Topmodel Gidi Hadid in rosa Unterwäsche und mit Mantel aus rosa Blüten

Warum eine altbackene Show für Victoria's Secret das Richtige ist

Neu erfunden hat sich Victoria’s Secret nach dem großen Imageschaden nicht. Man setzt auf Revival statt Revolution.

Engelsflügel, verführerische Unterwäsche, Topmodels in perfekter Pose, Konfetti und eine große Show. In New York zelebrierte man schon fast nostalgisch die neue Kollektion von Victoria“s Secret (VS) auf dem Laufsteg – als wäre (fast) nichts gewesen. Dabei wollte man sich doch eigentlich neu erfinden. 2018 wurde das Ende der jährlichen Show verkündet, um am Image zu feilen. Skandale und viel Kritik erforderten ein Umdenken.

Victoria's Secret hosts its annual runway show in New York

Die Show am 15. Oktober in New York: Es gibt zwar mehr Diversität auf dem Laufsteg, aber die schier perfekten Supermodels sind in der Überzahl.

©REUTERS/Brendan McDermid

Glanzzeiten in den Nullerjahren

In den Nullerjahren galt die Marke noch als ein begehrtes Stück Popkultur, als Inbegriff makelloser Schönheit. Heidi Klum oder Adriana Lima wurden als Secret Angels weltbekannt. Ein Drittel des Marktes beherrschte das glamouröse Unternehmen damals.

Victoria's Secret hosts its annual runway show in New York

Topmodel Alessandra Ambrosio

©REUTERS/Brendan McDermid

Der Absturz

Doch hinter den Kulissen ging es weniger glanzvoll zu. Vorwürfe von Machtmissbrauch, anzügliche Kommentare gegenüber Models und Aussagen des damaligen Marketingchefs Ed Razek, der 2018 betonte, keine Transgender- oder Plus-Size-Models buchen zu wollen, beschädigten die Marke. 

Auch wirtschaftlich kam der Absturz: Die legendären Push-up-BHs wurden von Bralettes und Sportvarianten verdrängt, während der Pandemie 250 Filialen geschlossen.

FASHION-US-VICTORIA'S SECRET

Alex Consani

©APA/AFP/ANGELA WEISS
FASHION-US-VICTORIA'S SECRET

Ashley Graham

©APA/AFP/ANGELA WEISS

Neue Gesichter, aber sonst unverändert

2024 kam es dann unter weiblicher Führungsposten zum Comeback der Show – allerdings mit einem wenig veränderten Auftritt der Marke.

Die zweite Show bestätigt nun, dass zwar mehr Diversität auf dem Laufsteg herrscht – mit Transgender-Model Alex Consani oder Plus-Size-Model Ashley Graham – aber die üblichen Supermodels ebenso wie das altbekannte Erscheinungsbild geblieben sind.

Nostalgie als Wert

Die neue Präsidentin Anne Stephenson hat nicht am Fundament gerüttelt. Vielleicht wollte sie das aber auch gar nicht. 

Denn Nostalgie hat ihren eigenen Wert – und der hippen Konkurrenz mit Schockmomenten oder radikaler Innovation nachzujagen, ist für ein behäbiges Flaggschiff wie Victoria's Secret wohl ohnehin ein aussichtsloses Unterfangen.

Christina Michlits

Über Christina Michlits

Hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. Nach Kennenlernen des Redaktionsalltags bei Profil und IQ Style, ging es unter anderem zu Volume und dem BKF. Seit 2010 bei KURIER für die Ressorts Lebensart und Freizeit tätig. Schwerpunkte: Mode, Design und Lifestyle-Trends.

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