Bad Boys: Warum sie faszinieren - und wer wirklich auf sie steht

Da ist dieser rüpelhafte Proll - und die Frauen stehen quasi Schlange, um sich von ihm fertigmachen zu lassen. Warum?

Rihanna, Ariana Grande, die wunderbare Whitney Houston, Katy Perry, Anne Hathaway, Jennifer Lopez, Sienna Miller, Kate Moss - Traumfrauen, erfolgreich, schön, talentiert. Und doch landeten sie immer wieder an der Seite sogenannter "Bad Boys". Oder die talentierte Nachwuchs-Actrice Robin Givens, die dem "Charme" eines Mike Tyson erlag.

Und auch große Intellektuelle sind davor nicht gefeit, wie uns die Geschichte der preisgekrönten britischen Autorin Iris Murdoch zeigt, die wohl in der Beziehung mit ihrem Ehemann die Hosen anhatte, gleichzeitig jedoch dem zwar genialen aber charakterlich mehr als fragwürdigen Elias Canetti verfallen war. Während er sie herumkommandierte, mies behandelte und sie auch öffentlich bloßstellte.

A$AP Rocky ist der Neue an Rihannas Seite. Er saß bereits wegen Drogendealens, in Schweden stand er wegen Körperverletzung vor Gericht, derzeit läuft ein Verfahren gegen ihn wegen Besitzes einer Waffe, die bei einer Schießerei zum Einsatz gekommen ist. Aber zumindest macht er im Gegensatz zu Chris Brown richtig gute Musik...

Woran liegt das eigentlich? Diesem Thema ging der Sozialpsychologe Casey DeBuse an der Universität von Cambridge auf den Grund. "Do Bad Boys finish first?" heißt seine Arbeit, also in etwa "kommen böse Jungs eher ans Ziel?".

DeBuse analysiert darin die "Partnerpräferenzen heterosexueller Frauen", indem er männliche Stereotypen - Held, Bad Boy, Nice Guy, Loser - mit drei Eigenschaften verknüpfte: Dominanz, Unterstützung, körperliche Attraktivität. Zusätzlich teilte er die Männer in potenzielle Sexualpartner und ebensolche Beziehungspartner.

Keine große Überraschung: Die Mehrheit der Probandinnen entschied sich für den "Helden". Sowohl als Sex- als auch als Beziehungspartner. Der "Verlierer" landete dort, wo schon der Name ihn verortet, nämlich am Ende der Beliebtheits-Skala. Die netten Jungs und die Bad Boys bildeten das Mittelfeld.

Dies stellt allerdings nur ein Zwischenergebnis dar, denn der Wissenschaftler analysierte darauf hin auch noch den Charakter der befragten Frauen. Diejenigen von ihnen, die auf nette Jungs standen, zeigten überdurchschnittlich großes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.

Die Teilnehmerinnen, die sich zu Helden hingezogen fühlten, waren auf der Suche nach einem "Komplettpaket", wie DeBuse es nennt. Sie suchen also Dominanz, Unterstützung und Attraktivität in einem Partner, erwecken aber den Anschein, auch selbst "in dieser Liga zu spielen". Denn nur so sind sie für potenzielle Partner aus dieser Kategorie attraktiv.

Rihanna zeigt sich gern selbstbewusst, cool und stark. Ist sie es wirklich?

Und wer sind jetzt die Frauen, die sich zu den Bad Boys hingezogen fühlen? Bad Girls? Bitches? Coole Bohemiennes? Weit gefehlt. Es sind leider meistens Frauen, die sich selbst "unter Wert" verkaufen. Sie haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und eigentlich Probleme, jemandem zu vertrauen und starke Selbstzweifel. Die attraktive Optik zieht sie an, die scheinbare Stärke. Und manche glauben auch, dass der Bad Boy alles ist, was sie verdient haben ...

Und wie man in den täglichen Klatschspalten sieht, machen diese Probleme eben auch vor den schillernden, glänzenden und oft sagenhaft talentierten Celebrities nicht halt.

Andreas Bovelino

Über Andreas Bovelino

Redakteur bei KURIER freizeit. Ex-Musiker, spielte in der Steinzeit des Radios das erste Unplugged-Set im FM4-Studio. Der Szene noch immer sehr verbunden. Versucht musikalisches Schubladendenken zu vermeiden, ist an Klassik ebenso interessiert wie an Dance, Hip-Hop, Rock oder Pop. Sonst: Texte aller Art, von philosophischen Farbbetrachtungen bis zu Sozialreportagen aus dem Vorstadt-Beisl. Hat nun, ach! Philosophie, Juristerei und Theaterwissenschaft und leider auch Anglistik durchaus studiert. Dazu noch Vorgeschichte und Hethitologie, ist also auch immer auf der Suche einer archäologischen Sensation. Unter anderem.

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