Warum haben wir im Sommer mehr Lust auf Weißwein als auf Rotwein?

Mit Rotwein verbinden wir oft Winter. Dabei ist es ein Irrglaube. Er schmeckt auch, wenn es heiß ist. Warum wir ihn kühl genießen sollten.

Schockschwerenot! Da freut man sich den ganzen lieben langen Sommertag am griechischen Meer auf den Abend. Wenn man dann durchgebrutzelt und vom Nixtun müde auf ein Oktopusragout wartet. Und der Wein erst – so kühl, so weiß. Auf einmal bringen die im metallenen Krug einen Rotwein! Gekühlt! Ja, dürfen die das? Sind die Griechen am Ende gar nicht für die westliche Zivilisation verantwortlich, sondern einfach nur banale Banausen?

In keinster Weise. Die Hellenen wissen, was sie tun und was sie kredenzen. Ein kalter Roter kann schon sehr cool sein, besonders in der heißen Jahreszeit. Das wird auch in unseren Breiten immer mehr akzeptiert, wo man doch eigentlich im Sommer lieber einen Weißen oder gleich mehrere (oder Rosé) zu sich nimmt. Und das hat mehrere Gründe:

,Das liegt sicher zum einen an der Farbe, der Weißwein ist heller, er glitzert. Dazu sind wir es gewohnt, ihn gekühlt zu trinken“, sagt Christian Prückler, der bei der Weinakademie Rust für die Weinauswahl zuständig ist. „Mit dem Rotwein verbinden wir oft Winter und einen Abend vor dem warmen Ofen.“ Dazu wird wohl auch das deftigere Essen eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Und klar: „Natürlich enthält der Rotwein die Tanine, die Gerbstoffe.“ Die schmeckt man mit zunehmender Trinktemperatur auch intensiver heraus, was im Sommer wiederum kontraproduktiv ist. Aber wie sagt Prückler: „Mit 25 bis 28 Grad schmeckt kein Getränk.“ Daher sein Rat: „Es spricht gar nichts gegen den Kühlschrank.“

Rotwein muss Zimmertemperatur haben

Dass sich die Empfehlung: Rotweintemperatur ist gleich Zimmertemperatur auf frühere Zeiten ohne Zentralheizung bezieht, und der Wein auch keine 21 Grad haben sollte, sollte sich aber ohnehin auch langsam rumgesprochen haben.

Noch ist aber etwas zu tun. „Ganze Länder versuchen, diese alte Meinung zu ändern“, sagt Prückler. Immer mehr junge Winzer – besonders Bio- und Naturweinhersteller – würden den Rotwein kürzer auf der Maische liegen lassen. Dadurch werde er auch weniger stark, was im Sommer von Vorteil ist. Und überhaupt: „Ein kühler Pinot noir macht einfach Spaß“, gibt der Experte aus. Na dann!

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Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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