„Steirasia“ kombiniert die Steiermark mit Asien: Stahlkörbe und Neonleuchten an der Wand sollen an einen Markt in China erinnern.

Neue Lokale in Wien: Wenn Kernöl die Sojasauce ersetzt

Steiermark und Asien im 9. Bezirk, die Philippinen und Wien im 7. Bezirk: In neuen Lokalen ist die Küche Spiegel der multikulturellen Identität der Eigentümer.

Demnächst wird Earl Valencia das Namensschild „Lolo & Lola“ auf die Fassade seines ersten Restaurants in einem Barockhaus in der Burggasse 19 anbringen.

„Lolo“ und „Lola“ bedeutet Oma und Opa auf Tagalog. Diese Sprache spricht man auf den Philippinen. Earl Valencia wuchs dort bis zu seinem 11. Lebensjahr auf, auf der Hauptinsel Luzon auf. Später wurde er Restaurantleiter im Wiener Szene-Lokal Motto am Fluss. Seine Großeltern kochten ihm früher Pancit (Nudelgericht), Adobo (Fleisch mit Reis) und Kaldereta (Fleischeintopf).

Earl Valencia eröffnet sein erstes Restaurant in einem Barockhaus in der Burggasse 19.

©Wynn Florante

Wie all das schmeckt, das möchte Valencia den Wienern ab dem 11. März näherbringen: „In London oder New York gibt es viele philippinische Restaurants, hier haben wir noch nicht genug davon.“

Zwei Welten, ein Lokal

Während der 33-Jährige noch knapp ein Monat bis zur Eröffnung hat, ist die 31-jährige Tini Zhou schon in der Soft-Opening-Phase ihres Herzensprojektes „Steirasia“ in der Servitengasse. Ihr Freund steht in der Küche, bereitet die Speisen zu. Die Stahlkörbe im Gastraum sollen an einen chinesischen Markt erinnern.

Das "Steirasia".

©Steirasia

Im „Steirasia“ kann man – wie der Name vermuten lässt – Speisen und Produkte aus der Steiermark und aus Asien essen bzw. kaufen. Es ist eine Fusion, eine Kombination aus beiden Welten.

Zhou ist zwar Asiatin, ihre Eltern stammen aus der Nähe von Schanghai. Sie selbst sieht sich aber als Steirerin. „Ich liebe die Steiermark, die Weine, die Buschenschanken.“ Zhous Eltern hatten früher ein chinesisches-japanisches Restaurant in Graz. Dort half sie mit, seit sie Denken kann. Doch jetzt sei es für eine neue Generation an der Zeit, zu glänzen, sagt sie.

Die 31-jährige Tini Zhou steckt schon in der Soft-Opening-Phase ihres Herzensprojektes „Steirasia“.

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Damit meint sie sich selbst und ihren Freund. „Acht Schätze“ oder „Hühnerfleisch süßsauer“ steht bei den beiden nicht auf der Karte. Sondern die Kombination ihrer Wurzeln: Etwa die „Steira Roll“ mit Avocado-Maki, gerösteten Kürbiskernen, Kernöl-Aioli und Kren (8,50 Euro). Weiters: geräucherte Zunge mit asiatischem Flair (8,50 Euro) – in Anlehnung an das steirische Nationalgericht saure Zunge. Bei Zhou wird die Schweinszunge in Soja- und Sternanis-Sauce aufgekocht.

Die „Steira Roll“ die beiden Welten in einer Kombination mit Avocado, Kürbiskernen, Kernöl-Aioli und Kren.

©Wynn Florante

Fusion-Küche kennt Zhou von klein auf. Denn steirische Produkte wurden von ihren Eltern schon immer asiatisch zubereitet. Ihr Lokal-Logo ist der steirische Panther, der sich dem asiatischen Panda annähert. In eine Schublade stecken lassen möchte man sich nicht: Auf der Karte sind viele asiatische Länder kulinarisch vertreten: Japan (Mochi und Sushi), Korea (Bulgogi), Thailand (Spicy Red Curry) oder China (Fried Chicken Noodels). Die Philippinen fehlen jedoch. Noch.

Im Jahr 2012 tauchten erste Berichte auf, wonach Küchenchefs aus den Philippinen ihre Küche international bekannt machen wollen. Zehn Jahre später gelten Speisen von dort als ambitionierter Food-Trend. Immer mehr Restaurants poppen in England, Kanada, Amerika oder Australien auf.

Viele Einflüsse

Der vergleichsweise späte Boom hat laut Earl Valencia damit zu tun, dass das Inselreich von so vielen Kulturen – etwa der indischen, spanischen oder chinesischen – beeinflusst wurde und die Identitätsfindung entsprechend dauerte. Nun kommt der Trend verstärkt nach Wien.

Die Geschichte des Landes ist in den Speisen zu finden. Vom Einfluss der Spanier zeugt etwa Adobo, das sowohl Geschmacksrichtung als auch Fleischgericht ist. Huhn oder Schwein wird dafür mit Gewürzen, Essig und Knoblauch mariniert und meist mit Reis gegessen. Bei Earl wird das Gericht neu interpretiert und mit Schweinskarree zubereitet.

„Adobo“, das philippinische Nationalgericht: Earl Valencia will es im „Lolo & Lola“ ab März neu interpretieren.

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Auch für Anhänger der tierlosen Küche wird gesorgt sein: „50 Prozent der Speisen werden vegetarisch oder vegan sein“, sagt Valencia.

Nur eines wird der Gastronom keinesfalls anbieten: die berüchtigte philippinische Spezialität Balut. Dabei handelt es sich um ein angebrütetes Ei mit Embryos von Enten oder Hühnern.

Wo kreative Fusionen zu finden sind

KitchA – Sushi Taco &Grill
Asien trifft Mexiko: Sushi, Steaks, Grill und Tacos
1., Wollzeile 19
Montag bis Freitag: 11 bis 22 Uhr, Samstag: 12 bis 22 Uhr

Dampha Kitchen
Gambisch-spanische Küche: Tapas mit frittierten Kochbananen oder Tacos
6., Linke Wienzeile 42
Dienstag bis Sonntag: 17 bis 22 Uhr

Lolo & Lola
Philippinisch-asiatische Speisen: Crispy Adobo (Schweinskarree mit hausgemachter Sauce) oder Kaldereta (Rindfleischeintopf, Gulasch-ähnlich)
7., Burggasse 19
Eröffnung am 11. März

Steirasia
Steiermark und Asien: Rolls mit Kürbiskernen, saure Zunge
9., Servitengasse 3
Montag bis Samstag: 11 bis 22 Uhr

Über Nina Oezelt

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