
Vienna Tea Festival: Kaum jemand kennt alle 6 "echten" Tees
Was Wissen um Tee betrifft, ist Österreich ein Entwicklungsland. Beim Vienna Tea Festival will man das ändern.
„Die Leute kommen ins Geschäft und sagen, sie hätten gern einen Kräutertee. Und das ist ok, aber eben kein echter Tee. Das Bewusstsein ist einfach nicht da“, erzählt Ines Breiner aus ihrem Alltag in „Sir Harly’s Tea“ auf der Mariahilfer Straße.
Die 6 "echten" Tees, die kaum jemand alle kennt
Was die Teekultur betrifft, liegt Österreich weit hinter anderen Ländern, zum Beispiel denen des ehemaligen Ostblocks, zurück. Dennoch tut sich viel in der Teeszene. Deshalb hat der Wiener Teeverein 2024 das Vienna Tea Festival aus der Taufe gehoben. Breiner hilft bei der Organisation. Dort dreht sich alles um die sechs „echten“ Tees, die aus der Teepflanze Camellia sinensis gewonnen werden.
Gelber Tee für den Kaiser
„Es gibt weißen Tee, gelben, grünen, Oolongs, schwarzen Tee und dunkle Tees“, erklärt die Teeexpertin. Weißer Tee etwa wird nur luftgetrocknet, bei grünem verwendet man Kontakthitze oder Dampf, um die Oxidation zu stoppen. Dadurch bleiben die Blätter grün.
„Den gelben Tee kennen die wenigsten, weil aus China sehr wenig exportiert wird“. Einst, erzählt sie, meinte ein chinesischer Kaiser, er liebe Tee, möge aber die Bitterkeit nicht. „Daraufhin wurde eine Möglichkeit gefunden, dem Tee die Bitterstoffe zu entziehen. „Er ist ein bisschen floraler, ein bisschen leichter. Wir haben etwa einen im Laden, der nach Mandarine schmeckt und sehr blumig ist.“

Ines Breiner ist im Organisationsteam des Vienna Tea Festivals und arbeitet in Sir Harly's Tea auf der Mariahilfer Straße
©Marie-Sophie Nöstelthaller"Muss man mögen": Aroma von Waldboden oder Matsch
Ebenfalls eher wenig bei uns bekannt, in Osteuropa aber sehr beliebt, sind die dunklen Pu-Erh-Tees. Sie werden in sogenannte Teekuchen gepresst, ursprünglich für den leichteren Transport über die Seidenstraße. Daraus erklärt sich bis heute die Beliebtheit in Osteuropa, weil die Seidenstraße dort verlief.
In gepresster Form fermentiert der Tee und bekommt seinen intensiven Geschmack. „Pu-Erh muss man mögen“, sagt Breiner. Sein Aroma erinnert an Waldboden oder Matsch nach dem Regen. Er braucht jahrelang, um zu reifen. Wie beim Wein verändert sich nach dem Reifegrad auch der Preis. 100 Gramm können um bis zu 1.000 Euro gehandelt werden.

Pu-Erh-Tee ist der intensivste Tee, der einst über die Seidenstraße transportiert und deshalb zu Teekuchen gepresst wurde. In dieser Form fermentiert er.
©Ammar AvdicTeeanbau im Mühlviertel
Man muss aber nicht bis nach China schauen, um guten Tee zu bekommen. Auch in Portugal, Cornwall oder Schottland wird Tee angebaut. Es gab ebenso in der Wachau Versuche, dort habe die Bodenbeschaffenheit nicht gepasst.
Im Mühlviertel wird gerade mit dem Anbau begonnen, doch noch ist der Garten nicht ergiebig genug. Um Tee zu produzieren und ausreichend Ertrag zu bringen, braucht eine Teepflanze mindestens fünf Jahre. Tschanara, der erste Teegarten Deutschlands, hat hingegen heuer die Zertifizierung bekommen und ist erstmals am Vienna Tea Festival vertreten.
Großer Andrang am Vienna Tea Festival
Im Vorjahr war man schon eine Woche vor Start ausverkauft. Das soll heuer nicht passieren. Am neuen Standort in Wien-Hernals finden bis zu 1.500 Leute Platz. So, hoffen die Organisatoren, können Interessierte auch vor Ort noch Tickets erstehen.
Vorträge von „Die Geschichte des Matcha“ bis zu „Teeanbau in Europa“ stehen genauso am Programm wie Workshops, etwa, um den perfekten Tee zu Käse oder Schokolade zu finden.
Infos zum Vienna Tea Festival
Wann, Wo & Was?
Samstag, 4. Oktober und Sonntag, 5. Oktober, 10 bis 17 Uhr
Reaktor
Geblergasse 40, 1170 Wien
Tickets an der Tageskassa und online im Vorverkauf unter viennateafestival.at
Preis: ab 12 Euro.
Angeboten werden Workshops (gegen Aufpreis), Vorträge, Keramik und Verkostungen.
46 Aussteller aus Österreich und international sind vertreten.
Kommentare