Flaschenpost: Das Tier im Wein

Wer dachte, Wein sei eh vegan, weil bloß aus Trauben, irrt mitunter.

Man kann ja über jeden Menschen froh sein, der keine Tiere isst. Keine geschundenen Kreaturen aufgrund erbärmlicher Haltung oder widriger Transportbedingungen, weniger -Emission. Doch jede Ideologie hat ihre Auswüchse: Einigen reicht es nicht, sich vegetarisch zu ernähren, sie brauchen die strenge Nummer – sie wollen vegan leben. Aus Tierliebhabern werden nicht selten Dogmatiker, aus einer Einstellung Religion. Der Hype macht natürlich auch vor Wein nicht halt. Wer dachte, Wein sei eh vegan, weil bloß aus Trauben, irrt mitunter. Im Keller werden zuweilen tierische Eiweiße verwendet, um den Wein nach der Gärung zu klären. Hühnereiweiß, Gelatine, Kasein oder getrocknete Fischblasen binden Trubstoffe, die sich dann rasch am Fassboden absetzen. Der Wein wird abgezogen, meist auch noch filtriert. Von den tierischen Proteinen bleibt also nichts übrig – Veganern scheint jedoch allein die Vorstellung von animalischen Eiweißen der pure Graus, daher ersetzt man sie durch pflanzliche. Heute wird aber ohnehin oft Bentonit oder gar Aktivkohle verwendet. 

Der Hype veganer Lebensweise macht auch vor Wein nicht halt.

Einige Winzer verzichten aus ganz anderen Gründen auf Schönung, die nur der Optik dient, weil halt nichts den Glanz trüben darf. Schönung und Filtration verändert jedoch den Wein – glättet Struktur und Aroma. Ließe man dem Wein mehr Zeit, würden sich die Trubstoffe von allein absetzen – aber es pressiert halt – denn Zeit ist Geld. Das ist vielen Veganern wiederum wurscht – Hauptsache keine tierischen Proteine sind im Spiel.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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