Steirisches Kernöl vom niederösterreichischen Acker

Mehr als die Hälfte aller österreichischen Ölkürbisse kommen aus NÖ. 90 Prozent davon gehen in die Steiermark.

Der tiefgrüne cremige Saft fördert die Gesundheit, wird im Salat geliebt und ist Symbol für die bis nach Hollywood bekannte steirische Rohkraft. Das steirische Kernöl zählt zu den bekanntesten geschützten heimischen Markenprodukten aus Bauernhand. Und doch haben die Bauern in Niederösterreich klammheimlich den steirischen Kollegen eine wichtige Position abgelaufen. Denn auf blaugelben Äckern werden mittlerweile weit mehr „steirische“ Ölkerne geerntet, als in der grünen Mark.

Ölkürbisse gehören in NÖ zu den am meisten expandierenden Feldfrüchten. Von knapp 13.000 Hektar im Jahr 2019 wurde die Anbaufläche heuer auf 21.078 Hektar gesteigert. Damit wird die Steiermark mit 13.275 Hektar klar übertroffen. Österreichweit sind es rund 40.000 Hektar.

Marke durch EU-Regelung gesichert

„Gut 90 Prozent der geernteten Kerne gehen in die Steiermark“, berichtet Anton Brandstetter von der NÖ Landwirtschaftskammer. Dass sie die steirischen Ölmühlen dann pressen und unter der geschützten Marke „Steirisches Kernöl g.g.A.“ vermarkten dürfen, ist rechtlich durch die EU-Regelung für geschützte Anbaugebiet abgesichert. Somit dürfen Bauern in sechs nö. Bezirken als Vertragspartner der Ölmühlen die genau definierte dunkle Kernsorte, mit der weichen, nicht holzigen Schale anbauen.

Auch das Saatgut kommt zu 80 Prozent aus NÖ, sagt Brandstetter. Unter den 1.000 nö. Kürbisbauern gäbe es trotz der Stärke aber keine Gelüste auf eine eigene Landesmarke, sagt der Kammerexperte. Im Gegenteil: Kürbisbauern ohne Vertrag mit den Steirern, die oft auch Biobetriebe sind, vermarkten ihre Ernte erfolgreich ab Hof. Sie nutzen für das eigene regionale Kernöl gerne das Know-how der 40 steirischen Ölmühlen beim Rösten und Pressen ihrer Kerne.

Knabberkerne und Brotbeimischung

Aber wie reagieren die Steirer auf die Aufholjagd der Nachbarn?

Gelassen. „Die niederösterreichischen Flächen sind zu fast 50 Prozent bio. Diese Ernten werden großteils als Knabberkerne oder Brotbeimischungen verarbeitet“, sagt Reinhold Zötsch von der „Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“. Er glaubt, dass die Steirer bei konventionellen Ölkernen noch immer obenauf sind. „Aber, sollte es anders sein, macht das auch nix“, sagt er lachend. Die Freude über eine gute durchschnittliche Ernte überwiegt. „Wichtig ist, dass unser Öl so geschätzt wird und dass es aus Österreich kommt.“

Wolfgang Atzenhofer

Über Wolfgang Atzenhofer

Ich heiße Wolfgang Atzenhofer, bin 62 Jahre und arbeite seit 1986 beim KURIER. In der NÖ-Redaktion bin ich der Mostviertler, arbeite aber auch über den Zentralraum oder schreibe über aktuelle landespoltische Themen. Berichterstattung über eine spannende und ständig vorwärts strebende Region, die gleichzeitig meine Heimat ist, haben sich bei mir zu einer Leidenschaft entwickelt. Dennoch versuche ich eine kritische Distanz zu allen Akteuren zu halten. Spannende Lokalpolitik aber auch große überregionale Chronik-Themen, wie der Fall Fritzl in Amstetten oder vielleicht das Leben und Treiben der Ötscherbären waren spannende Themen in der Vergangenheit. In der Freizeit sind vier Enkelkinder oder die Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr ausgleichende und sinnererfüllte Beschäftigungen.

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