
Trendsport Hot Yoga: Wann es gefährlich wird
Bei Hot Yoga wird in heißen Räumen geschwitzt, gedehnt, aber auch entspannt. Der österreichische Sportmediziner Alexander Mildner erläutert, für wen es sinnvoll ist und worauf man achten sollte.
Hot Yoga heißt der neue Fitness-Trend, der Hollywood-Stars wie Nicole Kidman begeistert und auch in österreichischen Studios immer mehr Anhänger findet.
Das Training, das zwischen 45 und 90 Minuten dauert, wird bei Temperaturen von rund 35 bis 40 Grad – meist in Räumen mit Infrarotheizungen – und moderater Luftfeuchtigkeit praktiziert.
Studien zufolge hat Hot Yoga viele positive Effekte auf die Gesundheit, darunter eine erhöhte Gelenkbeweglichkeit, eine verbesserte Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Muskulatur. Außerdem wird der Parasympathikus – der Teil des Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist – aktiviert, wodurch der Stresshormonspiegel im Körper sinkt.
Nicht zum Abnehmen geeignet
Doch die Sportart hat auch gesundheitliche Nachteile: Es kann etwa aufgrund der Hitze zu Dehydration und einem Elektrolytverlust kommen. „Ich empfehle Elektrolytgetränke zum Training“, sagt der österreichische Sportmediziner Alexander Mildner. Hot Yoga ersetzt auch kein vollwertiges Ausdauer- oder Krafttraining. Zum Abnehmen ist es nicht geeignet: „Es kann sein, dass ein Gewichtsverlust eintritt. Das ist aber trügerisch, denn rund 90 Prozent des Verlusts entfällt auf Flüssigkeit. Es gibt keinen Nachbrenner-Effekt wie beim Muskelaufbautraining.“
Daher eignet sich Hot Yoga eher für Ruhetage oder ergänzende Trainingseinheiten. Grundsätzlich kann jeder Hot Yoga betreiben. Allerdings ist es bei Vorerkrankungen ratsam, vorher den Haus- oder Sportarzt zu konsultieren. Es ist wichtig, abzuklären, ob Gelenke und Herz-Kreislauf den Belastungen standhalten können. „Wenn beispielsweise jemand kurz vor dem Herzinfarkt steht, kann das gefährlich werden“, warnt Milder.
Was man bei Hot Yoga nicht machen darf
In der Prävention und Rehabilitation gilt immer:
- Keine Bewegung darf erzwungen werden, wenn die Gelenkarchitektur es nicht zulässt.
- Nach Operationen, Frakturen oder Bänderverletzungen sind extreme Rotations- und Dehnpositionen absolute No-Gos. Wärme und Yoga unterstützen, aber ersetzen kein Training – und keine Stabilität.
- Ein „Muss“ in eine Richtung widerspricht dem medizinischen Grundprinzip der individuellen Belastbarkeit.
Unabhängig davon kann die hohe Raumtemperatur für manche Menschen zur Belastung werden. Manche Trainer raten ihren Kundinnen, den Raum bei Kreislaufproblemen oder Unwohlsein nicht sofort zu verlassen. Mildner erklärt, woran das liegen könnte: „Ich denke, das hat den Grund, dass die Kunden in der Beobachtung des Trainers bleiben sollen. In gewisser Weise hat dieser auch eine Verantwortung.“ Der Sportmediziner empfiehlt in dem Fall: flach hinlegen, die Beine hochlagern und schluckweise Wasser trinken.
Fazit: Hot Yoga kann – richtig angewendet – eine wertvolle Ergänzung zu Training, Prävention und Rehabilitation darstellen. Dennoch erfordert die Kombination aus Hitze, Flexibilität und kulturell geprägter Bewegungsausführung medizinisches Verständnis und individuelle Anpassung.
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