Pet Nat: Dabei sein ist alles

Trends haben die zweifelhafte Eigenschaft Herdenverhalten loszutreten. Auch beim Wein.

Es beginnt harmlos: jemand macht etwas Neues, das zunächst von der Masse argwöhnisch beäugt wird – um dann, wenn sich Erfolg einstellt, just von jenen kopiert zu werden, die sich darüber am meisten echauffierten. Man erklärt das Außergewöhnliche zum Trend und beraubt es so seiner Einzigartigkeit.

Die Gärung gestaltet sich nicht immer friktionsfrei: erwischt man den falschen Zeitpunkt, hält die Flasche dem CO2- Druck nicht stand und explodiert.

Das widerfuhr auch Pet Nat. Pétillant Naturelle, nach der méthode ancestrale erzeugter Perlwein, ist eine alte Methode aus Frankreich und Italien. Es ist die natürlichste Art, Sprudel zu machen: Anders als bei Champagner oder Sekt, wo mittels Zugabe von Zucker und Hefe eine Zweitgärung in der Flasche initiiert wird, erfährt Pet Nat nur eine Gärung ohne jegliche Zusätze: Der noch gärende Wein wird in die Flasche gefüllt, verschlossen und seinem Schicksal überlassen. Das gestaltet sich nicht immer friktionsfrei: erwischt man den falschen Zeitpunkt, hält die Flasche dem CO2- Druck nicht stand und explodiert. Die Natural-Wine-Bewegung entdeckte derlei Perlweine wieder. Etliche Auskenner rümpften erst die Nase ob der rustikalen Schäumer – irgendwann gaben jedoch selbst die konservativsten Fachmagazine klein bei und berichteten über den neuen Sprudeltrend.

Fortan probierten sich auch Winzer an Pet Nats, denen das Wort Spontangärung bislang partout nicht über die Lippen kommen wollte. Nicht immer mit überzeugendem Ergebnissen. Aber so ist das halt mit Trends – dabei sein ist alles.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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