
Thymian - kleines Kraut mit großer Kraft
Als eine der ältesten Heilpflanzen Europas entfaltet der antibiotisch wirkende immunstärkende Thymian bei Erkältung seine Wirkung.
Es war einer dieser überwältigend schönen Spätsommertage Ende September. Der Himmel über Stift Altenburg (gegr. 1144) war da noch ein bisschen blauer als sonst und das bei wohlig-warmen Temperaturen. Bilderbuchwetter. Entspannt flanierten die Leute durch das Waldviertler Barockjuwel, das auf vielerlei Weise begeistert. Etwa mit der mittelalterlichen Klosteranlage, dem „Kloster unter dem Kloster“, das man vor einigen Jahren freigelegt hat und seither eindrucksvoll in Szene setzt. Oder mit den Gärten des Stiftes, jeder für sich ein Labsal für die Seele und Sinne. Im Apothekergarten, den man nach historischer Vorlage aus 1830 anno 2007 in ähnlicher Form wieder angelegt hat, vermittelt Kräuterpädagogin Manuela Apfelthaler-Prohaska regelmäßig Wissenswertes über heimische Kräuter. Zu Beginn des Herbstes interessierte so manchen Teilnehmer bei der Gartenführung unter anderem, wie man seine Immunabwehr stärkt und Erkältungskrankheiten vorbeugt bzw. im Fall des Falles schnell wieder gesund wird.
„Der echte Thymian ist eine vielfältig einsetzbare und hoch wirksame Powerpflanze.“
Manuela Apfelthaler-Prohaska, Inhaberin von Gesundheitsbalance. gesundheitsbalance.at
„Neben etlichen heimischen Heilkräutern haben wir da mit dem echten Thymian eine sehr effektive Pflanze zur Hand. Obwohl Thymus vulgaris zu den ältesten Heilkräutern Europas zählt, ist er meinem Empfinden nach momentan ein bisschen ein Stiefkind. Zu Unrecht, wie ich finde, denn Thymian ist sowohl ein feines mediterranes Würzkraut als auch ein hervorragendes Heilkraut. Die so lieblich wirkende Pflanze mit den vielen kleinen rosa bis violetten Blüten ist eine absolute Powerpflanze. In meinem Garten wächst sie üppig seit vielen Jahren“, verrät Manuela Apfelthaler-Prohaska und streicht einige der besonderen Inhaltsstoffe heraus. „Neben einer Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe wie Flavonoiden, Gerb- und Bitterstoffen sind die ätherischen Öle Thymol, Geraniol und Carvacrol der Pflanze essenziell.“ Diese Öle wirken antibiotisch. Deshalb wurde Thymian früher salopp auch als „Antibiotikum der armen Leute“ bezeichnet. „In ihrer Gesamtheit wirken die Inhaltsstoffe entzündungshemmend, antibakteriell und antiviral.“
Obendrein tragen Vitamine, unter anderem Vitamin C, und die Mineralstoffe Eisen und Zink, zur Stärkung des Immunsystems bei. Die bereits erwähnten Bitterstoffe regulieren die Verdauung und wirken deshalb ebenfalls immunstärkend. Auch wenn man es seinerzeit wissenschaftlich nicht begründen konnte, kannte man diese Effekte schon in der Antike. Einen Hinweis dazu liefert auch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „thymos“ selbst. Es kann aus dem Griechischen hergeleitet und mit Kraft oder Mut übersetzt werden. „Tatsächlich wissen wir aus historischen Überlieferungen, dass römische Soldaten vor einem Kampf oder einer Schlacht zur körperlichen Stärkung ausgiebige Thymianbäder genommen haben“, erläutert die Waldviertler Kräuterexpertin.
Echter Thymian bewährt sich zudem als Hausmittel bei Husten und Heiserkeit, Bronchitis, Asthma, Entzündungen im Mund- und Rachenraum „Die Möglichkeiten der Anwendungen sind vielfältig“, sagt Manuela Apfelthaler-Prohaska. Aus Thymian macht sie beispielsweise Tee, Sirup und Honig. „Praktisch ist ein Ölauszug auf Jojobaöl-Basis, den man dann tropfenweise für Inhalationen, Aufgüsse, Fuß- und Wannenbäder verwenden kann.“ Auch in der täglichen Kulinarik ist Thymian ein ständiger Begleiter. „Ob in Aufstrichen, als Gewürzsalz oder in der Spaghettisoße“, so der Nachsatz der Kräuterexpertin, „würziger Thymian ist bei mir immer dabei.“
Anwendungen
Thymiantee: 2 Teelöffel getrocknetes Thymiankraut mit einem 1/2 Liter kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen lassen.
Thymianöl: Eine Flasche oder ein Einsiedeglas mit geschnittenem Thymian befüllen und mit Öl – Manuela Apfelthaler-Prohaska empfiehlt Jojobaöl – aufgießen bis der Thymian komplett bedeckt ist. Vier bis sechs Wochen dunkel stellen. Dann durch einen Kaffeefilter abseihen, in ein dunkles Gefäß abfüllen. Kann tropfenweise für Bäder, Inhalationen oder als Basis für weitere Verarbeitungen, etwa für Salben, verwendet werden.
Thymian-Honig: Frische Thymianzweige einfach in Honig einlegen und über mehrere Wochen darin ziehen lassen.
Frischer Thymian: Vielfältig verwendbar in Aufstrichen, Soßen, als Gewürzsalz.
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