Ein buntes Jojo an der Schnur

Fettzellen haben ein Gedächtnis: Der Jo-Jo-Effekt beim Abnehmen

Die Kilos sind weg und kommen schnell wieder. Unser Fett hat ein Langzeitgedächtnis für Übergewicht.

Millionen Menschen kennen das frustrierende Gefühl: Trotz erfolgreicher Diät und Gewichtsverlust kehren die Kilos wieder zurück. Der gefürchtete „Jo-Jo-Effekt“ macht langfristigen Abnehmerfolgen oft einen Strich durch die Rechnung. Doch warum ist das so? Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) haben Licht auf dieses Rätsel geworfen und zeigen: Unsere Fettzellen verfügen über ein „Gedächtnis“ für Übergewicht.

Warum ist es so schwierig, das Körpergewicht zu halten?

Gewicht zu verlieren ist eine Herausforderung, doch das Gewicht dauerhaft zu halten, ist noch viel schwieriger. Der Körper scheint eine Art „adipogenes Gedächtnis“ zu besitzen, das sich gegen Gewichtsveränderungen wehrt. „Unsere Studie deutet darauf hin, dass ein Grund, warum es schwierig ist, das Körpergewicht nach einer anfänglichen Gewichtsabnahme zu halten, darin liegt, dass sich die Fettzellen an ihren früheren fettleibigen Zustand erinnern und wahrscheinlich versuchen, in diesen Zustand zurückzukehren“, erklärt Ferdinand von Meyenn, Spezialist für Metabolische Epigenetik. Die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen waren bisher weitgehend unbekannt. 

Vorher-Nachher-Darstellung einer Frau, die durch Gewichtsverlust eine bemerkenswerte Veränderung in ihrem Aussehen zeigt.

Einmal dick, immer dick? Die Fettzellen wollen wieder mehr Kilos 

©istockphoto

Nun haben die Wissenschaftler mittels modernster Sequenzierungsverfahren herausgefunden, dass sowohl menschliches als auch Mäuse-Fettgewebe nach erheblichem Gewichtsverlust zelluläre und transkriptionelle Veränderungen beibehalten.

Fehlregulierung der Fettzellen bleiben 

Das Geheimnis liegt im sogenannten epigenetischen Gedächtnis. Dabei handelt es sich nicht um eine Veränderung der DNA-Sequenz selbst, sondern um stabile, vererbbare Veränderungen in der Genaktivität, die beeinflussen, welche Gene wann abgelesen werden. Selbst nach dem Abnehmen bleiben diese „Post-its“ an Ort und Stelle und beeinflussen, wie die Fettzellen auf neue Reize reagieren. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass viele Gene, die während der Adipositas fehlreguliert waren, auch zwei Jahre nach einer bariatrischen Operation (Magenverkleinerung) und deutlichem BMI-Verlust weiterhin dereguliert blieben. Besonders die Adipozyten (unsere Fettzellen), Adipozyten-Vorläuferzellen und Endothelzellen zeigten ausgeprägte transkriptionelle Unterschiede, die nach dem Abnehmen bestehen blieben. Bei Mäusen konnten zusätzlich langfristige, Adipositas-induzierte Veränderungen im Epigenom der Adipozyten festgestellt werden. Mäuse, die dieses adipogene Gedächtnis trugen, legten viel schneller an Gewicht zu, wenn sie erneut einer fettreichen Diät ausgesetzt wurden.

Können neue Therapien bald dieses Gedächtnis löschen?

Diese Erkenntnisse könnten der Schlüssel für effektivere und dauerhaftere Therapien sein. Aktuelle Medikamente führen zwar zu Gewichtsverlust, doch nach dem Absetzen kommt es oft zum Wiederanstieg des Gewichts. Die neue Studie legt nahe, dass diese Medikamente das adipogene Gedächtnis nicht „löschen“. Zukünftige Therapien könnten darauf abzielen, dieses epigenetische Gedächtnis gezielt zu beeinflussen oder sogar zu „löschen“, um den Jo-Jo-Effekt zu überwinden und langfristige Gesundheitsergebnisse zu verbessern. Ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Adipositas.

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