Szene aus dem Film The King of Staten Island (2020): Pete Davidson steht mit nacktem Oberkörper, der mit Tattoos bedeckt ist, und ausgebreiteten Armen und Sonnenbrille auf einer Straße in einem Wohngebiet.

Wie schmerzhaft ist Tattoo-Entfernung? Eine Wiener Ärztin klärt auf

Eine Spezialistin für Tattoo-Entfernung in Wien klärt über Laserbehandlung und Co. auf.

200 Tätowierungen ließ sich US-Komiker Pete Davidson mit Anfang 20 innerhalb von drei Jahren stechen. Arme, Brust und Rücken sind übersät. Vor fünf Jahren begann er den langwierigen, schmerzhaften und teuren Prozess, sie zu entfernen. Nur einige wenige will er behalten. „Ich war drogenabhängig und ein trauriger Mensch. Ich fühlte mich hässlich und musste mich verstecken“, sagte er Variety. „Wenn ich in den Spiegel schaue, will ich nicht die Erinnerung daran, ’oh ja, du warst drogenabhängig und deshalb hast du SpongeBob auf deinem Rücken, der einen Joint raucht.“

15 Jahre, Hunderttausende Dollar: Pete Davidson lässt 200 Tattoos entfernen

Inzwischen ist er 31, werdender Vater und clean. Das soll auch sein Körper widerspiegeln. Arme und Genick sind inzwischen farbfrei, aber Davidson rechnet mit weiteren 10 Jahren und Hunderttausenden von Dollar, bis der Prozess, den er als „ziemlich schrecklich“ bezeichnet, abgeschlossen ist.

Pete Davidson arbeitet seit 5 Jahren daran, sich seine Tätowierungen entfernen zu lassen

Seit 5 Jahren lässt sich Pete Davidson schon Tattoos entfernen. Nacken und Arme sind fast farbfrei, auf der Brust erkennt man, wie die Formen verschwinden. 

©Instagram / Elsie Hewitt

„Schmerz mit Rufzeichen“

Petra Hirtler, Allgemeinmedizinerin mit Spezialisierung auf Tattoo-Entfernung in Wien, redet die Behandlung nicht schön: „Das Lasern ist schmerzhaft. Es ist schmerzhafter als das Stechen. Mit Rufzeichen!“

Wie das Tattoo vom Körper abgebaut wird

Bei der Laserbehandlung dringen Laserimpulse in die Haut ein. Sie werden von den Farbpigmenten der Tätowierung aufgenommen, dadurch entsteht Hitze im Pigment, es wird zertrümmert. Der Farbmüll ist klein genug, um ausgeschieden zu werden, erklärt sie den Vorgang. Zum Teil geschieht das über Nieren und Darm, zum Teil lagert er sich in den Lymphknoten ab, wo er bleibt.

Laser-Tattooentfernung in drei Stufen: Die Tätowierung eines chinesischen Schriftzeichens auf einem Unterarm, das nur noch leicht sichtbare Schriftzeichen nach 8 Laserbehandlungen und vollständig entfernt nach 12.

Laser-Tattooentfernung in drei Stufen: Die Tätowierung vorher, das nur noch leicht sichtbare Schriftzeichen nach 8 Laserbehandlungen und vollständig entfernt nach 12.

©Dr. Petra Hirtler

Welche Farben sich besser entfernen lassen

Dunkle und rote Farben lassen sich laut Hirtler am besten entfernen. Weiß, Gelb oder helles Grün hingegen sei nur mit großem Aufwand entfernbar, wenn überhaupt. „Mit ein bisschen Zeit und Geduld kann ein Tattoo ganz verschwinden“, sagt die Expertin. Garantieren könne man das aber nicht.

Jeder Körper verhalte sich anders und der Wundheilungsprozess sei von Mensch zu Mensch verschieden. Die Behandlungsdauer hänge auch von Größe und Qualität des Tattoos sowie der Körperstelle ab. Je näher am Herzen das Tattoo, desto aktiver sei etwa die Lymphaktivität bei Abtransport der zertrümmerten Pigmente. 

Deshalb könne man vorher auch nicht sagen, wieviele Behandlungen notwendig sind und wie teuer die Entfernung wird. Klar ist, dass 6 bis 8 Wochen zwischen den Behandlungen liegen müssen. Die Entfernung braucht in der Regel zwischen sechs und 14 Laserbehandlungen und dauert je nach Größe wenige Sekunden oder mehrere Minuten je Sitzung.

Allgemeinmedizinerin Petra Hirtler ist auf Tattoo-Entfernung spezialisiert

Allgemeinmedizinerin Petra Hirtler ist auf Tattoo-Entfernung spezialisiert

©Petra Hirtler

"Ganz eigener Schmerz"

„Das Sprengen der Pigmente spürt man. Das ist ein ganz eigener Schmerz. Das fühlt sich an wie kurze, heiße Fettspritzer oder geht in die Richtung von Gummiringerl-Schnalzen“, weiß die Ärztin, die sich selbst schon Tätowierungen entfernen ließ.

Neben der Laserentfernung kann man Hautschichten auch chirurgisch abtragen oder die Haut ganz entfernen. Das sei etwa nötig, wenn jemand allergisch auf ein Tattoo reagiert, was selten vorkomme.

Hirtler rät jedoch von chirurgischen Eingriffen ab, wenn sie nicht zwingend nötig sind. Es komme zu Narbenbildung und es bestehe Infektionsgefahr.

Tattoo überstechen: "Das wissen die Wenigsten"

Ein anderer Weg, um ungeliebte Erinnerungen auf der Haut verschwinden zu lassen, ist das sogenannte Cover-up, bei dem eine neue Tätowierung die alte überdeckt. „Big Bang Theory“-Darstellerin Kaley Cuoco überdeckte das Hochzeitsdatum mit ihrem Ex-Mann im Genick mit einer Motte. Angelina Jolie hat den Namen ihres Ex Billy Bob Thornton am Oberarm durch die Koordinaten der Geburtsorte ihrer Kinder ersetzen lassen.

Rapper Machine Gun Kelly mit nacktem Oberkörper bei einem Auftritt in Moskau 2015 - Arme und Oberkörper sind voll tätowiert

Rapper Machine Gun Kelly mit nacktem Oberkörper bei einem Auftritt in Moskau 2015 - Arme und Oberkörper sind voll tätowiert

©IMAGO/Depositphotos/Depositphotos/Imago-Images

Ähnliches hört auch die Wiener Ärztin immer wieder in ihrer Ordination. „Es ist weniger das Tattoo selbst, sondern die Geschichte und die Erinnerung“, die Patienten hinter sich lassen wollen.

Dreimal so dunkel, viermal so groß

Was viele nicht wissen: Das Cover-up „wird ungefähr dreimal so dunkel wie das Ursprungstattoo und etwa viermal so groß“, sagt die Ärztin, die in der Szene gut vernetzt ist. Tätowierer schicken die Kunden zu ihr, damit sie das alte Tattoo aufhellt, oder entfernt, damit ein neues den Platz einnehmen kann.

Rapper Machine Gun Kelly hat sich für eine Extremvariante des Cover-up-Tattoos entschieden. Von den Handgelenken bis zum Halsansatz und hinunter bis zur Leiste ließ er sich fast vollständig schwärzen. Der Tätowierer verbrauchte 44 Nadeln, bis die Arbeit, inklusive Brustwarzen, beendet war. Er habe seine Tattoos, seitdem er 13 ist, und wollte seine Haut neugestalten, sagte er in der „The Jennifer Hudson Show“. Es sei „die schlimmste Tortur, die ich jemals erlebt habe“ gewesen.

Über Marianne Lampl

Redakteurin und Digital Producer bei KURIER und freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit. Geboren im Burgenland, für den Besuch einer Kunstschule mit 13 Jahren nach Wien gekommen. Studierte dann später in Graz Journalismus und arbeitete anschließend in Wien beim ORF, bei Heute und PULS24.at, unter anderem als Ressortleiterin für Szene, Lifestyle, Entertainment und Kultur. Seit 2024 bei KURIER und freizeit.at.

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