Weihnachtsbäckerei: Vanillekipferl - erstmals selbst gemacht
200 Gramm feinster Kekse werden heuer in Wiener Bäckereien um bis zu 32 Euro verkauft. Wem diese Teuerung vor den Feiertagen zu viel ist, könnte auch selbst Hand anlegen.
Sagen wir so: Man wird sich an diesen fünfstündigen vorweihnachtlichen Kekseback-Marathon wohl noch länger erinnern. Müde wie nach einem Radwandertag, dafür nicht unbelohnt, schleppt sich der Autor dieser Zeilen nach Einbruch der Dunkelheit zur Straßenbahnstation beim Schwendermarkt. Es gab in seinem Leben schon einfachere Übungen. Es gab jedoch in einer Küche der Volkshochschule 15 auch die Möglichkeit, ein To-do auf seiner Liste abzuhaken und Wertschätzung für vollendete Werke neu zu definieren.
Zum Beispiel: Viel mehr Respekt für handgemachte Vanillekipferl! Und zwar für jedes einzelne!
Wer noch nie in seinem Leben blechweise U-Förmiges geformt hat, kann nur schwer nachvollziehen, was das für ein filigranes Handgemenge erfordert. Ständig bröckelt Teig ab. Ui! Oje! Igitt! Muss neu geformt werden: Gib’ mir ein U! Kein I! Kein O!
Respekt unbedingt auch für Gerda Steger, die sich seit Jahren ebenso geduldig wie motivierend in den Dienst der Volksbildung stellt (mehr über ihren speziellen Kurs für KURIER-Leser siehe unten).
Auch das nicht üppige Selbstvertrauen des eher unbedarften Volkshochschülers vermag die zauberhafte Frau Gerda zu befeuern, am Beginn mit einer Art Vermengen nach Zahlen: Exakt 125 Gramm glattes Mehl gilt es zunächst in eine Schüssel zu füllen und abzuwiegen. Was für ein Hochgefühl, wenn auf der digitalen Anzeige der Küchenwaage genau 125 Gramm aufleuchten, womit auch schon die erste Zutat abgehakt werden kann.
„Jetzt kannst du das Mehl durchsieben“, gibt die professionelle Hobbyweihnachtsbäckerin ein Teig-Geheimnis preis. „Dann wird’s luftiger.“
Exakt 60 Gramm (geriebene) Mandeln und exakt 125 Gramm (zimmerwarme) Butter sind jetzt auch keine Hexerei mehr. Wobei sich die echten Virtuosen unter den heimischen Weihnachtsgebäck-Herstellern auf ihr Gefühl und ihre Erfahrung verlassen. Sklavisch an den Teig-Bauplänen halten lediglich die Back-Novizen fest.
Mixen leicht gemacht
Noch eine Erleichterung für alle, die ein Trauma ihrer Kindheit nie überwinden konnten oder wollten: Wer sich mit Schrecken daran erinnert, wie ihm/ihr von einem Erwachsenen ein Quirl in die Hand gedrückt und dann gefühlt nie wieder aus der Hand genommen worden war, darf sich jetzt entspannen. Hochpreisige Hightech-Mischmaschinen übernehmen heute den Knochenjob. Wie im Kino kann man zusehen, wie der Teig schön durchgeknetet und verrührt wird.
Die weitere Arbeit führt wiederum das Backrohr aus, ehe die bereits duftenden Kipferln noch einzeln in einem Gemisch aus Staub- und Vanillezucker gewälzt werden.
Ein Kilo Weihnachtskekse aus zugegeben edlen österreichischen Bäckereien kann heuer schon mal 100 Euro und mehr kosten. Zum nicht einmal halben Preis fertigt man mit Frau Gerda und mit Zutaten aus dem Supermarkt ums Eck zusätzlich noch zwei Teller Lebkuchen und zwei Teller Linzer Augen an.
Viel mehr – auch das soll nicht unerwähnt bleiben – hat der Volkshochschüler an diesem langen Nachmittag nicht zuwege gebracht. Mag das Weihnachtskeksebacken irgendwann einmal so richtig schön kontemplativ werden (man vergisst sogar, auf das Mobiltelefon zu schauen), frisst es einem doch ordentlich Zeit weg.
Und wie sind die Kekse geworden? Eigenlob stinkt. Andere sollen es sagen. Das Team der VHS 15 jubelte. Es blieb kein Keks auf dem anderen. Man hörte Wertungen von „ein Hit“ bis „köstlich“. Und unsere Frau Gerda rief sogar: "Magisch!"
Eigener Backkurs für KURIER-Leser(innen)
Angebot: Gerda Steger hat Gefallen am KURIER gefunden: Am Samstag, 25. 11. (von 11 bis 15 Uhr) bittet sie 15 Interessierte zum Kurs. In den vier Stunden werden zwei Sorten Kekse gebacken.
Hier geht’s zur Anmeldung: Der KURIER-Kurs findet in der VHS Rudolfsheim-Fünfhaus statt: 1150 Wien, Schwendergasse 41
Kursgebühr: 37,60 Euro Anmeldung mit dem Betreff „KURIER“ hier: [email protected]
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