Gasthaus Napoleon: Cafetier Querfeld wird jetzt Wirt

Die Betreiber des Café Landtmann eröffnen Ende April das Gasthaus Napoleon am Kagraner Platz. Die Renovierung ist fast fertig.

Nein, Napoleon hat dort nie gegessen.

Auch wenn das oft behauptet wird – und bisher auch eine Tafel bei der Schank diese Geschichte fälschlicherweise weitergetragen hat.

Den Namen „Napoleon“ wird der riesige Bierfreihof am Kagraner Platz, dessen Betreiber im Sommer 2019 in die Insolvenz schlitterte, aber auch in Zukunft tragen: die Cafetiers-Familie Querfeld hat das Napoleon langfristig als Pächter (der Ottakringer Brauerei) übernommen und eröffnet es am 25. April neu.

Kennengelernt haben die Querfelds das zum Teil denkmalgeschützte Gebäude schon im ersten Corona-Sommer 2020. Aus der Not heraus: Weil in den Innenstadt-Cafés die Gäste fehlten, veranstalteten sie in dem riesigen Gastgarten mit den großen, alten Nussbäumen ein Bier- und Streetfood-Pop-up.

Das funktionierte so gut, dass die Cafetiers dortbleiben und jetzt auch Wirtsleute werden wollen.

Bis auf den Namen bleibt im Napoleon aber nichts, wie es war. Die Querfelds haben nicht nur das gesamte Inventar herausgerissen, sondern auch alle Böden. Sie haben Löcher zugemacht, Fenster getauscht und Wände versetzt. Herauskommen soll ein echtes, uriges Gasthaus, wie man es von früher kennt.

Dafür haben die Querfelds auch tatsächlich ein ganzes altes Gasthaus gekauft. Fast die ganze Inneneinrichtung stammt aus dem Gasthaus Gazi aus Ulrichskirchen im Weinviertel: die Wandvertäfelungen, die alten Lamperien, die Fenster, die im Untergeschoß eingesetzt wurden.

Nur der Kachelofen, der in der Gaststube aufgebaut wird, ist von Willhaben.

©Kurier/Juerg Christandl

Jagd und Kunst

Wenn ihm Corona irgendwas gebracht hat, sagt Berndt Querfeld, dann vielleicht, dass er draufgekommen ist, dass er und seine Familie gerne Gäste bewirten, die sie auch kennen. So, wie das auch im Café Landtmann der Fall ist. Deshalb, sagt Querfeld, sei der Sprung von der Innenstadt in die Donaustadt dann gar nicht so groß.

Vom gediegenen Ambiente der Querfeld’schen Innenstadt-Kaffeehäuser hebt sich das Napoleon aber stark ab. Jeder Raum ist in einer anderen Farbe gestrichen. Es gibt ein Jagdzimmer (grün), ein Hofburg-Zimmer (Beere), ein Künstlerzimmer (blau), ein Kräuterzimmer (beige). Der Gang ist ganz in Blau und Gelb getaucht.

Das künftige Hofburgzimmer

©Kurier/Juerg Christandl

Auf der Speisekarte gibt man sich weniger experimentell, dafür traditionell: Samstag, Sonn- und Feiertag soll es Braten mit Knödeln geben, ansonsten Klassisches wie Backhendl und Cordon bleu und alles, was man früher gern bei der Oma gegessen hat. Salonbeuschel und gebackene Mäuse zum Beispiel. Der Schwerpunkt der Getränkekarte liegt auf Bier, eh klar.

Das neue Lokal folgt auch einem Motto: Jeder soll dort seinen Platz finden. „Der Papa, der Schnaps brennt genauso wie die Tante, die gern auf dem Tisch tanzt“, sagt Querfeld. Das Beispiel kommt nicht von ungefähr: Das Obergeschoß mit den Loungemöbeln soll man künftig auch für Partys und Hochzeiten mieten können.

Bier und Palmen

Abgesehen von essen und trinken soll man im Napoleon auch Fußball auf großen Leinwänden schauen können, es sind Workshops geplant (Kekse backen, Socken stopfen), im Sommer soll es im Garten auch zwei Sandkisten geben, sagt Berndt Querfeld. „Eine für Kinder und eine für Erwachsene – mit Liegestühlen und Palmen.“

Künftig wird man im Napoleon übrigens mitunter doch einen Napoleon sehen: Es ist der Name des Hundes, der das Logo des neuen Lokals ziert.

Julia Schrenk

Über Julia Schrenk

Waldviertlerin in Wien. Seit April 2011 in der KURIER Chronik. Immer interessiert an spannenden Geschichten aus und über Wien.

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