Beim Training gerät eine Frau außer Atem.

Fitness-Challenge "The Great Lock-In": Gesund oder gefährlich?

Ein Kardiologe des Herz Zentrum Wien bewertet die Challenge „The Great Lock-In“.

In den sozialen Netzwerken macht derzeit die Fitness-Challenge „The Great Lock-In“ die Runde. Bis zum Ende des Jahres sollen die Teilnehmenden auf Folgendes verzichten: Nikotin, Alkohol, Fast Food, Zucker und Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen.

Zusätzlich soll man vier bis fünf Mal die Woche Sport betreiben, jede Nacht neun Stunden schlafen, drei Liter Wasser pro Tag trinken, täglich kalt duschen und 10.000 Schritte pro Tag gehen. Aber wie gesund ist das? „Prinzipiell ist das zusammengefasst perfekt zur Prävention“, bewertet der Kardiologe David Weidenauer vom Herz Zentrum Wien die Challenge.

Er empfiehlt eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining. Letzteres dient zur Verbesserung der Knochendichte und hilft, gesund alt zu werden. Dass ein Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Fast Food gesund ist, erklärt sich von selbst: „Es gibt keine negativen gesundheitlichen Effekte, wenn man von heute auf morgen mit dem Rauchen aufhört. Wenn es einem schwerfällt, kann es helfen, die Menge nach und nach zu reduzieren.“ Auch auf Zucker zu verzichten, lohnt sich. „Ein hoher Zuckerkonsum erhöht das Risiko für Übergewicht, Diabetes, Herzkreislauferkrankungen und Entzündungsprozesse.“

Für wen der Fitness-Trend nicht geeignet ist

Nur beim Sport komme es darauf an, ob Vorerkrankungen bestehen. Wenn ein 50- bis 60-Jähriger, der bisher komplett auf Sport verzichtet hat, plötzlich anfängt, vier bis fünfmal die Woche ins Fitnesscenter zu gehen, „ist eine Beratung vorher empfehlenswert“. Der Mediziner rät zudem, einen Gesundheitscheck beim Internisten zu machen. „50 Prozent der Menschen, die an plötzlichem Herztod sterben, galten bis zum Tod als herzgesund.“ Er ergänzt: „Wenn jemand 30 Jahre lang geraucht, sich schlecht ernährt und keinen Sport gemacht hat, kann es sein, dass die Herzgefäße über 50 Prozent verengt sind. Das spürt man vorher nicht.“

Als sportliche Betätigung gelte etwa auch Nordic Walking. „Wenn ich keine relevante Herzerkrankung habe, ist das kein Problem“, beruhigt Weidenauer. Schwimmen oder insbesondere Stiegen steigen, seien ebenso eine Option: „Menschen mit Herzrhythmusstörungen profitieren sogar von der körperlichen Betätigung“.

Wann Sport ungesund ist

Für einen gesunden Menschen ist es kein Problem, sich vier bis fünf Mal die Woche körperlich zu betätigen. „Erst bei über 15 bis 20 Stunden pro Woche kann Sport ungesund sein. Da kann das Risiko für Herzerkrankungen steigen“, warnt der Arzt.

Auch erholsamen Schlaf bewertet Weidenauer positiv: „Es müssen nicht neun Stunden sein. Manche Menschen sind nach weniger Stunden ausgeschlafen.“ Er befürwortet einen regelmäßigen Rhythmus: „Menschen, die ihr Leben lang Nachtdienste leisten, weisen oft ein höheres Risiko auf, an Krebs zu erkranken.“ Jeden Tag kalt zu duschen sei ebenso ratsam. Es habe für die gesunde Langlebigkeit „einen nachgewiesenen Effekt.“

Fragt sich nur: Wo bleibt bei dieser Challenge der Spaß? „Man muss nicht vier bis fünfmal die Woche ins Fitnesscenter gehen. Wer gerne spazieren geht, soll jeden Tag spazieren gehen. Wichtig ist, dass man kontinuierlich etwas macht, denn aus medizinischer Sicht sind gesunde Ernährung, Bewegung und der Verzicht auf Rauchen und Alkohol zentrale Säulen wirksamer Gesundheitsprävention.“

Liisa Mikkola

Über Liisa Mikkola

Digital Producer bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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