Junge Talente holen alte Luxusmarken aus dem Dornröschenschlaf
Ferragamo, Bally, Missoni, Etro – traditionsreiche Luxushäuser hoffen mit neuen Kreativdirektoren auf mehr Relevanz. Die ersten Kollektionen waren nun zu sehen.
Die Modewochen hatten es diese Saison ordentlich in sich. Neben Skandalen (Kanye Wests „White Live Matters“-Leiberln) und vielen Promi-Musen (Cher bis Janet Jackson) haben sich gleich mehrere Luxushäuser junge Designtalente zugelegt, um ihrem entseelten Marken-Image wieder Leben einzuhauchen. Ausnahmslos Männer sollen Unternehmen wie Ferragamo, Missoni oder Bally wieder hip machen.
Von Bottega zu Burberry
Eine Meldung überraschte zudem den höchst aktiven Modezirkus: Daniel Lee wird neuer Kreativdirektor der Traditionsmarke Burberry. Ein Coup für die Brit-Marke, denn der 36-Jährige gilt als begehrtester Kopf der Modewelt, seit er im Vorjahr seinen unbegründeten Abgang von Bottega Veneta erklärte. Dabei hatte der Engländer das verschlafene Italo-Label erst 2019 zum absolut zeitgeistigen Trendsetter gemacht. Lee ließ alle Social Media Accounts von Bottega löschen, erteilte Handyverbot auf Schauen, zeigte keine Logos, dafür reduzierte Looks, die er schon als Mitarbeiter bei dem Kultlabel Celine zelebrierte. Stars wie Amal Clooney gierten nach den Stücken. Jetzt soll er bei Burberry ähnlichen Zauber leisten.
Hollywood und Leoprint
Und was wird aus Bottega? Dort hat Lees ehemaliger Celine-Kollege seinen Platz eingenommen: Matthieu Blazy. Seine aktuelle Kollektion mit Karohemden und viel weichem Leder führt das Minimalismus-Erbe artig und gelungen fort.
Für richtig viel frischen Wind sorgt auch Rhuigi Villaseñor bei der Schweizer Marke Bally. Der in Los Angeles lebende Designer zeigte mit seinen ersten Entwürfen diskreten Luxus im Sixties-Flair und war damit ein Highlight der Mailänder Modewoche.
Kurz darauf gab auch Maximilian Davis sein Debüt bei Ferragamo. Wie schon der Namensgeber, setzte auch er auf Hollywood-Feeling mit transparenten Roben in Rot, Schwarz und Weiß.
Die Kreativposten wurden außerdem bei Etro und Missoni neu besetzt. Hier werken jetzt Marco de Vincenzo und Filippo Grazioli. Missoni müsse „abgestaubt und relevanter und cooler gemacht“ werden, erklärte Livio Proli, CEO der Strickwaren-Dynastie. Graziolis Einstand ist mit farbenfrohen Mini-Kleidern gelungen, auch wenn der Wow-Effekt ausgeblieben ist.
Neues bei Cavalli
Den schaffte gerade sein Kollege Fausto Puglisi für Cavalli zu erzeugen. Puglisi ist kein Unbekannter im Modebiz. Mit seiner eigenen Marke stattete er schon Promis wie Madonna aus. Nach einigen Lehrjahren bei Emanuel Ungaro agiert er nun beim florentinischen Unternehmen, das zusehends an Bedeutung eingebüßt hat. Der Sizilianer macht Cavalli (Wiener Store-Opening am 12. Oktober) wieder originell, indem er die typisch Leopardenprint-Roben mit perfekt geschneiderten Stücken im gefalteten Origami-Stil kombiniert.
Schnelle Talfahrt
Für die beklatschten Designtalente können auf Höhenflüge aber schnelle Talfahrten folgen, wie an Riccardo Tisci zu sehen ist. Vor einigen Jahren noch als Wunderkind im Luxushaus Givenchy gefeiert, das er aus der Versenkung holte, blieb Tisci als Kreativdirektor bei Burberry nun hinter den erwarteten Verkaufszahlen zurück. Nach fünf Jahren wurde er gegangen, um dem bereits erwähnten neuen Wunderwuzzi Daniel Lee Platz zu machen.
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