider, so betont sie, "tragen die meisten eine absolut falsche Größe“. Zwei bis vier Cups zu klein und fünf bis 15 Zentimeter zu locker, säße der BH im Schnitt. "Das ist die Hauptursache, warum Frauen so unglücklich damit sind.“ Was sie ihren Kundinnen ans Herz legt: "Den BH-Kauf zu genießen und sich die Zeit für sich selbst zu nehmen – das tun wir Frauen heute einfach viel zu selten.“

Elisabeth Kröpfl

Über Elisabeth Kröpfl

Seit Dezember 2021 beim KURIER. Zuerst im Ressort Lebensart, jetzt am Newsdesk. Spanisch- und Englischstudium in Graz, danach Journalismus-Master an der FHWien.

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