FILES-FRANCE-ECONOMY-FASHION-LABOUR-CLOTHING

Skandal um Loro Piana: Luxuskleidung von Billig-Zulieferer

Ein Kaschmirpullover kostet ab 1400 Euro. Gemacht werden sie von illegalen Einwandern in Italien, die vier Euro die Stunde erhalten.

Schon lange gab es Gerüchte um chinesische Ausbeuterfirmen mitten in Italien. Laut sprach man sie in den Espresso-Bars rund um Mailand aber selten an. Schon gar nicht im Piemont, wo Namen wie Loro Piana als Institution gelten. Doch jetzt ist das Schweigen vorbei.

Die italienische Finanzpolizei hat Loro Piana unter Zwangsverwaltung gestellt. Jene Marke, die für edelstes Kaschmir, leisen Luxus und für einen Preis steht, bei dem man beim Kauf lieber nicht fragt. Wladimir Putin wird in Mänteln der ultimativen Nobelmarke gesehen, ebenso wie Milliardäre, die auf diskreten Luxus stehen.

TOPSHOT-RUSSIA-UKRAINE-CONFLICT-CRIMEA-ANNEXATION-ANNIVERSARY

Blauer Daunen-Parka: Auch Putin trägt die zurückhaltende Nobelmarke

©APA/AFP/POOL/SERGEI GUNEYEV

Ein Label oder großes Logo sucht man vergebens, hier wird in der Königsdisziplin des Quiet Luxury gespielt. Eine einfache Baumwoll-Baseballkappe gibt es ab 500 Euro, einen Daunen-Parka um stolze 13.000 Euro.

Arbeiter verprügelt

Schon im Mai wurde eine Textilfabrik nahe Mailand wegen Verstößen geschlossen, erst jetzt wurde bekannt, dass auch Loro Piana Abnehmer der Ware - von Kaschmirjacken - war. Die Polizei wurde auf die Firma aufmerksam, als ein Arbeiter 10.000 Euro an unbezahltem Lohn gefordert hatte und daraufhin so schwer geschlagen wurde, dass die Verletzungen behandelt werden mussten.  

Die chinesischen, teils illegalen, Einwanderer mussten 90 Stunden pro Woche an sieben Tagen in der Woche arbeiten. Dafür erhielten sie einen Stundenlohn von vier Euro. Ihr Schlafplatz war in einem illegal eingerichteten Raum innerhalb der Fabrik.

120-Euro-Jacke für 5.000 Euro

Die Finanzpolizei urteilte nun, dass es Loro Piana "schuldhaft versäumt" hat, die Lieferanten eingehend zu kontrollieren. Mehr als 6.000 Stück an Jacken wurden offenbar geliefert, um 120 Euro pro Stück. Die Edelmarke verkauft die Teile dann um etwa 5.000 Euro weiter, wie auf ihrem Onlineshop zu sehen ist. 

Dabei darf man gerade bei solchen Preisen eigentlich davon aussehen, dass Lieferketten streng kontrolliert werden und die Kleidung aus nachhaltigen Produktionen stammt.

Kein Einzelfall

Loro Piana ist aber kein Einzelfall. Bereits im Frühjahr wurde bekannt, dass auch Dior – das Pariser Traditionshaus – wegen Verdachts auf Ausbeutung in Italien unter staatliche Aufsicht gestellt wurde. Der Vorwurf: Luxusmode „Made in Italy“, gefertigt von ausgebeuteten chinesischen Subunternehmern – mitten in Italien.

Besonders in Regionen wie Prato bei Florenz – einst ein Symbol für italienisches Handwerk – haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten hunderte chinesische Textilfabriken angesiedelt. Viele arbeiten als Zulieferer für große Namen, oft in der zweiten oder dritten Kette der Produktion. Genau das, was Fast-Fashion-Riesen vorgeworfen wird, passiert scheinbar auch im Luxussegment. 

Kommentare