Golden sunset over vineyards in Wachau valley(Unesco world heritage site) Lower Austria, Austria

Wie das Klima den heimischen Weinbau verändert

Frühere Lese, neue Sorten, andere Aromen: In Weinregionen wie dem niederösterreichischen Kamptal stellen sich Winzer auf neue Bedingungen ein.

Frisch, fruchtig, mit milder Säure – und immer seltener in Weingärten zu finden: Das alles trifft mittlerweile auf die Rebsorte Müller-Thurgau zu. Sie mag es kühler und reift früh. Und das ist längst auch im Kamptal in Niederösterreich nicht mehr der Fall. Der Grund: Der Klimawandel macht sich auch im heimischen Weinbau bemerkbar.

„Wir merken es auf jeden Fall und haben schon in den 1980ern begonnen, uns mit hitzeresistenteren und auch spätreifen Sorten neu auszurichten“, sagt Winzer Willi Bründlmayer aus Langenlois. Sorten wie der Müller-Thurgau, aber auch Frühreifer Roter Veltliner seinen längst gerodet worden.

Reife verzögern

Winzer wie Bründlmayer merken die klimatischen Veränderungen auch an anderen Dingen. Am auffälligsten: „Die Sonnenscheindauer verlängert sich. Und mit der Traubenernte beginnen wir im Schnitt um 3 Wochen früher als vor einigen Jahrzehnten.“ Dass dies nicht nur eine persönliche Wahrnehmung ist, das belegen die Daten der historischen Klimastation der „GeoSphere Austria“ (früher ZAMG) in Langenlois. Dort werden seit 1971 Wetterdaten genau aufgezeichnet.

„Wir sehen, dass sich die Winzer Gedanken über den Klimawandel und den Umgang damit machen“, bestätigt Johannes Schmuckenschlager, Weinbaupräsident Österreichs. „In Regionen, wo frühe Reife begünstigt war, arbeitet man daran, die Reife zu verzögern.“

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Willi Bründlmayer setzt auf hitzeresistente und spätreife Sorten.

©Weingut Bründlmayer/Herbert Lehmann

Die Maßnahmen beschränken sich aber nicht auf den Anbau von hitzeresistenteren Sorten. Ein Rädchen, an dem zusätzlich geschraubt werden könne, sieht Willi Bründlmayer etwa in Beschattungssystemen. „Mit speziellen Paneelen kann man die Weinstöcke entweder vor Sonne schützen – oder sie gezielt der Sonne aussetzen, wenn es notwendig ist.“ Auch mit Begrünungen der Weingärten könne die Ernte um rund eine Woche verzögert werden.

Schmuckenschlager führt ebenso Bewässerungssysteme als Möglichkeit an. „In bisherigen Toplagen wird das zunehmend ein Thema.“

Veränderte Aromen

Was die Aromen der Weine unter sich ändernden Bedingungen betrifft, ist die Kunst der Winzer gefragt. Durch mehr Sonne und Wärme früher reifende Trauben können nämlich nicht einfach auch früher geerntet und zu Wein verarbeitet werden. „Für die Weine ist auch die Hängezeit am Stock wichtig. Die Trauben sollen Hitze, einen langen Herbst und auch Kälte erleben. Dann haben sie mehr Charakter und Körper“, betont Bründlmayer. Grüner Veltliner, aber auch Rieslinge und weißer, blauer oder grauer Chardonnay kommen noch gut mit den Bedingungen im Kamptal zurecht. Grundsätzlich seien Rotweinsorten hitzebeständiger als Weißweine. „Bei kräftigen Rotweinen hat man nicht so viel gegen hohe Temperaturen. Bei Weißwein will man eher die Frische.“

Fakten

Weiß und Rot
Die bedeutendste Rebsorte in Österreich ist der Grüne Veltliner mit einem Anteil von 32,3 % an der Gesamtanbaufläche. Der Anteil von Zweigelt, der bedeutendsten Rotweinsorte, beträgt 13,4 %.

26 Liter Wein 
wurden im Wirtschaftsjahr 2023/2024 laut Statistik Austria pro Kopf in Österreich konsumiert.

Umgekehrt erhöht eine späte Ernte den Alkoholgehalt zu stark. Der Winzer erklärt das am Beispiel Grüner Veltliner, der für seine leichte, würzige Frische bekannt ist. „Würde er erst Anfang November geerntet, würde es ein schwerer Wein werden, der den Konsumenten von heute nicht so schmeckt.“

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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